Wärmepumpen für das deutsche Klimaziel

Heizen mit Strom

Ein Fertighaus mit Solarzellen für Photovoltaik und einer Luft-Luft-Wärmepumpe in Bayern.
Eine Luft-Luft-Wärmepumpe vor einem Haus. © picture alliance/dpa/Foto: Daniel Maurer
Von Dirk Asendorpf · 02.10.2018
Die Energiewende findet auch im eigenen Zuhause statt. Erstmals haben in diesem Jahr Wärmepumpen bei Neubauten die klassische Erdgasheizung überrundet. Und in Rheinland-Pfalz kommen sie mit den neuen Energiesystemen besonders gut voran.
"Wir hatten hier im Haus ne Nachtspeicherheizung. 1980 haben wir die eingebaut und die war jetzt auch fällig und wir hatten enorm hohe Heizkosten um die 3.500 Euro. Und wir waren nicht bereit, den Betrag noch länger zu zahlen."
Nach seiner Pensionierung hat sich der Postbeamte Peter Breitbach entschlossen, sein Einfamilienhaus in einem Dorf in der Nähe von Koblenz auf ein völlig neues Heizsystem umzustellen: eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Sie hat die Größe einer Waschmaschine und steht im Keller. Durch eine Luke zum Garten wird Umgebungsluft angesaugt und einige Grad kälter in Richtung des Nachbarhauses wieder hinausgeblasen.
Das funktioniert sogar bei tiefen Minusgraden. Hier in der Vulkaneifel kann es im Winter schon einmal minus 20 Grad kalt werden. Mit der Wärme, die dem Luftstrom entzogen wird, heizt Familie Breitbach jetzt ihr Haus. Die Stromkosten haben sich um zwei Drittel reduziert. Der Preis war allerdings eine zweimonatige Großbaustelle, bei der Heizungsrohre gezogen und Flächenheizkörper in allen Zimmern installiert wurden.
"Das ganze Haus, das musste vom Keller bis ins Dachgeschoss, musste es stellenweise aufgebrochen werden, die Decken durchbrochen werden. Meine Frau hatte das Glück, die war zur Arbeit tagsüber, aber ich hab hier mit drin gewohnt."

Hätte Peter Breitbach sich für eine besonders effektive Erdwärmepumpe entschieden, dann würde er jetzt noch mehr Geld und Treibhausgas einsparen, in seinem Garten wäre während der Bauarbeiten aber auch noch ein zehn Meter hoher Bohrturm aufgestellt worden, um die Wärmesonden bis zu Hundert Meter tief in den Boden zu bringen. Es sind solche Baumaßnahmen, vor denen viele Hausbesitzer zurückschrecken und eine ausgediente Öl- oder Gasheizung dann doch einfach wieder durch eine neue ersetzen.

Heizen mit Strom klingt in der Vulkaneifel weniger exotisch

In der Vulkaneifel ist das etwas anders, denn dort wurden seit den 1970er-Jahren häufig elektrische Nachtspeicheröfen genutzt. Der Energiekonzern RWE hatte den Strom aus seinen Atom- und Braunkohlekraftwerken für das nächtliche Aufheizen der Speicheröfen günstig angeboten. Heizen mit Strom klingt dort deshalb weniger exotisch als in anderen Teilen Deutschlands.
"Die Vulkaneifel hat im Neubau einen Wärmepumpenanteil von 80 Prozent. Die nimmt eine Vorreiterfunktion deutschlandweit ein. Wir haben hier sehr gute Verhältnisse im Untergrund. Wir haben auch Unternehmen, die hier sehr stark engagiert sind und diese Wärmequelle auch propagieren und dass sich herumspricht, dass das ne gute Sache ist."

Sagt Martin Sabel. Er ist Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpen. Und sein Ziel ist es, die Vulkaneifel zum Vorbild für ganz Deutschland zu machen. Der Absatz von derzeit 75.000 Wärmepumpen müsse auf mindestens 300.000 im Jahr erhöht werden, nur so könne der Klimaschutzplan der Bundesregierung im Wärmesektor erfüllt werden. Informationsmangel hält er für das Haupthindernis auf diesem Weg – nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch bei den Heizungsbau-Betrieben.

Handwerkern fehlt die nötige Erfahrung

"Viele Handwerker sind tatsächlich noch fast ausschließlich im Bereich Öl- und Gasheizungen unterwegs und haben nicht die nötige Erfahrung. Aber es gibt in allen Regionen auch erfahrene Handwerker, die Wärmepumpen installieren können."
Frank Börsch ist solch ein Handwerker. Um Kunden von den Vorzügen der Wärmepumpe zu überzeugen, führt er sie in ein Haus mit drei Wohnungen, das er selber gebaut und mit der neuesten Technik ausgestattet hat.
"Wir haben eine Luft-Wasser-Wärmepumpe mit speziellem Schalldämmgehäuse konzipiert und eingebaut. Weiterhin haben wir eine Luft-Luft Wärmepumpe mit aktiver Heizung und Kühlung integriert und dann eine kontrollierte Wohnraumlüftung getrennt je Etage."


Wenn Frank Börsch das Gehäuse öffnet, in dem sich die beiden Ventilatoren der Wärmepumpe neben der Seitenwand seines Hauses drehen, dann zeigt sich, wie wichtig die Schalldämmung ist. Wird sie wieder geschlossen, ist tatsächlich nur noch ein sehr leises Rauschen zu hören. Doch selbst daran könnten sich Nachbarn stören. Bei Peter Breitbach stehen die Ventilatoren deshalb nicht draußen neben dem Haus, sondern unten im Heizungskeller.
"Die Nachbarn haben es scheinbar noch gar nicht so registriert. Die haben ihr Schlafzimmer auch zu der Seite raus und da ist bis jetzt noch keine Beschwerde gekommen. Von daher bin ich auch froh, dass die Anlage im Haus aufgebaut ist. Wenn sie draußen stünde, dann hätte man schon eher mal den Blick darauf und würde sagen, das stört. Aber so ist die Anlage im Haus drin und bis jetzt ist es scheinbar noch niemanden aufgefallen."
Die Umbauarbeiten für die Wärmepumpenheizung haben Peter Breitbach zwar viel Geld und Nerven gekostet, doch mit dem Ergebnis ist er rundum zufrieden.
"Mit den Nachtspeicheröfen, da hatten wir immer Geräusche, Staub, der aufgewirbelt wurde und jetzt haben wir die Luft-Wärmepumpe und es ist eine wohlige Wärme im ganzen Haus, also es macht richtig Spaß, jetzt hier wieder zu wohnen."
Frank Börsch ist zufrieden mit seiner Luft-Wasser-Wärmepumpe.
Frank Börsch ist zufrieden mit seiner Luft-Wasser-Wärmepumpe.© Deutschlandradio / Dirk Asendorpf
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