Rapper Danger Dan

"Werdet Immobilienmakler, nicht Rapper"

34:40 Minuten
Musiker Danger Dan singt am Klavier.
"Mir war schon klar, mit wem ich mich anlege", sagt Danger Dan über die Reaktionen von rechts zu seinem Song "Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt". © picture alliance/ Jens Büttner
Moderation: Katrin Heise · 23.12.2021
Audio herunterladen
Mit der “Antilopen Gang“ veränderte er die deutsche Rapszene, als Solokünstler macht Danger Dan mit einem Klavieralbum Furore. Auf der preisgekrönten Platte “Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ vereint er Antifaschismus mit Liebesliedern.
Daniel Pongratz ist nicht voll auf der Höhe der Zeit. Das ist keine Unterstellung - er behauptet das selbst von sich. Allerdings hat der Rapper nicht seine musikalische Karriere im Blick, gerade 2021 verlief für den Künstler, ob solo oder mit seiner „Antilopen Gang“, überaus erfolgreich. Es ist sein Künstlername, „Danger Dan", der nicht nur nach 90er-Jahre klingt.

"Daniel Pongratz war nicht cool für einen Rapper"

„Das ist so eine Jugendsünde. Ich habe diesen Namen auf dem Schulhof bekommen. Das war so eine Zeit, wo Alliterationen und Anglizismen total cool waren. Daniel Pongratz war jetzt nicht so cool für einen Rapper. Danger Dan klang irgendwie gut, ist aber nicht so gut gealtert.“
Den Namen jetzt noch zu ändern, dafür sei es zu spät, sagt der 38-Jährige. Sein Klavieralbum „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt" habe noch einmal ein Moment sein können, sich von „Danger Dan“ zu verabschieden. „Aber irgendwie wäre das auch so durchschaubar und vorhersehbar gewesen. Meine Hoffnung ist, dass man sich den Namen so oft anhört, dass er irgendwann an Bedeutung verliert.“

Vorbild Georg Kreisler

Danger Dan ist mit seinem letzten Album schlagartig auch denjenigen bekanntgeworden, die keinen Rap hören. „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ stand auf Platz 1 der deutschen Album-Charts, wurde ausgezeichnet, der gleichnamige Song millionenfach gestreamt.

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

Ein Klavieralbum, der Name sagt es ja, ist kein Rap, aber neu sei diese Stilrichtung für ihn nicht. Schon in der Kindheit begann Pongratz, Klavier zu spielen. Sein großes Vorbild: der Österreicher Georg Kreisler. Für das Klavieralbum habe sich „Danger Dan“ noch einmal die alten Platten des Musikers und Kabarettisten herausgeholt.
„Ich habe wirklich Hochachtung vor dem Mann. Ich habe mir wirklich Georg Kreisler angehört, um zu gucken, wie macht er das am Klavier.“
So entstand ein Album aus Liebesliedern. Darunter sind aber auch Songs mit klaren politischen Botschaften, vor allem gegen Neonazis, erzählt Pongratz.
Viele Plattenfirmen, so der Musiker, hätten das Album abgelehnt, „wegen Militanz in den Texten“. Da passte es, dass er zusammen mit seiner Band, der „Antilopen Gang“, ein eigenes Label gegründet hatte.

Arschlöcher und Faschisten

Im Song „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ spielt der Musiker auf kabarettistische Weise mit der Frage nach der Kunstfreiheit, formuliert zumeist im Konjunktiv. Explizit werden Jürgen Elsässer, Götz Kubitschek, Ken Jebsen und Alexander Gauland angesprochen. Pongratz nennt sie „Faschisten“ und ruft auf, „die Welt von ihnen zu befreien“.
Bei den vier Namen, sagt der Musiker, „bin ich mir sicher, dass das Arschlöcher sind. Es sind Faschisten. Man muss mit denen nicht reden, die haben geschlossene Weltbilder. Man kommt da auch anders nicht heran. Ich glaube, was hilft, ist, die zu beschimpfen und denen den Tag zu versauen“.
Reaktionen habe Pongratz darauf reichlich bekommen, viele aus dem rechten Lager, er sei nicht überrascht gewesen.
„Man darf das nicht herunterspielen. Mir war schon klar, mit wem ich mich anlege. Ich will aber an der Stelle viel lieber betonen, wieviel positive Reaktionen es gab. Ich will eigentlich Mut machen, keine Angst zu haben. Und gleichzeitig ist das so, wenn man sich mit Nazis auseinandersetzt, ein politischer Feind von Nazis ist, dann steht man auf deren Abschussliste. Und das ist in dem Fall leider wörtlich zu nehmen. Und genau deswegen muss man sich ja auch mit denen auseinandersetzen.“

"Wahnsinn passt zu uns"

War das Klavieralbum ein Soloprojekt von „Danger Dan“, hat der Rapper mit seiner „Antilopen Gang“ jetzt neue Songs veröffentlicht, „Antilopen Geldwäsche Sampler 1“ heißt das Projekt. Das Erscheinungsdatum 24.12. ist kein Zufall, erzählt der Musiker. Eigentlich kein Datum für ein neues Album. Das eigene Label sei hier sehr hilfreich gewesen, so Pongratz.

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

„Wir können einfach an Weihnachten ein Album rausbringen. Da würde jede Plattenfirma sagen: `Das ist Wahnsinn.` Und wir haben die Freiheiten zu sagen: `Perfekt, Wahnsinn passt doch zu uns. Dann machen wir das halt.`“

Der Erfolg war nie geplant

Als Daniel Pongratz mit seinen heutigen Bandkollegen begann, Musik zu machen, sei von einer erfolgreichen Karriere nie die Rede gewesen. Die finanzielle Unabhängigkeit, die man jetzt habe, sei alles andere als selbstverständlich.
„Tatsächlich ging es mehr um die Freundschaft, dass man etwas zusammen erleben kann. Also für alle Leute da draußen, die Interesse haben Geld zu verdienen: Werdet Immobilienmakler, aber nicht Rapper.“

Gegen das "toxische" Rapper-Image

Seit 2009 nennt man sich „Antilopen Gang“. Ein besonderer Moment auf dem neuen Album: Vor einigen Jahren hat sich ein Bandmitglied das Leben genommen. „Wir haben tatsächlich von ihm ein unveröffentlichtes Lied gefunden, das wir dann mitveröffentlichen wollten. Für uns wäre das nicht vollständig, wenn nicht von ihm auch Musik drauf ist.“
Bis heute haben Pongratz und die „Antilopen Gang“ dem „toxisch-männlichen“ Rapper-Image nie entsprechen wollen. Den „reaktionären Tendenzen“ – Sexismus und Homophobie – „wollten wir etwas entgegenzusetzen. Wir sind angetreten, weil wir die Szene um- und neugestalten gestalten wollen“.
(ful)
Mehr zum Thema