"Spiel ohne Grenzen"

Europäische Schmierseifen-Olympiade legt los

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Siegerehrung bei "Spiel ohne Grenzen": der Spielleiter Camillo Felgen, rechts Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Schütz. © dpa/picture alliance/Chris Hoffmann
Von Hartmut Goege · 26.05.2015
Am 26. Mai 1965 hatte die Unterhaltungssendung "Spiel ohne Grenzen" ihre Premiere. 15 Jahre zog die Sendung ganze Familien vor den heimischen Bildschirm. Bei dieser Schmierseifen-Olympiade spielten Wasser und Seifenlauge immer eine wichtige Rolle.
Arnim Dahl:
"Aus der Pferdestadt Warendorf begrüße ich Sie herzlich zu dem internationalen Fernsehturnier "Spiel ohne Grenzen". Und wie Sie sehen, ist hier schon alles auf den Beinen in Warendorf. Auf den Pferdebeinen, würde ich sagen."
Warendorf gegen das französische Dax. Es war der Auftakt zu einem Städteturnier und unvergleichlichen Fernsehspektakel. Als Spielleiter und Moderator Arnim Dahl am 26. Mai 1965 das europäische Kleinstadt-Duell als deutsche Bildschirmpremiere eröffnete, lief die Sendung in Frankreich schon seit 1961 als nationaler Wettbewerb. Charles de Gaulle hatte dann den Anstoß zum internationalen Format gegeben, um die europäische Annäherung zu fördern. Diese später auch als Schmierseifen-Olympiade belächelten Wettkämpfe - Wasser und Seifenlauge spielten immer eine wesentliche Rolle - beförderten vor allem das Ungeschick.
"Das geht nun mal ganz aus Versehen in die andere Richtung und schon ist ein kleiner Sturz da ... und wieder ein Sturz ... und noch ein Sturz ..."
Von nun an sollten sich nach nationalen Ausscheidungskämpfen Teams aus vier, später auch aus acht europäischen Kleinstädten innerhalb eines Jahres in sportlich-spaßigen Freiluft- und Geschicklichkeitswettkämpfen messen. Zum Sommerende hin wurde dann in einem Finale der Jahressieger gekürt.
Arnim Dahl:
"Übrigens, das müssen Sie noch wissen. Die Hälfte der Mannschaft aus Warendorf befindet sich jetzt gerade in Dax in Südfrankreich. Und die Hälfte der Mannschaft aus Frankreich, aus Dax, ist hier bei uns in Warendorf, so dass für beide Teile die gleichen Chancen bestehen."
Was sich kompliziert anhört, war kompliziert, denn gesendet wurde aus beiden Städten gleichzeitig. Und so offenbarte an diesem Premieren-Tag das noch junge Live-Fernsehformat seine Tücken. Dahl, dem der Luxemburger Radiomoderator Camillo Felgen als Co-Kommentator und Dolmetscher zur Seite gestellt wurde, ahnte wohl das Chaos.
Camillo Felgen/Arnim Dahl:
"Achtung, meine Herren, Attention Messieurs. Prenez la corde! Nehmen Sie das Seil auf, bitte!" - Hoffentlich klappt dann alles so, wie wir es uns das gedacht haben. Man ist ja bei einer Direktsendung vor Überraschungen nie sicher. Und ich muss schon sagen, das ist alles sehr aufregend, auch für uns. Es muss schnell gehen, denn wir schalten ja dauernd zwischen Frankreich und Deutschland hin und her."
Und genau das wurde zum Problem. Während die Kandidaten in den beiden Städten teils in Badekleidung, teils in bunten Fantasiekostümen unfreiwillig in Wasserbecken fielen oder etwa mit riesigen Pappmühlrädern um den Hals auf Schmierseife ausrutschten, gerieten Ton, Bild, Ort, sowie deutsche und französische Moderationen nicht selten durcheinander. Die Regie war überfordert.
"Warendorf hören Sie auf bitte. Warendorf ... Warendorf bitte?"
Dahl zeigt Nerven
Und Arnim Dahl, der als bekannter Fernseh-Stuntman nach dem Motto lebte "lieber zehn Minuten Angst als einen Monat arbeiten", zeigte Nerven.
Arnim Dahl:
"Sind wir denn schon dran, ich denk wir haben gewonnen! - Also drei Punkte verloren. - Bitte seien Sie uns nicht böse, wenn es ein bisschen durcheinander geht."
Das völlige Chaos aber brach los, als im südfranzösischen Dax eine Kuh durchging und einen Warendorfer Kandidaten attackierte, der sich mit einem Sprung auf ein Trampolin retten wollte. Doch die Kuh sprang hinterher und Camillo Felgen erlitt spontan einen Lachanfall.
Camillo Felgen:
"Jetzt ist sie ... hopp, und ist mitten auf das Ding drauf gesprungen, haha, ist die Kuh auf dem Springer, haha und du lieber Himmel, noch mal drauf, haha ..."
Fast völlig unter ging bei dem Spektakel, dass Warendorf am Ende mit 4:0 als Sieger hervorging und in der nächsten Finalrunde stand. Sein Lachanfall aber beförderte Camillo Felgen ab der zweiten Sendung zum neuen Spielleiter und damit zum Nachfolger des entnervten Arnim Dahl. Auch wenn die Regeln in den folgenden Turnieren nie ganz klar wurden, die Einschaltquoten stiegen auf Rekordhöhe, "Spiel ohne Grenzen" entwickelte sich zum Straßenfeger. Gerade weil die oft halsbrecherischen Spiele nie ohne Pannen verliefen, wie Felgen sich erinnerte.
Nur die Erkennungsmelodie war wie in den Proben
Camillo Felgen:
"Die Proben, die waren immer wunderbar, aber dann, wenn die Sendung kam, dann war von den Proben keine Spur mehr. Das Einzige, was stimmte, was genau war wie bei den Proben, das war die Erkennungsmelodie. Und von da an ging alles drunter und drüber, aber das war das Schöne dabei, da musste man schauen, wie man da raus kam."
Camillo Felgen
"Der erste hier vorwärts hüpfen, und der zweite steht rückwärts, der hüpft dann rückwärts über den Parcours ..."
125 Folgen lang präsentierte Camillo Felgen souverän die Jux-Show, bevor er 1973 an Frank Elstner übergab. Nach rund 200 Folgen und mehrfachem Moderatorenwechsel ließ das Zuschauerinteresse nach. 1980 stieg die ARD aus der Eurovisions-Sendung wieder aus.
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