Sportzahnmedizin

Wie manche Sportler ihre Zahngesundheit gefährden

05:40 Minuten
Eine Zahnärztin untersucht einen männlichen Patienten in einer Zahnarztpraxis mit professionellem Werkzeug und persönlicher Schutzausrüstung.
Fehlende Zahngesundheit kann bei Sportlern unterschiedliche Auswirkungen haben. © dpa / picture alliance / Antonio Gravante
Von Peter Kaiser · 28.01.2024
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Wirbelsäulenveränderungen, verminderte Atemwegseffektivität, weniger Leistungsfähigkeit insgesamt: Sport kann für manche Menschen gravierende Folgen für ihre Zahngesundheit haben. Das Thema rückt deshalb zunehmend ins Blickfeld der Vereine.
Guido Pawlik, Zahnarzt und leitender Geschäftsführer der Berliner Akademie für Sportzahnmedizin, sagt: "Mit diesem 4-D-optrimetischen Verfahren können wir von Kopf bis Fuß die gesamte orthopädische Wirkungskette aufnehmen."
Sportzahnmedizin ist für den einstigen DDR-Leistungssportler nach der aktiven Karriere einer seiner Tätigkeitsschwerpunkte. Am Laufband in der Sportzahnakademie in Berlin-Mitte stehend, erklärt er: "Die Kaukraft ist die größte Kraft mit dem größten Ableitungssystem. Und deshalb verstärken wir jeden Belastungsprozess, egal ob psychoemotional durch Knirschen und Pressen oder auch körperliche Belastung mithilfe des Bisses – und das können wir mit solchen Systemen darstellen."

Sport und die Folgen für die Zahngesundheit

Athletinnen und Athleten, egal ob Profis oder auf Amateurebene, gefährden nicht selten durch den Sport ihre Zahngesundheit. Einer Studie des University College London und den USA aus dem Jahr 2014 zufolge sind auf der Basis von 39 Einzeluntersuchungen etwa 15 bis 75 Prozent der Elitesportler von Karies betroffen, 15 Prozent weisen Zahnfleischentzündungen auf. Und bei fast 40 Prozent der Athletinnen und Athleten wurden Auflösungen des Zahnschmelzes festgestellt.
Studienleiter Ian Needleman erklärt: "Wir schauen uns nicht nur alles an, sondern wir schauen auch auf die psychologischen Auswirkungen. Ich denke, einige haben Auswirkungen auf das Selbstvertrauen, die Sozialisierung, die Entspannung und den Schlaf."
Der Forscher ergänzt: "Ich habe so katastrophale Probleme erlebt, etwa, dass ein Sportler einen akuten Zahnabszess hatte, der so schlimm war, dass er sofort entfernt werden musste – und der Sportler nicht weiter am Wettkampf teilnehmen konnte. Auch wenn sie selten sind, die Dinge passieren."

Zahnärztin empfiehlt regelmäßigen Check-up

Die Potsdamer Zahnärztin Ivette Szabadi behandelt vielfach Sportlerinnen und Sportler in ihrer Praxis. Sie sagt:

Zweimal jährlich ist ein intensiver Sportler-Check-up zu empfehlen, wo wir nicht nur die Zähne anschauen, sondern wirklich den gesamten Mund-Kiefer-Gesichtsbereich. Knirschen, Pressen, Craniomandibuläre Dysfunktion ist das Schlagwort, ist weit verbreitet.

Zahnärztin Ivette Szabadi

Bei der Craniomandibulären Dysfunktion, kurz CMD, stehen sich Ober- und Unterkiefer nicht optimal gegenüber. Das führt zu Funktionsstörungen der Kiefergelenke: "Chronische Entzündungen werden ausgeschlossen, Röntgenaufnahmen sind ein Thema, sodass wir dann diesen umfassenden Sportler-Check-up, auch mit Ernährungsberatung bei Bedarf, anbieten und umsetzen können."

Was das Entstehen von Karies fördert

Dazu gehört die Beratung von sogenannter Sportlernahrung oder Diäten, durch die den Zähnen oft Mineralien fehlen. Nahrungsergänzungspräparate oder isotonische und oft extrem zuckerhaltige Getränke tun ihr Übriges. Sie fördern das Entstehen von Karies.
In der Akademie für Sportzahnmedizin, die sich auch die „Zahnretter“ nennen, geht man bei der Sportlerdiagnostik noch einen wesentlichen Schritt weiter. 

Die moderne Sportzahnmedizin befasst sich eher mit Synergieeffekten, wo wir leistungsfördernde Körperprozesse nehmen, wie verstärkter Biss, optimierte Atmung und das so kombinieren, dass es zu einer ungeheuren Leistungssteigerung führt. Wir wissen aus praxistäglicher Erfahrung, dass jede Bissveränderung zu Wirbelsäulenveränderungen führt.

Und dass jede Bissstörung, Knirschen, Pressen, zur Verminderung der Atemwegseffektivität führt. Das mündet dann logischerweise in einer verminderten Leistungsfähigkeit – und wird dann hochrelevant für den Sport.

Guido Pawlik, Geschäftsführer der Berliner Akademie für Sportzahnmedizin

Um Olympiasieger, Weltmeister, Profisportler sowie auch Breitensportler optimal zahnmedizinisch zu unterstützen, setzen Guido Pawlik und dessen Kolleginnen und Kollegen etwa digitale Volumentomographie, kurz DVT, ein, um anhand der 3-D-Bilder etwa das Zahnweichgewebe beurteilen zu können.

Wie die Zahnmedizin Sportler unterstützt

Ebenso kommen Techniken der digitalen Funktionsdiagnostik zum Einsatz, um Kiefergelenk- und Kieferbewegungen beurteilen zu können. Und manchmal führt die Diagnostik über das Normale hinaus: "Wir kombinieren leistungsfördernde Mechanismen miteinander, die normalerweise nicht kombinierbar sind. Und dabei entstehen Leistungsbereiche, die natürlicherweise nicht erreichbar sind. Wie zum Beispiel Kombination hocheffektive Nasenatmung und maximal Kaukraftsynchronisation, was den ganzen Oberkörper verstärkt."  
Fakt ist: Die moderne sportzahnmedizinische Diagnostik hält nicht nur die Athletinnen und Athleten gesund, sondern kann auch sehr direkt bei der Medaillengewinnung beteiligt sein.  

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