Zölle und Dekrete
Donald Trump will das Programm des Kennedy Center in Washington bestimmen. © picture alliance / AP
Trumps Kulturkampf

Donald Trump kündigt Zölle auf nicht in den USA produzierte Filme an und geht mit Dekreten gegen die "woke" Kultur vor: Die Beeinflussung des Kennedy Center oder der Smithsonian Institution sind Beispiele für den Kulturkampf des US-Präsidenten.
US-Präsident Donald Trump will nach eigener Aussage die heimische Filmindustrie retten – mit Zöllen. Wie das genau funktionieren soll, ist noch unklar. Seine Zollpolitik sorgt immer wieder für Turbulenzen. Auch den Kunstmarkt könnte es treffen.
Zölle sind aber nur ein Aspekt der Kulturpolitik Trumps. Er verspricht ein „Goldenes Zeitalter von Kunst und Kultur“ – und nimmt Kulturinstitutionen ins Visier: Alles, was in seinen Augen "woke" ist, soll umgekrempelt werden. Dabei geht er gegen Programme für Vielfalt, Chancengleichheit und Teilhabe vor. Das bekommt zum Beispiel das Kennedy Center in Washington zu spüren.
Ein weiteres Dekret soll die US-Geschichte umdeuten und zielt vor allem auf die Smithsonian Institution und ihre zahlreichen Museen ab. Wie führt Trump seinen Kulturkampf? Einige Beispiele.
Kultur in den USA unter Druck
Filmindustrie
Mit 100 Prozent Zoll will Trump Filme belegen, die im Ausland produziert wurden und in die USA kommen. Auf seiner Plattform Truth Social beklagt er, die US-Filmindustrie sterbe sehr schnell. Andere Länder lockten US-Filmemacher mit Anreizen zu sich. „Wir wollen, dass Filme wieder in Amerika gemacht werden“, so Trump. Wie die Ankündigung umgesetzt werden soll, blieb vorerst unklar.
Die US-Filmbranche mit ihren mehr als 2,3 Millionen Arbeitsplätzen spielt eine wichtige Rolle für die Wirtschaft im Land. Allerdings kriselt sie: Fast 20.000 Jobs seien in den letzten Jahren weggefallen oder akut bedroht, so Gewerkschaften. Wer in Hollywood arbeitet, hat das Problem, dass Studios immer öfter woanders drehen und produzieren, weil es dort günstiger ist als in Los Angeles. Denn in LA kann ein Drehtag mehrere 100.000 Dollar kosten.
Laut einer Umfrage unter Filmstudio-Chefs liegen die fünf bevorzugten Produktionsorte für 2025 und 2026 außerhalb der USA: in Toronto (Kanada), Großbritannien, Vancouver (ebenfalls Kanada), Zentraleuropa und Australien. Danach folgt Kalifornien.
Oft werden Filme auch an Originalschauplätzen gedreht. So wie die neue „Mission-Impossible“-Folge. Die Studios dürften nicht begeistert sein, wenn Produktionen wie diese mit 100 Prozent Zoll belegt würden.
Kunstmarkt
Trump hat hohe Zölle auf Importe aus zahlreichen Ländern verhängt und danach größtenteils auf zehn Prozent abgesenkt. Vorläufig. Als Drohkulisse bleiben sie. Für den Fall der Umsetzung befürchtet der Kunstkritiker Stefan Kobel den „Tod“ oder zumindest einen „sehr starken Schlag für den Kunstmarkt in den USA und in der Folge auch in Europa und bei uns“.
Der Kunstmarkt funktioniere international. „Viele Galerien machen einen Großteil ihres Umsatzes auf Messen, von denen die umsatzstärksten zum Teil in den USA liegen“, so Kobel. Auch die Auktionshäuser wären massiv betroffen, da dort hochpreisige Ware gehandelt werde. „Wenn jemand auf seinen 100-Millionen-Picasso, der aus Frankreich gekommen ist und in New York versteigert wird, noch mal 25 Millionen Dollar Zoll zahlen müsste, dann wird er ihn natürlich nicht kaufen“, ist der Kunstkritiker überzeugt.
Besonders stark exportorientiert sei der deutsche Kunsthandel. Mit Zöllen und möglichen Gegenzöllen würden Kunstschauen wohl regionaler, weil es kaum noch internationalen Waren- oder Kunstverkehr geben würde, vermutet Kobel.
Kennedy Center
“Wir haben das Kennedy Center übernommen. Uns gefiel nicht, was sie dort zeigen." Mit diesen Worten machte US-Präsident Donald Trump im Februar 2025 deutlich, dass er bestimmen will, was Kultur ist und was nicht. Bisher hat kein US-Präsident direkt Einfluss auf das Programm genommen. Der Aufsichtsrat war stets ausgewogen mit Demokraten und Republikanern besetzt. Trump machte sich selbst zum Chef des Gremiums, feuerte alle Demokraten und ernannte den früheren US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, zum Direktor.
Das John F. Kennedy Center for the Performing Arts ist das größte Kulturzentrum in Washington. Mit mehr als 2.000 Aufführungen auf mehreren Bühnen zieht es jedes Jahr über zwei Millionen Besucher an. Es beherbergt die National Opera und das National Symphony Orchestra.
Die Institution hat eine Leitwirkung und ist zentral für die Förderung von Kunst und Kultur insgesamt in den USA. Vor allem in dem Bemühen, die US-Gesellschaft in ihrer Vielfalt widerzuspiegeln und den Zugang zu Kultur für Menschen zu ermöglichen, die nicht privilegiert sind.
Trump missfielen nach eigener Aussage Dragshows – die allerdings nur einen winzigen Teil des Programms ausmachten. Dieses soll nach seinem Willen vor allem eines sein: nicht „woke“. Der Kampfbegriff steht für alles, was aus Sicht des Präsidenten zu links, zu progressiv ist.
Auch bei dem nationalen Förderprogramm für die Künste ("National Endowment for the Arts" - NEA) hinterlässt Trumps Kurs Spuren: NEA hat die Förderung für Künstler eingestellt, die sich mit den ihm verhassten Themen beschäftigen, darunter Verbreitung von sogenannter „Genderideologie“.
Smithsonian Institution
Trumps Kampf gegen DEI (Diversity, Equity, Inclusion) trifft auch die Smithsonian Institution. Auch dort soll es Programme, die Vielfalt, Chancengleichheit und Teilhabe fördern, nicht mehr geben.
Mehr noch: Mit einem weiteren Dekret zielt der Präsident auf die Geschichtsdarstellung ab. Titel: „Wiederherstellung von Wahrheit und Vernunft in der amerikanischen Geschichte“. Diese sei unter der demokratischen Vorgängerregierung ideologisch verzerrt und zu negativ dargestellt worden, so Trump. Soll heißen: als zu rassistisch, sexistisch und unterdrückerisch. In dem Dekret wird als Beispiel die Smithsonian Institution genannt.
Diese Institution ist nach eigenen Angaben mit 21 Museen und 14 Bildungseinrichtungen der größte Museums-, Bildungs- und Forschungskomplex der Welt. Das Jahresbudget in Höhe von über einer Milliarde Dollar wird zu 60 Prozent aus dem Bundeshaushalt finanziert. Zu dem Komplex gehört auch das unter dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama eröffnete Museum für afroamerikanische Geschichte, das nach Trumps Worten Aspekte der weißen Kultur zu kritisch darstelle.
Vizepräsident JD Vance soll nun dafür sorgen, dass „unangemessene Ideologie“ in den Einrichtungen keinen Platz mehr hat.
Nach Auffassung des Amerikanisten Simon Wendt verfolgt Trump ein Geschichtsbild, das im 19. Jahrhundert populär war. „Am Ende geht es hier um die Vision einer Nation und der Vorstellung eines amerikanischen Nationalismus, der sich um weiße Menschen dreht“, so Wendt.
Für den Chef der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), Hermann Parzinger, sind die Eingriffe Trumps "schockierend". Die SPK zeige sich solidarisch mit dem Smithsonian, das ein „enger Partner“ sei.
Kultureinrichtungen und Museen müssten ideologiefrei sein, betont Parzinger. "Ich glaube, die Freiheit der Wissenschaft und der Forschung ebenso wie der Kunst und Kultur – das ist eine Grundbedingung unseres modernen Staatswesens, einer aufgeklärten Gesellschaft, einer demokratischen Gesellschaft."
Lektüre an Schulen
Per Dekret will US-Präsident Donald Trump die angeblich „radikale Indoktrinierung“ in Schulen beenden. Dazu zählt er die seiner Meinung nach „diskriminierende Gleichstellungsideologie“. Nach dieser Logik gibt es keine strukturelle Ungleichheit; vielmehr seien Maßnahmen, die sich gegen Rassismus und Sexismus wenden, diskriminierend.
Dabei geht es unter anderem um die Frage, welche Bücher in Schulbibliotheken stehen dürfen. Das ist allerdings Auslegungssache, denn eine konkrete Liste hat Trump nicht vorgelegt. Doch die rund 160 Schulen, an denen Kinder von Mitarbeitenden des US-Militärs unterrichtet werden, entfernten im Februar 2025 vorsorglich Bücher, von denen sie annahmen, dass sie unter das Trump-Dekret fallen.
Dazu zählt „No Truth Without Ruth“ über die 2020 verstorbene Richterin am Supreme Court, Ruth Bader Ginsburg. Sie ist eine feministische Ikone in den USA. Oder „Freckleface Strawberry“, ein Buch der Schauspielerin Julianne Moore, in dem es um Akzeptanz und Selbstliebe geht.
Die sogenannten „Book Bans“ sind allerdings nicht neu: In republikanisch regierten US-Bundesstaaten wie Texas oder Florida gibt es seit Jahren Gesetze, die dem Dekret von Trump ähneln. Sie sind Teil des Kulturkampfes gegen die „Wokeness“. Der US-Präsident spitzt diesen Kampf zu und legitimiert ihn rechtlich und moralisch.
bth