Subventionen

Wenn die Politik mitspielt

Luftbild vom Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern
Eine Stadt und ihr Fußballtempel: das Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern © picture alliance / dpa
Von Ludger Fittkau |
120 Millionen Euro soll der 1. FC Kaiserslautern in den vergangenen zehn Jahren von der Stadt erhalten haben. Nun prüft die EU die Pachtverträge. Künftig will sich die Kommune vom engen Verhältnis zum Verein befreien.

Kaiserslautern und Fußball – das ist seit vielen Jahrzehnten ein symbiotisches Verhältnis. Der 1. FC Kaiserslautern war bisher das Aushängeschild der Stadt, die "Roten Teufel" vom Betzenberg sind für viele in der Region Fußballgötter.
Doch seit dem Stadionneubau für die Fußball-WM 2006 sind die öffentlichen Subventionen für den FCK ein Dauerthema in Kaiserslautern. Denn vor allem die Stadt steckt viel Geld in den Erhalt des Spielbetriebes und des Stadions. René Quante vom Steuerzahlerbund Rheinland-Pfalz moniert nun wieder die öffentlichen Subventionen für den Profiklub.
"Seit über zehn Jahren fließen Steuergelder direkt oder indirekt zu Gunsten dieses Vereins. Und wir sind der Meinung, das muss aufhören."
Der Steuerzahlerbund spricht von bis zu 120 Millionen Euro, mit denen der 1. FC Kaiserslautern in der vergangenen Dekade subventioniert wurde. Vereins-Vorstandssprecher Stefan Kuntz bezweifelt diese Zahl. Er weist darauf hin, dass es vor allem der Stadionneubau für die WM 2006 sowie die Folgekosten gewesen sei, für den die öffentlichen Mittel aufgewendet wurden. Von diesen Investitionen habe längst nicht nur der Verein profitiert, sondern die ganze Region, so Stefan Kuntz im SWR- Fernsehen:
"Schienenanbindung, neuer Bahnhof, Autobahn dreispurig, natürlich weltweite Bekanntheit für die Stadt, die mit 100.000 Einwohnern die kleinste war. Ob sich der Pre-Park sonst so entwickelt hätte, das Fraunhofer-Institut, das Institut für künstliche Intelligenz. Also ich glaube schon, dass sich das gelohnt hat."
800 Millionen Euro Schulden
Doch auf der anderen Seite stehen die 800 Millionen Euro Schulden der Stadt Kaiserslautern. Und ein SPD-Oberbürgermeister Klaus Weichel, der sich wünscht, aus der engen Verflechtung mit dem Fußballclub herauszukommen:
"Wissen Sie, das wünsche ich mir schon. Das ist eine ganz klare Aussage. Weil es schon eine Belastung für Stadt und Stadiongesellschaft darstellt. Nur die Verträge sind nun einfach so, wie sie jetzt sind. Das war damals breiter politischer Konsens, breite politische Willensbildung über alle Parteien hinweg, das so zu tun. Ich habe nun mal diesen Konsens vorgefunden und mit dem muss ich jetzt arbeiten."
Aktuell geht es um die Höhe von Pachtverträgen zwischen Stadt und Verein. Der Fußballclub hat nun selbst die Europäische Union eingeschaltet. Sie soll überprüfen, ob sie Pachtverträge mit dem EU-Wettbewerbsrecht vereinbar sind. Ein Schritt, den viele Bürger begrüßen:
"Das Problem in Kaiserslautern ist, dass diese Verhältnisse nicht transparent sind. Und ich begrüße es, wie das der Vorstand von Kaiserslautern jetzt offenbar in der Defensivtaktik angeht, zu sagen: Wir legen die Karten offen, wir wollen das überprüft haben um zu gucken, was an den Vorwürfen dran ist. Grundsätzlich bin ich der Meinung, das soll auseinander gehalten werden. So wie Staat und Kirche so muss auch Staat und Fußball getrennt sein."
Grundsätzlich ist es halt auch ein Kulturgut. Grundsätzlich kann ich es vor mir rechtfertigen, in dem man sagt: Es ist ein Kulturgut, diesen Zusammenhalt muss man unterstützen. Was die Summen angeht, muss man schauen, was man noch rechtfertigen kann, da gibt es auch Grenzen.
"Steht in keinen Verhältnis, dass hat ja auch die Stadt Kaiserslautern so schwer belastet, das sie da kaum mehr raus kann. Ich glaube die Haushaltslage hat es eigentlich nie gestattet, was man da gemacht hat. Und man hat jetzt ein Problem an der Backe, was man so schnell nicht mehr los wird."
Ein teures und heute überdimensioniertes WM- Stadion auf der einen Seite – leere Stadtkassen auf der anderen. Probleme, die nicht nur Kaiserslautern kennt. Jetzt ist Brüssel am Zug. Was die EU zum Verhältnis FCK und öffentliche Hand sagt, wird auch viele Bürgermeister in anderen Fußball-Städten interessieren.
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