Studie zum Grundeinkommen

Grundlage für eine sichere Existenz

07:40 Minuten
Befürworter des Grundeinkommens auf einer Demonstration.
Hoffnungen auf eine sichere und gerechtere Welt: Befürworter des Grundeinkommens auf einer Demonstration. © imago images / photonews.at
Christian Höppner im Gespräch mit Anke Schaefer · 18.08.2020
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Eine groß angelegte Studie soll klären, wie das Grundeinkommen in Deutschland wirkt. Der Generalsekretär des Deutschen Musikrates, Christian Höppner, sieht im Grundeinkommen durchaus Potenzial. Nur an alle würde er es nicht auszahlen.
Das bedingungslose Grundeinkommen ist für seine Verfechter der Schlüssel zu einer besseren Welt, für die Gegner hingegen eine Einladung zum Faulsein. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und der Verein "Mein Grundeinkommen" wollen es jetzt wissen: Sie führen gemeinsam eine dreijährige Studie zum Grundeinkommen durch. Bisherige weltweite Experimente mit dem Grundeinkommen seien für die aktuelle Debatte in Deutschland weitgehend unbrauchbar, meint das DIW - mit der neuen Studie betrete man wissenschaftliches Neuland.
Nun beginnt die Rekrutierungsphase für 1500 Probandinnen und Probanden. 120 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Personen sollen drei Jahre lang monatlich 1200 Euro erhalten – ohne jede Bedingung. Die anderen 1380 dienen als Vergleichsgruppe, "um sichergehen zu können, dass in der Studie zu beobachtende Veränderungen tatsächlich auf das ausgezahlte Grundeinkommen zurückzuführen sind", so das DIW.

Moralische Bedenken gegen die Bedingungslosigkeit

Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates, kann dem Konzept des Grundeinkommens einiges abgewinnen - nur bedingungslos würde er es nicht auszahlen. Das Experiment von DIW und Verein sei "wunderbar", sagt er - gerade weil das Thema Arbeit gesellschaftlich einem großen Wandel unterliege. Mit dem Grundeinkommen könne man auch zu einer veränderten Definition von Arbeit kommen.
"Das Geld ausschütten und jeder kann es kriegen" - das findet Höppner allerdings zweifelhaft. "Da müsste schon eine Prüfung stattfinden", meint er. Es werde sonst vermutlich viele geben, die das Geld einfach so mitnähmen. Da habe er dann schon moralische Bedenken. Er selbst würde sich nie dafür bewerben - "das fände ich fast ein bisschen unanständig. Denn es ist ja die Frage: Wie wollen wir das als Gesellschaft überhaupt finanzieren?"
Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates und ehemals Präsident des Deutschen Kulturrates, in der Akademie der Künste mit dem Brandenburger Tor im Hintergrund.
Würde sich selbst nie für das Grundeinkommen bewerben: Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates und ehemals Präsident des Deutschen Kulturrates.© Christoph Soeder/dpa/picture alliance
Das Grundeinkommen sollten dementsprechend nur bestimmte Bürgerinnen und Bürger bekommen - wenn man damit für diese Sicherheit schaffen könne, sagt Höppner.
Viele freiberufliche Musikerinnen und Musiker zum Beispiel leisteten hervorragende Arbeit, hätten aber extrem viel negativen Stress, weil sie ständig um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen müssten. Für diese wäre ein solches Grundeinkommen sehr attraktiv. "Aber für alle, auch für die, die Geld haben, kann ich es mir im Moment schwer vorstellen."
(ahe)
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