Kinokolumne Top Five

Die besten "Sissi"-Filme

05:31 Minuten
Eine Frau, historisch gekleidet mit einem Hut, steht an einem Fenster.
Mit der Verfilmung „Ludwig II“ von Regisseur Luchino Visconti aus dem Jahr 1973 überwand Schauspielerin Romy Schneider ihre Rolle in der biederen „Sissi“-Trilogie Jahre zuvor. © IMAGO / United Archives
Von Hartwig Tegeler · 09.07.2022
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Sisi und kein Ende. Jede neue Filmgeneration wird durch das schillernde Leben der österreichischen Kaiserin im Golden Käfig inspiriert. Was einst mit Romy Schneider begann, endet aktuell in der neuen Verfilmung „Corsage“ von Regisseurin Marie Kreutzer.

Platz 5 – „Die Sissi-Trilogie“ von Ernst Marischka (1955-1957)

Was damals für die Jungs Winnetou und Old Shatterhand waren, das war für die Mädchen „die Sissi“. Nur für die Mädchen? Nostalgie, Knallbuntes, Kitsch pur mit hochgesteckten Frisuren, bei denen man sich fragen musste: Wie ist das auftürmbar? Eskapismus pur. Diese Entlastung von der Nazi-Vergangenheit lief eine Dekade nach 1945 auf Hochtouren in Kino und Fernsehen in Gestalt eines vollendeten Bilder-Biedermeiers. „Goldener Käfig“ für Sissi. Da am Hof „Goldener Käfig“ auch für Romy Schneider, die für Jahre gefangen war in der Rolle der Edelkitsch-Kaiserin. 

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Dann ging Schneider – künstlerisches Anti-“Sissi“-Exil – nach Frankreich, spielte mit einer vollkommen anderen Aura. Aber, meint Biografin Renate Seydell: „Sie wurde von den französischen Regisseuren auch ganz anders behandelt. Sie war für die ein europäischer Star.“ Auch für andere europäische Regisseure. „Visconti hat bereits in Sissi eine Subtilität gesehen, die sie zu einer europäischen Schauspielerin mach.“

Platz 4 – „Ludwig II“ von Luchino Visconti (1973)

In „Ludwig II.“ spielt Romy Schneider noch einmal Kaiserin Elisabeth, die „Sissi“ - allerdings als schöne, extrem distanzierte vorgebliche Freundin Ludwigs, die dem in den Wahnsinn gleitenden, schwulen „Märchenkönig“ nicht helfen kann, sondern ihn – gefangen in ihrer Kälte, beseelt von der eigenen Macht und Größe – aufgibt. Ja, hier, bei Visconti, hat Romy die Trilogie-„Sissi“ überwunden.

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Platz 3 – "Sisi“ von Xaver Schwarzenberger (2009)

Was für ein Lauf: die italienische Schauspielerin Cristina Capotondi als Sisi – nett! – begleiten wir von der „Liebe auf den ersten Blick“, den die bayerische Herzogin auf Franz-Joseph wirft, bis zur Krönung selbiger Dame zur Königin von Ungarn. 197 opulente Minuten, die gern zu lesen bzw. zu sehen sind als mythischer Bilderreigen über mächtige Frauen, denen im Goldenen Käfig die Luft auszugehen droht.

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Insofern sind natürlich die Linien von Sisi zu Lady Diana – auch immer wieder gerne auf Bildschirm respektive Leinwand präsentiert – nicht zufällig, sondern gewollt. Er habe den „Mythos Sisi“ nicht zerstören wollen. Und natürlich steht am Ende die ungarische Krönung, nicht die Ermordung von Elizabeth. Erster Teil bei TV-Erstausstrahlung: 15,1 Prozent; zweiter Teil: 12,7 Prozent. Wie gesagt: diese Sisi hatte ein Lauf!

Platz 2 - „Sisi“ – Serie von Sven Bohse (2021)

Und die Serien-Sisi wiederum darf in der ersten Szene schon mal masturbieren unter der Bettdecke. Erwischt! Sisi – gespielt von Dominique Devenport – hat Sex und Action. Denn Franz Joseph haut am Anfang von Episode 1 sogar die Aufständischen platt, die ihm und seiner Zukünftigen nach dem traditionell-obligatorischen Galopp durch den Wald an die Gurgel wollen. Sechs mal 49 Minuten lang ist dieser feuchte Royalisten-Traum in der ersten Staffel. Nummer zwei ist in Arbeit.

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Platz 1 – Lissi und der wilde Kaiser“ von Michael Herbig (2007)

Ob Winnetou und Old Shatterhand, die Besatzung des Raumschiffs Enterprise oder Sissi, scusi Lissi: Für Michael Bully Herbig sind alle drei Film- und TV-Mythen ein wunderbares Angebot, der Welt zu entfliehen. Denn um was anderes als seine Film-Kindheit und -Jugend und die Erinnerungen daran geht es in diesem quasi Meta-Animationsfilm?

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„Lissi und der wilde Kaiser“ ist eine saukomische, durchgeknallte Hommage an die Romy-Schneider-Filme der 1950er. Und solcher Modus von liebevoller Respektlosigkeit ist die einzig akzeptable Haltung, die es zu „Sissi“, dem in Kitsch getränkten Mythos, einzunehmen gilt.

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