Bundesliga will keine Torlinientechnik
Die Vereine der 1. und 2. Fußballbundesliga wollen in ihrer Mehrheit keine elektronische Unterstützung beim Torentscheid. Vertreter der Klubs konnten sich nicht für eines der vier lizenzierten Systeme entscheiden.
Die deutschen Profifußball-Vereine haben sich gegen die Einführung einer Torlinientechnik entschieden. Bei einer Ligaversammlung am Montag in Frankfurt/Main sprach sich eine Mehrheit der Vertreter der 36 Erst- und Zweitligaklubs für den einfachen Schiedsrichterentscheid per Augenschein und gegen die Nutzung elektronischer Hilfen aus. "Sowohl die Bundesliga als auch die zweite Bundesliga verzichten zunächst auf die Einsetzung dieses Hilfsmittels", sagte Reinhard Rauball, Präsident des Ligaverbandes und des Bundesligisten Borussia Dortmund im Anschluss an die ordentliche Mitgliederversammlung: "Bis auf Weiteres hat sich dieses Thema damit aus unserer Sicht erledigt."
Damit bleibt die englische Premier League die bislang einzige Liga, die auf die technische Unterstützung der Schiedsrichter baut. Der Weltverband FIFA setzt zudem ein Kamerasystem bei der WM in Brasilien ein.
Damit bleibt die englische Premier League die bislang einzige Liga, die auf die technische Unterstützung der Schiedsrichter baut. Der Weltverband FIFA setzt zudem ein Kamerasystem bei der WM in Brasilien ein.
Mehrheit der Vertreter beider Bundesligen gegen Torlinientechnik
Lediglich neun Erstliga-Vereine hatten sich bei der Abstimmung für die "Revolution auf der Torlinie" ausgesprochen. Das recht klare Votum gegen die Technik - für die Einführung wäre eine Zweidrittel-Mehrheit notwendig gewesen - ist zumindest für die Bundesliga überraschend. In der Zweiten Liga lautete das Ergebnis der geheimen Wahl sogar nur 3:15.
Im Vorfeld des Treffens hatte es laute Unterstützer sowohl für als auch gegen die Torlinientechnologie gegeben. Klare Gegner der neuen Technologie sitzen beispielsweise bei Eintracht Frankfurt. Der Vorstandsvorsitzende des Vereins, Heribert Bruchhagen, hatte im vergangenen Jahr deutliche Zweifel an der Technik geäußert und erklärt, dass "die Technik nicht perfekt" sei und möglicherweise sogar manipuliert werden könne. Für den FC Bayern, ebenso wie für Lucien Favre, Trainer von Borussia Mönchengladbach, hätte die Einführung umgehend beschlossen und sofort umgesetzt werden sollen.
Eines der Hauptargumente gegen das System waren die Kosten: Für ein auf Hochgeschwindigkeitskameras basierendes System hätten die Vereine mit Kosten um die 500.000 Euro für drei bis dreieinhalb Jahre rechnen müssen, bei einem Magnetfeldsystem wäre die "gedeckelte Obergrenze bei 250.000 Euro" gewesen, rechnete DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig vor. DFL-Vertreter hatten in den vergangenen Monaten die vier lizenzierten Techniken geprüft.
Eines der Hauptargumente gegen das System waren die Kosten: Für ein auf Hochgeschwindigkeitskameras basierendes System hätten die Vereine mit Kosten um die 500.000 Euro für drei bis dreieinhalb Jahre rechnen müssen, bei einem Magnetfeldsystem wäre die "gedeckelte Obergrenze bei 250.000 Euro" gewesen, rechnete DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig vor. DFL-Vertreter hatten in den vergangenen Monaten die vier lizenzierten Techniken geprüft.
Auslöser der Debatte: das Kießling-Tor
Zuletzt hatte das Phantomtor von Leverkusens Stürmer Stefan Kießling am 18. Oktober beim 2:1-Sieg bei 1899 Hoffenheim die Debatte neu befeuert. Der Ball war nicht zwischen den Pfosten, sondern durch ein Loch im Netz ins Tor gelangt.
Zu den großen Unterstützern für ein deutsches "System Goal Control", das bereits beim Confederations Cup 2013 in Brasilien getestet worden war und das auch bei der Weltmeisterschaft im Sommer in Brasilien zum Einsatz kommt, gehörten die Schiedsrichter. Die Spitzenreferees der Liga hatten sich längst für die Einführung ausgesprochen. "Wir sind jederzeit bereit", sagte Herbert Fandel, Schiedsrichter-Chef beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Nun allerdings müssen sie weiter ohne Assistenz entscheiden, ob der Ball im Tor war oder nicht. Die Vereine scheinen ihnen das offenbar - zumindest mehrheitlich - zuzutrauen.
str