"Zweitbeste Chance" für Frieden

04.01.2011
Die Unabhängigkeit des Südsudan ist aus Sicht des Politikwissenschaftlers Volker Perthes nur die zweitbeste Lösung. Er plädiert für ein föderales System im ganzen Land. Die Bewohner des bislang halbautonomen Südsudan werden am 9. Januar über eine Loslösung vom islamisch-arabisch geprägten Norden in einem Referendum entscheiden.
Der Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, Volker Perthes, rechnet damit, dass sich der Südsudan vom Norden abspalten wird. Alle Beobachter gingen davon aus, dass es bei dem Referendum am Sonntag eine "überwältigende Mehrheit" für die Unabhängigkeit geben werde, sagte Perthes. Diese Entwicklung sei beim Abschluss des Friedensabkommens nicht eindeutig abzusehen gewesen. Vielmehr sollte die Übergangsphase bis zum Referendum dazu genutzt werden, "die Einheit attraktiv" zu machen, indem dem Südsudan eine gewisse Autonomie gewährt wurde. Zudem wurde er an den Öleinnahmen und an der Regierung in der Hauptstadt Khartoum beteiligt.

"Tatsächlich ist die Einheit aber nicht attraktiver geworden über die letzten fünf Jahre", sagte Perthes. Er sieht die Unabhängigkeit des Südens nur als "zweitbeste Chance" für einen dauerhaften Frieden. Besser wäre es gewesen, ein 'echtes' föderales System aufzubauen, "wo alle Regionen am Wohlstand partizipieren können". Das betreffe nicht nur den Südsudan, sondern auch die westliche Region Darfur und andere Gebiete. Das sei aber nicht geschehen. "Insofern ist wahrscheinlich die Trennung die bessere Option" - besser jedenfalls, als wenn sich die Einwohner des Südsudans "weiter als Bürger zweiter Klasse betrachten müssten", so der Politikwissenschaftler.

Laut Perthes ist es unwahrscheinlich, dass es zu einem neuen Krieg kommt, falls sich der Südsudan für unabhängig erklärt. Der sudanesische Staatschef Omar al Baschir habe mehrfach erklärt, dass er das Ergebnis des Referendums anerkennen werde. Außerdem seien die beiden Gebiete unter anderem in wirtschaftlicher Hinsicht eng miteinander verflochten. "Ich gehe davon aus, dass diese vielfältigen Bindungen einen gewissen Zwang zur Kooperation ausüben."

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 4.6.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.


Links bei dradio.de:
Referendum könnte den Sudan spalten
"World Vision" fordert Aufstockung der deutschen Entwicklungshilfe (DLF)
Sudans Präsident Omar al-Baschir nimmt in Khartum eine Militärparade ab.
Sudans Präsident Omar al-Baschir© AP
Mehr zum Thema