Neu im Kino: "Triangle of Sadness"

Wellen- statt Tiefgang

06:03 Minuten
Filmstill aus "Triangle of Sadness": Eine blonde und leicht bekleidete Frau schäkert an Bord einer Luxusjacht mit einem älteren Mann.
Da ist die Welt, zumindest aus der Perspektive der Reichen und Schönen, noch in Ordnung: Filmstill aus "Triangle of Sadness". © Alamode Film / Fredrik Wenzel
Von Anke Leweke · 13.10.2022
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Reiche Menschen auf einer Luxusjacht, ein Piratenüberfall und Überlebende auf einer einsamen Insel: „Triangle of Sadness“ von Ruben Östlund ist eine lustvolle Farce. Der Film hat wenig Haltung, ist aber hochgradig unterhaltsam.

Um was geht es?

Schauplatz von Ruben Östlunds Film, der in Cannes die Goldene Palme gewann, ist eine Luxusjacht mit superreichen Passagieren. Am Bord befinden sich: ein einsamer Multimillionär, der sich für Gespräche mit einer Rolex bedankt, ein älteres britisches Ehepaar, das mit Granaten und Landminen handelt, „um Demokratie und Frieden in der Welt zu festigen“, ein junges Paar - er Model, sie Influencerin -, das über Geld und Rollenmuster streitet.

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Dabei ist auch noch eine gelangweilte Oligarchengattin, die von morgens bis abends Schampus trinkt und das Personal mit infantiler Tyrannei zu Rollenspielen animiert. Plötzlich sitzt eine Kellnerin im Jacuzzi und muss sich ein Leben als Millionärin vorstellen. Ein Sturm wird aufziehen, Piraten bedrohen das Boot …

Was ist das Besondere?

„Triangle of Sadness“ ist eine Farce, ein schrilles Oben-und-Unten. Der Wellengang wird höher. Lustvoll lässt Östlund die herausgeputzten Männer und Frauen ihre edlen Mahlzeiten wieder auskotzen, die ihnen gerade zum Kapitänsdinner serviert wurden. Das Putzpersonal kommt mit dem Reinigen kaum nach.
Der von Woody Harrelson gespielte, stets in Schieflage befindliche Kapitän betrinkt sich derweil mit einem russischen Oligarchen, gemeinsam grölen die beiden durch das Bordmikrofon klassenkämpferische Zitate von Marx, Lenin und Noam Chomsky.
Tatsächlich werden sich die Verhältnisse verkehren: Nach dem Piratenüberfall fliegt die Jacht in die Luft, einige Passagiere retten sich auf eine einsame Insel. Das Kommando übernimmt nun die philippinische Reinigungskraft Alicia, weil sie weiß, wie man Fische fängt und Feuer macht. Teure Markenuhren werden zur Währung für die streng eingeteilten Salzstangenpäckchen aus dem Rettungsboot. Aus der Katastrophe entsteht kein Kollektiv, sondern eine neue Hierarchie.

Fazit

Während die Überlebenden auf der Insel sonnengebräunter und bärtiger werden, fragt man sich nach dem Sinn der exzessiven Versuchsanordnung. Tatsächlich ist der Film eher getragen von Schadenfreude als von einer Haltung oder einer wie auch immer gearteten Utopie. Um im Bild zu bleiben: Es herrscht Wellen- statt Tiefgang. Aber in der Gischt kann man sich bestens amüsieren.

„Triangle of Sadness“ von Ruben Östlund
Mit: Woody Harrelson, Harris Dickinson, Charlbi Dean, Iris Berben, Sunnyi Melles
147 Minuten

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