Streitfall deutsche Comedy

Wie geht nochmal lustig?

45:15 Minuten
Ein Mann in weißem T-Shirt hat sich einen Pappkarton übergestülpt, an dem auf Augenhöhe eine Sonnenbrille befestigt ist.
Witzig oder nicht witzig? Das ist hier die Frage. © imago images / Constant Forme-Becherat
Von Christine Watty und Julius Stucke · 01.10.2020
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Über Comedy in Deutschland wird gerade eher gestritten als gelacht. Es geht um Kunstfiguren, Geschmack und Grenzen des Humors. Ist all das eine ernste Spaßkrise? Wir sprechen mit Comedian Aurel Mertz und Journalist Bernhard Hiergeist.
Die deutsche Comedy-Szene muss gerade viel diskutieren. Beispiel: Drei aktuell erfolgreiche deutschsprachige Comedians oder Satiriker? Selbst wer keinen kennt, hat möglicherweise in letzter Zeit von Dieter Nuhr, Serdar Somuncu oder Lisa Eckhart gehört. Über diese Gestalten wird viel gesprochen, auch, weil sie sich jeweils immer wieder geschickt in den (Twitter-)Mittelpunkt spielen oder wahlweise das Feuilleton gerne über ihr sie berät.
Ein Diskursthema rund um deutsche Comedy ist die Sache mit der "Kunstfigur", über die natürlich auch schlechte bis geschmacklose Comedy gespielt werden kann.

Früher witzig – und heute?

Ein anderes Problem ist die Vergangenheit, wenn sich die Comedy-Generation rund um Anke Engelke, Bernhard Hoecker oder Kaya Yanar nun mit Sketchen der letzten Jahrzehnte konfrontiert sieht, in denen beispielsweise Rassismus kein Tabu war, wie damals offenbar auch beim Publikum kaum. Was nun? Distanzieren? Löschen? Oder als Zeitdokument stehen lassen?
Die drei genannten Comedians distanzieren sich, beziehungsweise räumen ein, solche Takes nicht mehr zu wiederholen. Aber auch an dieser Stelle steht die deutsche Comedyszene damit eben mitten in einer eher unlustigen Debatte. Und der Comedypreis? Der zwar wichtigste, aber auch nicht immer ganz ernstgenommene Preis der Branche bringt insgesamt wenig Überraschungen abseits der erfolgreichen Privatfernseh-Formate.

Geschmacksfrage Humor?

Wir wissen schon: Das mit "gute Comedy" und "schlechte Comedy" ist eine streitbare Fragestellung. Allerdings sind sowohl der Generationenwechsel im Comedy-Bereich als auch die dauernden Debatten gute Gründe schon mal zu fragen: Was macht deutsche Comedy eigentlich aus? Was ist zu beobachten zwischen Genderfragen und einem neuen Fokus auf den Rassismus in der Gesellschaft, die ein paar der derbsten Zoten langfristig verenden lassen werden?
Aber was dann? Muss Comedy schlau sein? Wo sind die Late-Night-Formate, die sich mit Politik beschäftigen und dabei Tränen lachen lassen? Was tut sich im Internet oder im Podcast-Bereich? Und: Ist alles so schräg, weil wir am Ende halt doch zum Lachen in den Keller gehen?
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