Polnischer Schriftsteller Witold Gombrowicz

"Ich bin mein wichtigstes Problem"

53:57 Minuten
Eröffnung einer Warschauer Ausstellung über die Werke des Schriftstellers Witold Gombrowicz 2004
Der 1969 verstorbene Witold Gombrowicz wird als großer Schriftsteller immer wieder neu entdeckt. © imago/Super Express
Von Roman Herzog · 13.11.2022
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Mit einem Skandal enterte Witold Gombrowicz die Öffentlichkeit: Sein Roman „Ferdydurke“ spuckte auf alles, was Vorkriegspolen heilig war. Dann verschwand Gombrowicz, weil Hitler Polen besetzte, schrieb aber weiter und wird immer wieder neu entdeckt.
Auf einen Schlag rückte Witold Gombrowicz 1938 in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses: Mit 34 Jahren legte der Warschauer Gerichtsapplikant den Roman „Ferdydurke“ vor, ein rabiates Auflehnen gegen sämtliche bürgerlichen Normen, nationalen Institutionen. Gombrowicz zog gewitzt her über die „Halbgebildeten“, „Kulturtanten“, Moderneanbeter und den Landadel. Die Provokation ließ niemanden kalt und trug dem Autor begeisterte Anerkennung sowie totale Verrisse ein.

Aus zwei Wochen wurden 24 Jahre

Dazu die Einladung, an der Jungfernfahrt des polnischen Überseedampfers „Chrobry“ nach Buenos Aires teilzunehmen. Gombrowicz nahm an, wollte zwei Wochen bleiben – und blieb 24 Jahre: Die Wehrmacht hatte Polen überfallen und okkupiert.
Gombrowicz schlug sich in Argentinien anfangs mühsam als Bohemien, Bankbeamter und freier Schriftsteller durch. Er erwarb sich trotz der Isolation im Exil und der Verachtung für das kommunistische Nachkriegspolen eine gewisse Reputation als manischer, auch querulantischer Mensch sowie notorischer Ich-Erzähler.

Rückkehr nach Europa

Erst 1963 kehrte er nach Europa zurück – nicht nach Polen, mit dem er aus politischen Gründen nichts zu tun haben wollte, sondern nach Frankreich. Denn dort hatte man seine in Argentinien entstandenen Werke entdeckt und verlegt.
Seitdem wird der 1969 verstorbene Witold Gombrowicz als großer Schriftsteller immer wieder neu entdeckt: In den 1980er-Jahren entstand eine große Werkausgabe, nun erscheinen wichtige Werke in Einzelausgaben.
(pla)

Das Manuskript zur Sendung aus dem Jahr 2004 können Sie hier herunterladen.

Es sprechen Cathleen Gawlich, Astrid Meyerfeldt und Gunter Schoß
Regie: Beate Ziegs
Redaktion: Sigried Wesener

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