Kommentar von Gayle Tufts
Selbst US-Bürger haben es bei der Einreise schwer: Boston Logan ist auch der Heimat-Flughafen von Gayle Tufts. © picture alliance / AP / Steven Senne
Nie mehr zurück in die USA?

Unter der Trump-Regierung erleben auch US-Bürger verschärfte Kontrollen an US-Grenzen. Wer politisch aktiv ist und Trump kritisiert, ist verunsichert. Und manche im Ausland lebenden US-Bürger fragen sich: Kann ich nach Hause zurückkehren?
Seit "The Return Of The Orange Monster" ist die Einreise in die USA komplizierter geworden. Selbst US-Bürger erleben verschärfte Überprüfungen an Flughäfen und Grenzen. Ich habe Angst, in mein eigenes Land zu reisen!
Die Situation ist wie der Titel des 1940 erschienenen Klassikers des amerikanischen Autors Thomas Wolfe: „You Can’t Go Home Again“ /„Es führt kein Weg zurück“. Oder – ich kann schon go home again, aber wegen meiner politischen Äußerungen - wie diesem Beitrag - I’ll end up with a One-Way Ticket nach El Salvador.
Verdächtig wegen falscher Apps?
Obwohl es keine aktuelle Reisewarnung vom Auswärtigen Amt gibt - das Ministerium warnt nur vor Terrorismus, Gewaltverbrechen und strikteren Einwanderungsgesetzen - machen sich viele Reisende Gedanken. Die Zahl der deutschen Urlauber in den USA ist im März um 30 Prozent eingebrochen.
Geschäftsleute bekommen von der Firma Burner Phones - neutrale Handys -, weil private Apps und Social Media von US-Zollagenten am Flughafen kontrolliert werden dürfen. Sie könnten „verdächtige“ Inhalte haben. Ich bin mir sicher, dass meine „New York Times“-App, meine Democrats-Abroad-Mitgliedschaft und Likes für witzige Bilder von Hunden in Trump-Kostümen nicht für grenzenlose Begeisterung bei den Türstehern in meiner Heimat sorgen dürften.
Besser nicht zu lange bleiben
Ein Kollege von mir gastierte gerade mit einer Inszenierung des Berliner Ensembles in New York und musste vorher das Auswärtige Amt kontaktieren, weil er ein paar Tage länger bleiben wollte, als sein Arbeitsvisum es erlaubte, um ein Paar Broadway Shows anzuschauen. Ihm wurde höflich davon abgeraten.
Angesichts dessen, was Fabian Schmidt passiert ist, ist das verständlich. Schmidt, ein Deutscher mit US-Aufenthaltsgenehmigung, wurde am Logan Flughafen in Boston bei seiner Einreise festgenommen und sitzt seit dem 7. März in Abschiebehaft. [Anmerkung der Redaktion: Mittlerweile wurde Schmidt aus der Haft entlassen.] Niemand weiß, warum er festgenommen wurde, aber es könnte etwas mit einem alten Drogendelikt zu tun haben - ein Cannabisvergehen vor zehn Jahren. Das Verfahren ist offiziell eingestellt worden, aber er sitzt trotzdem seit Wochen ohne Anklage in Haft. Das ist keine Netflix-Serie, das ist Real Life.
Machtdemonstration an der Grenze
Logan Airport in Boston ist auch mein Flughafen. Ich bin schon jetzt paranoid, obwohl ich noch gar kein Ticket in meine alte Heimat gekauft habe. Alles erinnert mich an 1985 und meinen ersten Besuch in Ostberlin: die Angst, etwas falsch zu machen, die unverständlichen Kontrollen – ZEIGEN SIE IHR OHR! -, die Maschinengewehre, die Präsentation der Macht. Wollten die grenzenlos von sich überzeugten Grenzpolizisten damals noch mein linkes Ohrläppchen sehen, ist es jetzt der Insta-Feed auf meinem iPhone.
Gleichzeitig verlassen prominente Amerikaner die USA – Ellen DeGeneres ist nach England ausgewandert, Richard Gere nach Spanien. Auch meine Schwester plant ihren Ausstieg und hat eine Hütte in Kanadas Nova Scotia gekauft. Mary Ann ist 72 und eine ehemalige Sozialarbeiterin. Die aktuelle US-amerikanische Politik bricht ihr das Herz. Nach einem Leben voller Aktivismus für Bürger- und Frauenrechte sucht sie jetzt ein friedvolles Rentnerinnenleben in Halifax. Aber vielleicht bleibt sie doch US-Amerikanerin, wenn Trump seine Ankündigung wahr macht und Kanada zum 51. Bundesstaat der USA erklärt …