Sudan-Kenner: Jeder spricht über Separation

08.01.2011
Die Menschen im Süd-Sudan rechnen nach Einschätzung des Publizisten Dominik Lehnert fest mit einer Zustimmung für die Unabhängigkeit. Zum Problem könne jedoch die fehlende Infrastruktur in der Region werden.
Der Publizist Dominik Lehnert sieht in der fehlenden Infrastruktur im Süd-Sudan eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu einer möglichen Unabhängigkeit.

Einen Tag vor dem Start des Referendums über die Abspaltung des Südens vom Rest des Landes sagte Lehnert im Deutschlandradio Kultur, die öffentliche Kommunikation sei dort aufgrund einer fehlenden Medieninfrastruktur sehr schwierig. Es gebe in dem Landesteil bislang nicht einmal eine eigene Zeitung. Erst jetzt starteten Bemühungen, dort eine Druckerei aufzubauen. Bislang werde alles noch immer im Nord-Sudan, in Uganda oder in Kenia produziert.

Die Erwartungen der Süd-Sudanesen an das Referendum sind Lehnert zufolge sehr hoch. "Also wenn man auf die Straße geht (…) und sich mit Leuten unterhält (…) spricht jeder über Separation. Auf jedem Mini-Bus sind Aufkleber, wo 'Separation' und 'Sezession' drauf steht. Diese winkende Hand, das Symbol für die Trennung vom Norden, ist auch überall zu sehen", berichtet der im Sudan tätige Medien-Dozent. Die Menschen im Süden rechneten ganz fest mit einer Zustimmung für die Unabhängigkeit bei dem Referendum.

Diese klaren Erwartungen würden aber auch ein großes Konfliktpotenzial bergen, erklärte Lehnert. Wenn sich die Mehrheit nun doch für ein Fortbestehen der Einheit des Landes ausspräche, sei im Süden mit Konflikten zu rechnen. Dann müsse der Ausbruch von Gewalt befürchtet werden.
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