Corona weltweit: Kamerun

Mit der Maske am Motorrad-Gepäckträger

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Angeline Toungsi, eine kamerunische Schneiderin, näht in ihrer Werkstatt in Yaounde Stoffgesichtsmasken.
Das Tragen einer Schutzmaske ist für alle Kamerunerinnen und Kameruner Pflicht, die sich in öffentliche Einrichtungen bewegen. © laif/ eyevine/ Xinhua/ Jean Pierre Kepseu
Von Anne Françoise Weber · 18.05.2020
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Kamerun ist eines der Länder Afrikas, die besonders stark von der Corona-Pandemie betroffen sind. Entsprechend drastisch sind die Maßnahmen. Der Dokumentarfilmer Roméo Zafack erzählt vom Corona-Alltag in der Hauptstadt Yaoundé, und wie schwer es dort ist, sich zu schützen.
Guten Tag, ich bin Roméo Zafack aus Kamerun.
Ich lebe in der Hauptstadt Yaoundé. Ich arbeite vor allem als Cutter und Regisseur von Dokumentarfilmen. Wir leben hier wie überall im Rhythmus des Corona-Virus, alles ist hier verlangsamt.
Ich bin hier auf dem Markt von Biyem Assi in Yaoundé und habe gerade Eier zu einem sehr guten Preis gekauft. Denn weil die Grenzen geschlossen sind, kommen keine Kunden von außen mehr, um sie zu kaufen. So hat die lokale Bevölkerung was davon – dank Corona, wenn man das so sagen darf.

Wer ohne Maske unterwegs ist, riskiert Strafen

Morgens wachen meine Freundin und ich zur Zeit eher spät auf. Aber heute mussten wir doch früh aufstehen, weil sie für eine Leber-Untersuchung ins Krankenhaus musste. Wir haben unsere Masken mitgenommen, weil die im öffentlichen Raum jetzt verpflichtend sind. Wenn man ohne erwischt wird, muss man bis zu 6000 Franc CFA Strafe, also umgerechnet neun Euro, zahlen.
Wir haben ein Motorrad-Taxi zum Krankenhaus genommen. Unser Fahrer hatte zwar eine Maske, aber die hing am Gepäckträger. Er hat uns erklärt: Das Wichtigste sei, eine Maske zu haben, die er der Polizei vorzeigen könne. Vielleicht hat er den Sinn des Maskentragens noch nicht verstanden. Er und seine Kollegen haben uns überredet, zu zweit aufzusteigen – obwohl die Regierung vorschreibt, dass wegen Corona eigentlich jeweils nur ein Passagier pro Motorradtaxi mitfahren darf.
Eigentlich hätte ich einen Drehtermin, aber das Kulturministerium hat jeden Dreh verboten. Deswegen konzentriere ich mich zurzeit auf die Postproduktion.

Stromausfälle machen auch den Coronaschutz schwierig

Ich bin hier mitten in einem Schnitttermin. Wir mussten ihn mehrmals wegen Stromausfall verschieben, jetzt hoffen wir, dass der Strom bis zum Schluss bleibt.
Das hier ist ein Projekt unseres Dokumentarfilmer-Vereins, es geht um die Menschen, die durch die Krise im anglophonen Teil des Landes vertrieben wurden.
So, ich glaube, jetzt kann die Arbeit weitergehen.
Wir sind hier in der Tien-Bar in Bonas, es ist fast 19.30 Uhr. Es ist ein bisschen was los. In den Straßen gibt es mehr Verkehr. Die Leute bestellen Getränke. Nicht alle tragen Masken, manche trinken hier in Ruhe ihr Bier und schauen fern. Es ist der Beginn der Lockerungen. Ich geh jetzt aber nach Hause.
Meine Freundin hat mir erzählt, dass der Nachbar ihrer großen Schwester an Covid 19 gestorben ist. Deswegen haben wir entschieden, das Ganze noch ernster zu nehmen. Dabei hat man den Eindruck, dass viele Leute glauben, die Gefahr sei vorbei, so wie sie sich auf der Straße und in den Snackbars bewegen. Man fragt sich auch, warum der Staat entschieden hat, die Snackbars zu öffnen und so die Bevölkerung zu opfern. Wir haben nun beschlossen, uns stärker einzuschließen.
Aufgezeichnete von Anne Françoise Weber
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