Verhältnis zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen

"Der Dialog muss weitergehen"

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Ein Minarett mit dem Halbmond und ein Kirchturm mit dem Kreuz stehen in Mannheim nebeneinander. © picture alliance / dpa / Ronald Wittek
Younes Al-Amayra im Gespräch mit Oliver Thoma · 14.11.2015
Der Islamwissenschaftler Younes Al-Amayra plädiert nach den Terroranschlägen von Paris für eine Fortsetzung des Dialogs zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen. Man müsse sich dagegen wehren, dass die Arbeit von Jahrzehnten von Terroristen innerhalb von Sekunden zerstört werde.
Wie viele andere Menschen empfinde auch er Entsetzen und Ohnmacht, sagte Al-Amayra im Deutschlandradio Kultur. Man habe immer das Gefühl, dass man nach Terroranschlägen mit der Arbeit des Dialogs neu beginnen müsse:
"Ich bin beispielsweise ehrenamtlich in verschiedenen Projekten tätig, wo es um Dialoge, wo es um Aufklärung geht, wo es auch darum geht, ein Stück weit aufeinander zuzugehen. Diese Arbeit wird schon seit Jahrzehnten von Muslimen betrieben und gemacht. Und dann von einzelnen Leuten in wenigen Sekunden jedes Mal kaputtgemacht."
Reaktion der Mehrheitsgesellschaft
Die Art des zukünftigen Dialoges hänge auch mit den Reaktionen in der Mehrheitsgesellschaft und von der Berichterstattung in den Medien ab, meinte Al-Amayra:
"Ob es differenziert ist, wo man das Ganze auch verortet, wem man letztlich die Schuld dafür gibt. Ob man das Ganze halt immer subsummiert unter die Religion des Islam."
Er hoffe aber nicht, dass die bisher geleistete Arbeit am Dialog nicht umsonst gewesen sei:
"Die, die uns kennen, die werden praktisch nicht gleich so stark emotionalisiert, dass sie gleich darauf einsteigen. "
Die Realität der Terroranschläge
Andrerseits gebe es die Realität der Terroranschläge:
"Aber ich sehe diese Bilder, ich sehe diese Bomben, ich sehe diese Toten. Und das bestätigt eigentlich jetzt doch mein schlechtes Bild vom Islam."
Die Mehrheitsgesellschaft dürfe Muslime nicht stigmatisieren, betonte Al-Amayra. Er verwies auf die Arbeit der rund 2500 Moscheen in Deutschland, die größtenteils ehrenamtlich geschehe. Dort werde so viel wie möglich getan, sie seien an der Grenze ihrer Belastung. Hier sei staatliche Unterstützung oder die Hilfe anderer Organisation nötig:
"Wenn vermeintlich selbst ernannte Muslime diese Tat im Namen einer Religion tun, dann kann diese Lösung aber auch nur gemeinsam mit den Muslimen gehen."
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