Tickets von Zwischenhändlern zu Wucherpreisen

Wie Fans abgezockt werden

Ed Sheeran bei seinem Auftritt bei der 52. Goldenen Kamera am 04.03.2017 in Hamburg. Er wurde dort als "Beste Musik international" mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet.
Ed Sheeran will nicht, dass seine Fans bei Zweithändlern für Tickets Wucherpreise zahlen. Deshalb verkauft er nur noch personalisierte Tickets. © picture alliance / dpa / Christian Charisius
Jens Michow im Gespräch mit Mathias Mauersberger · 03.09.2018
Ein Platz in der letzten Reihe statt der ersten? Ein gefälschtes Ticket zum Wucherpreis? Auf Online-Plattformen werden echte und gefälschte Tickets im großen Stil verkauft. Enttäuschte Käufer haben rechtlich wenig Chancen, warnt der Anwalt Jens Michow.
Für das Konzert ihres Lieblingsmusikers reisten Fans extra aus dem Ausland an, doch dann stellte sich beim Einlass heraus, dass ihre teuren Tickets Fälschungen waren. Geschichten wie diese sind kein Einzelfall. Der Hamburger Anwalt Jens Michow warnt vor dubiosen Ticketplattformen im Internet, die Tickets gezielt in großen Mengen aufkaufen um sie mit Maximalgewinn weiter zu verkaufen – auf Kosten der Fans und der Veranstalter.
"Das hat sich zu einem Geschäft von mehreren hundert Millionen Euro im Jahr entwickelt. Und es geht hier darum, dass nicht mehr der Veranstalter, der Künstler, die Kontrolle über den Kartenverkauf hat, sondern dass sie über Zwischenhändler auf diesen Plattformen eingestellt werden. Die dann versuchen sie zum größtmöglichen Profit zu verkaufen."

Klage gegen Online-Plattform

Rein rechtlich könne man den Weiterverkauf von Tickets nicht ohne weiteres unterbinden, erklärt Jens Mirchow. Viele der Unternehmen hätten außerdem ihren Sitz im Ausland. Rechtlich sei es für Verbraucher deshalb oft schwer, sich bei einem Problem mit dem Ticket zu wehren. Einige Online-Plattformen haben bereits einen schlechten Ruf. Vor allem das Schweizer Unternehmen Viagogo, das seit 2006 Konzerttickets weiterverkauft, steht massiv in der Kritik. Die Verbraucherzentrale Bayern verklagte die Firma in diesem Jahr und auch der Weltfußballverband Fifa und Berliner Lollapalooza Festival warnen, man solle keine Tickets bei Viagogo kaufen.
Anwalt Mirchow empfiehlt im Zweifelsfall auf den Kauf eines Tickets zu verzichten, anstatt Wucherpreise zu bezahlen. Denn bislang fehlten in Deutschland Gesetze wie in Italien, Frankreich oder den Niederlande, die den gewerblichen Weiterverkauf von Tickets regelten. Vor allem beim Preis sieht Mirchow Regulierungsbedarf:
"Bei 25-Prozent-Aufschlag muss Schluss sein. Und das wird nur gehen, wenn wir eine gesetzliche Regelung finden, die das verbietet."

Sind personalisierte Tickets die Lösung?

Dass solche Gesetze bisher fehlten, verärgere auch die Künstler erklärt, Jens Mirchow. Um einen professionellen Weiterverkauf seiner Tickets zu Wucherpreisen zu verhindern, entschied der Musiker Ed Sheeran in diesem Sommer nur noch personalisierte Tickets zuzulassen.
"Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist, aber es ist ein Weg, der zeigt, wie hoch die Verbitterung ist bei den Künstlern. Denn man muss sich mal klarmachen, ein Veranstalter nimmt ja nicht das Maximale, was er hofft kriegen zu können, sondern man versucht im Zweifel auch unterhalb der maximal zumutbaren Grenze zu bleiben. Die Künstler wissen sehr genau, dass ein zu hoher Preis zu einer Verärgerung des Publikums führt."
(mw)
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