Torsten Woywod: "In 60 Buchhandlungen durch Europa"

Auf der Suche nach magischen Buch-Orten

Livraria Lello et Mans in Porto, Buchhandlungen, J.K.Rowling
Die "Livraria Lello et Mans" in Porto - ein Ort der Inspiration, vielleicht auch für J.K. Rowling. © dpa / picture alliance / Robert B. Fishman, ecomedia
Torsten Woywod im Gespräch mit Frank Meyer · 02.11.2016
Eine der schönsten Buchhandlungen Europas befinde sich in Porto, meint Torsten Woywod. Dort soll J.K. Rowling zum Harry-Potter-Stoff inspiriert worden sein, so die Legende. Der Autor hat sich auf eine Suche nach Ruhepunkten in einer schnelllebigen Zeit begeben.
Eine vierwöchige Reise zu den schönsten Buchhandlungen Europas: So hat der Buchhändler Torsten Woywod seine Sommerferien verbracht und darüber ein Buch geschrieben. Buchhandlungen seien der "Inbegriff des Glücks", schreibt der Autor in seiner literarischen Liebeserklärung:
"Ich glaube, dass von Buchhandlungen eine ganz besondere Atmosphäre ausgeht, die in der heutigen Zeit etwas sehr Außergewöhnliches und sehr Wertvolles ist. In einer sehr schnelllebigen Zeit verströmen Buchhandlungen nämlich eine ungeheure Ruhe aus. Das genieße ich tatsächlich sehr an Buchhandlungen und mit mir, glaube ich, noch viele andere Leute."
Einer der schönsten Buchhandlungen Europas befinde sich in der Stadt Porto: die "Livraria Lello et Mans". Er habe sie einmal sogar nach Ladenschluss besichtigen dürfen:
"Wenn man diese Buchhandlung betritt, dann neigt man dazu, diese Kulisse ungläubig zu bestaunen. Die Buchhandlung erstreckt sich über zwei Etagen, ganz dunkles Holz an den Seiten, wo die Bücherregale komplett auf voller Höhe flankieren. Und in der Mitte öffnet sich eine große Wendeltreppe in einem royalen Rot-Ton. Eine Rolle spielt auch das Licht. Es gibt etwas Magisches, möchte ich fast sagen."

Wurde Harry Potter in Porto geboren?

Der Faszination dieser portugiesischen Buchhandlung soll auch die Autorin J.K. Rowling erlegen sein. Es geht die Legende, dass dieser Ort sie zum Schreiben der Harry-Potter-Bücher inspiriert habe.
"Die Buchhandlung hat diese Legende bis heute natürlich noch nicht dementiert. Noch dazu wird behauptet, dass die Buchhandlung eventuell als Vorlage für die Filmkulisse gedient habe. Zeitlich würde es auf alle Fälle passen, denn J.K. Rowling war in den 90er-Jahren in Porto und hat dort Englisch unterrichtet. Ausschließen möchte es keiner, bestätigen auch nicht, aber es könnte sein."

Die "Cuesta de moyano" in Madrid

In Madrid habe er eine Straße mit 30 Buchhandlungen entdeckt, beschreibt Woywod: Die "Cuesta de moyano". Die Geschichte dieses literarischen Boulevards gehe bis ins 15. Jahrhundert zurück und sehe heute so aus:
"Die 30 Buchhandlungen sind aus Kiefernholz gefertigt, jede ist exakt 15 Quadratmeter groß. Es gibt bestimmte Reglementierungen, zum Beispiel, dass dort nicht geheizt werden darf, weil der Botanische Garten in unmittelbarer Nachbarschaft ist. Es hat sich einfach so entwickelt. Und es passt unheimlich gut zusammen, dass die Leute, die in den Garten strömen, die passende Literatur mitnehmen können."

Starke emotionale Grundansprache in Holland

Und welches Land hat die bestechendste Buchkultur in Europa? Diese Frage sei schwer zu beantworten, sagt Woywod. In Holland sei ihm eine kulturelle Besonderheit aufgefallen:
"Dort haben die Buchhandlungen häufig eine ganz besondere, emotionale Grundansprache. Und ganz häufig sind Buchhandlungen dort tatsächlich ganz besondere Orte, die umgestaltet wurden. In Maastricht gibt es zum Beispiel umgebaute Kirchen."

Torsten Woywod: "In 60 Buchhandlungen durch Europa: Meine Reise zu den schönsten Bücherorten unseres Kontinents"
Eden Books, Berlin
255 Seiten, 19,95 Euro

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