Uraufführung von "Die Katze und der General" in Hamburg

Ein Abend, der stark an Nieren und Nerven geht

09:26 Minuten
Szenenausschnitt aus "Die Katze und der General" von Nino Haratischwili in der REGIE von Jette Steckel, in dem André Szymanski eine schwarze Bühnenwand mit weißer Farbe beschreibt. Im Hintergrund eine Einblendung von russischen Soldaten und darüber steht geschrieben: "1995 Moskau".
Der Roman"Die Katze und General" inszeniert von Jette Steckel auf der Bühne des Thalia Theaters in Hamburg begeistert unseren Fazit-Kritiker Michael Laages. © Foto: Armin Smailovic
Michael Laages im Gespräch mit Britta Bürger · 31.08.2019
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Zum zweiten Mal bringt das Hamburger Thalia-Theater einen Roman von Nino Haratischwili auf die Bühne. In „Die Katze und der General“ geht es um die moralischen Fragen von Schuld und Sühne. "Ein starkes Ereignis zu Beginn der Saison", sagt Michael Laages.
Der Roman "Die Katze und der General" schlägt die Brücke von den Tschetschenien-Kriegen der 90er-Jahre über die Welt des Oligarchentums nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion bis in die Community georgischer Migranten im heutigen Berlin. Regisseurin Jette Steckel, die bereits das Buch "Das achte Leben" der georgischen Autorin mit Erfolg mit auf die Bühne des Hamburger Thalia-Theaters gebracht hatte, überzeuge auch mit dieser Aufführung, meint Fazit-Kritiker Michael Laages.
Steckel verstehe es gekonnt, die verschachtelte Romanerzählung von Haratischwili umzusetzen. Ein General will ein von ihm und anderen verübtes Kriegsverbrechen sühnen und zettelt "eine Art Verschwörung an, um alle seine damaligen Mittäter wieder in den Griff zu bekommen, ihrer habhaft zu werden und sie zu bestrafen, wie er sich selbst bestrafen will", so Laages.

Jahreszahlen kommen von oben

Dafür springe die Geschichte immer wieder zwischen den Zeiten hin und her. "Das ist sehr wichtig für die Aufführung und für die Inszenierung von Jette Steckel. Sie lässt immer sehr großes Wände senkrecht aus dem Bühnenhimmel herunterfahren." Darauf werden die Jahreszahlen geschrieben, in denen das Stück gerade spielt. Dass man dem so wunderbar folgen könne, verdanke man dem "tollen Bühnenbild" von Florian Lösche.
Sein Bühnenbild aus diesen Wänden in Kombination mit Videoüberblendungen auf Gazevorhängen sowie immer wiederkehrendem Nebel mache die Aufführung "sehr, sehr eindrücklich", erklärt Laages. "Ich habe lange nicht mehr erlebt, dass das Publikum in der Pause nicht applaudiert. Man muss schon ziemlich mitgenommen sein, um das nicht zu tun. Das ist nach dieser zentralen Gewaltszene. Da verschlägt es einem doch ziemlich den Atem."

Nicht so kompliziert wie Dostojewski

Neben tollen Einzelpersönlichkeiten, wie Barbara Nüsse, Karin Neuhäuser, André Szymanski, Lisa Hagemeister und Jirka Zett, sei das Stück aber auch im Ensemble "extrem kollektiv" und gehe in einem Gesamtbild auf. Laages Fazit: "Ein Abend, der sehr, sehr dicht ist, sehr, sehr anstrengend für alle, sehr, sehr aufregend, was diese zentralen Fragen nach Moral und Schuld angeht – nicht ganz so kompliziert wie in 'Schuld und Sühne' von Dostojewski – aber schon auch mit allen Abgründen, die sich bei diesen Fragen auftun. Also unbedingt ein starkes Ereignis zum Start der Saison."
(kpa)
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