Tournee-Start von Herbert Grönemeyer

Authentisch und ungekünstelt

06:28 Minuten
Herbert Grönemeyer steht in einer Rock-Pose auf der rot erleuchteten Bühne
Herbert Grönemeyer bei seinem Kieler Auftritt zum Auftakt der Tournee. © picture alliance / xim.gs / Benjamin Hüllenkremer
Juliane Reil im Gespräch mit Susanne Burkhardt · 05.03.2019
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Herbert Grönemeyer ist ein Künstler mit Haltung. Immer wieder hat er aktuelles Zeitgeschehen in seiner Musik reflektiert. Auch sein neues Album "Tumult" steht dem in nichts nach. Juliane Reil hat einen beeindruckenden Tournee-Auftakt in Kiel erlebt.
Sie habe ein mitreißendes Konzert erlebt, sagte unsere Kritikerin Juliane Reil im Deutschlandfunk Kultur. "Es hat sich gezeigt, dass Popmusik etwas bewegen kann, nämlich Mut machen und Trost und Energie spenden." Grönemeyer singe seit Anfang seiner Karriere sowohl Balladen als auch politische Songs, er könne den Gemütszustand der Deutschen gut einfangen und fungiere manchmal sogar als eine Art Gewissen.

Haltung und Spaß schließen sich nicht aus

"Das aktuelle Album 'Tumult' ist da keine Ausnahme", so Reil. "Es ist ein nachdenkliches Album, das sich kämpferisch gibt und an ein Wir-Gefühl gegen Hass, Hetze und Rechtspopulismus appelliert. Es geht ihm darum, Haltung gegen Rechts zu zeigen. Aber diese Haltung kann man auch mit Spaß und Freude zelebrieren."
Dazu habe gepasst, dass er bei einem orientalisch angehauchten Lied auf Deutsch und Türkisch gesungen habe. "Das war sehr mitreißend. Keine Spur von norddeutscher Zurückhaltung beim Kieler Publikum. Alle haben getanzt und sind unheimlich mitgegangen."

Eine ganze Arena singt mit

Zum Wir-Gefühl habe auch beigetragen, dass er viele seiner Hits gespielt habe. "Das Publikum konnte zum großen Teil mitsingen. Und das war sehr beeindruckend, eine ausverkaufte Arena mit über 9000 Leuten, die gemeinsam gesungen haben und das auch noch von jung bis alt, weil es eine generationenübergreifende Veranstaltung war."
Herbert Grönemeyer und Band bei seinem Kieler Konzert zum Auftakt der Tournee.
Herbert Grönemeyer und Band bei seinem Kieler Konzert zum Auftakt der Tournee. © dpa
Grönemeyer sei im positiven Sinne ein Mann des Volkes, der große Gefühle nicht zu pathetisch verkaufe, eigene Bilder und eine kantige Alltagslyrik habe, ohne jemals zu intellektuell und belehrend zu wirken, sagt Reil. "Was er macht ist ungekünstelt und uneitel. Seine tapsigen Tanzschritte sind köstlich ungelenk und authentisch. Die Begeisterung, die er für seine Musik und für die Kommunikation mit seinem Publikum hat, hat mich sehr bewegt."

Ein Nicht-Sänger mit vollem Körpereinsatz

Nach wie vor nuschele und presse Grönemeyer bei seinem Gesang, "so wie man das von ihm schon kennt. Er ist ein absoluter Nicht-Sänger, der daraus seinen ganz eigenen Stil gemacht hat und er ist ein Vollprofi, der seine Shows dennoch nicht abgeklärt runterspielt, sondern sich mit schweißtriefendem Körpereinsatz reinhängt."
(rja)
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