USA

Wie Zahnärzte Sportlern helfen können

05:20 Minuten
Patientin bei Zahnarzt
Viele Sportlerinnen und Sportler in den USA werden von Zahnärzten in ihren Teams behandelt. © dpa / picture alliance / Rui Vieira
Von Peter Kaiser · 18.02.2024
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Die USA gelten als Vorreiter auf dem Gebiet der Sportzahnmedizin. Dort gehören Zahnärzte oft zu den Teams und versorgen Wettkampfathleten, aber auch Breitensportler zahnmedizinisch. Auch Fragen der Prävention gehören zur Behandlung.
Johanna Herzog, Generalsekretärin der Deutschen Gesellschaft für Sportzahnmedizin, sagt über die Unterschiede zwischen den USA und Deutschland. 
"Sportler werden kaum untersucht. Da ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten - und mit den Verbänden zu sprechen. In Amerika ist es ganz wichtig. Da hat jedes große Team, im Eishockey vor allem, einen Sportzahnarzt, der ist mit auf der Bank.
In den Staaten gibt es die American Academy for Sport Dentistry schon seit über 30 Jahren - und bildet dort auch Teamdentists aus. Die Sportler vertrauen da auch tatsächlich ihrem Zahnarzt. Der Zahnarzt hat in Amerika generell einen viel, viel höheren Stellenwert. "

Zahngesundheit der US-Sportler extrem wichtig

Wie wichtig Sportzahnmedizin in den USA ist, dokumentiert auch Hans Stasiuk, der derzeitige Präsident der American Academy for Sport Dentistry, kurz ASD. Derzeit heißt es auf der ASD-Website dazu:

„Die ASD wurde gegründet, um unseren Athleten zu helfen und den Traumata einer Zahnarztbehandlung vorzubeugen. Prävention beinhaltet Schulung und die Entwicklung von guten Angewohnheiten wie etwa das Tragen schützender Hilfsmittel. All das innerhalb der sportlichen Regeln und im respektvollen Miteinander.“
Ob Breitensport oder Profisport aller Couleurs, die Zahngesundheit der Sportlerinnen und Sportler spielt eine eminent wichtige Rolle.

Neuordnung der Fachgebiete

Während das in den USA längst Allgemeinwissen ist, hat die deutsche Sportzahnmedizin in diesem Bereich noch Rückstände, sagt Guido Pawlik, Zahnarzt an der Akademie für Sportzahnmedizin in Berlin.   

Es ist eine Neuordnung der Fachgebiete. Die klassische Zahnmedizin ist klar aufgeteilt in Zahnmedizin, Orthopädie, respiratorische Medizin. Das lässt sich mit modernem Wissen nicht mehr aufrechterhalten. Die moderne Sportzahnmedizin beschäftigt sich eher mit Synergieeffekten, wo wir also leistungsfördernde Körperprozesse nehmen - wie verstärkter Biss und optimierte Atmung.

Guido Pawlik, Zahnarzt an der Akademie für Sportzahnmedizin in Berlin

Barbara Plaster, Zahnärztin und Vizepräsidentin der Deutschen Zahnärztlichen Gesellschaft, sieht die Hauptaufgaben und Chancen der Sportzahnmedizin hierzulande im präventiv-prophylaktischen Bereich.

"Sehr wichtig ist, wie die Kiefergelenke arbeiten, wie der Biss ist, ob die eine totale Fehlstellung haben - oder ob die falsch zubeißen. Stellen Sie sich einen Läufer vor, wo es um Millisekunden geht, da spielen diese Kleinigkeiten eine ganz erhebliche Rolle."

Mundschutz als wichtigste Präventivmaßnahme

Als vordringlichste Präventivmaßnahme nennt die Zahnärztin dabei den Mundschutz.
"Von den Zahnunfällen, die man im Mund-, Kiefer- Gesichtsbereich fetgestellt hat, sind tatsächlich bis zu 39 Prozent Sportunfälle. Das ist nicht wenig. Und 80 Prozent dieser Sportunfälle betreffen die Frontzähne."

In diesem Bereich, meint die Generalsekretärin der Deutschen Gesellschaft für Sportzahnmedizin, Johanna Herzog, kehrt sich das Verhältnis Deutschland und USA plötzlich um.
Denn: "Rein vom Wissenschaftlichen her ist uns die USA deutlich hinterher. Was dieses Schienenthema angeht, sind wir den USA meilenweit voraus. Da setzen die sich tatsächlich bei uns in den Kurs."

Sportzahnmedizin fehlt als wichtiger Teil der Ausbildung

Trotz dieses speziellen Vorsprungs sei hier Aufklärung noch immer sehr nötig, so Barbara Plaster, die Vizepräsidentin der Deutschen Zahnärztlichen Gesellschaft in Berlin.
Und generell sei das Thema Sportzahnmedizin in der Ausbildung der deutschen Zahnmediziner noch unterbelichtet.

"Es ist bei uns so, dass es wenig Ausbildung gibt - speziell für den Bereich Sport. Wir sind in allen Bereichen wirklich gut aufgestellt und vernetzt. Aber gerade in diese Richtung Trauma oder Prophylaxe, da fehlt es noch tatsächlich - weil das nicht wirklich intensiv Teil der Ausbildung ist."    

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