Neuausrichtung bei Instagram

Kein Ort mehr für die Kunstszene?

05:52 Minuten
Eine Hand hält ein Smartphone mit dem Instagram Logo auf dem Bildschirm.
Sollten sich Künstler andere (virtuelle) Räume für ihre Werke suchen? Wer seine Bilder präsentieren möchte, kann unter Umständen mit Videos nicht viel anfangen. © picture alliance / Zuma Wire / Thiago Prudencio
Annekathrin Kohout im Gespräch mit Gesa Ufer · 10.08.2021
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Bildende Künstler nutzen Instagram, um sich eine Fan- und Käufergemeinde aufzubauen. Künftig will die Plattform aber auf Videos und Shopping setzen. Ist das für die Kunstszene ein Signal, sich neue Räume zu suchen?
Instagram verändert sich. Was vor rund zehn Jahren als Plattform hauptsächlich für den Austausch von Fotos begann, die viele Künstler und Designer anzog, wird künftig vermehrt auf Entertainment und Shopping ausgerichtet.
Instagram-Chef Adam Mosseri erklärte in einer Videobotschaft, dass die Plattform angesichts der Konkurrenz durch TikTok und andere nicht länger eine Fotoplattform sein werde, sondern künftig vor allem auf bewegte Bilder - sprich: Videos - setzen werde.

Einschränkungen gibt es schon seit Längerem

Der Schwerpunkt solle bei "Creators" liegen. Branchenkenner überrascht dies nicht. Der Prozess sei schon seit Längerem im Gange, schreibt unter anderem future.biz.
Für die Medien- und Kulturwissenschaftlerin Annekathrin Kohout sind die anvisierten Veränderungen eine Reaktion auf tatsächliche oder vermeintliche Bedürfnisse der User. Bestimmte Einschränkungen und Regeln gebe es bei Instagram indes schon länger, so können keine Aktfotos hochgeladen und gezeigt werden.
Doch ist die Aufregung vor allem bei Kunstschaffenden groß. Denn die Szene habe in den vergangenen Jahren im positiven Sinne "große Veränderungen durch Instagram erfahren", insofern sei es nachvollziehbar, dass die angekündigten Änderungen dort für Unsicherheit sorgen, sagt Kohout.

Künstler wollen Community nicht verlieren

Das gelte vor allem für jene, die auf statische Bilder angewiesen seien und damit ihr Geld verdienten. Denn viele hätten sich über die Jahre "eigene Fans und eigene Communitys aufgebaut und wollen das natürlich nicht verlieren".
Doch möglicherweise bergen die geplanten Änderungen auch Chancen für den Kunstmarkt. "Ich bin mir sicher, dass neue, kreative Inhalte durch solche Veränderungen zustande kommen werden", glaubt die Medienwissenschaftlerin. Viele Beispiele der letzten Jahre zeigten, wie die Anpassung an bestimmte Regeln zugleich "einen großen Schöpfungsreichtum" hervorgebracht habe.
Eine weitere Chance für die Kunstschaffenden sieht Kohout darin, Instagram tatsächlich zu verlassen: Sich neue, kleinere, auch virtuelle Räume" zu suchen, könne eine Lösung sein, um dort weniger auf Quantität als auf Qualität zu setzen.
(mkn)
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