Spendenaufruf für Documenta-Werk

Kunstvoll von Babys lernen

08:44 Minuten
Ein Kleinkind sitzt in der Installation "Eltern und Kleinkinder Krippe" umgeben von Spielzeug.
Kinder als Protagonisten ihrer eigenen Entwicklung: "Eltern und Kleinkinder Krippe / Public Daycare" von der Künstlerin Graziela Kunsch. © Nicolas Wefers
Susanne Völker im Gespräch mit Marietta Schwarz · 09.01.2023
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Kleinkinder können sich besser mit sich selbst beschäftigen, als wir denken - das wollte die Künstlerin Graziela Kunsch mit einer Installation auf der Documenta 15 zeigen. Die Stadt Kassel will das Werk nun kaufen und in eine Markthalle stellen.
Nach dem Ende der documenta will die Stadt Kassel ein Kunstwerk für den öffentlichen Raum kaufen und dieses über Spenden oder Sponsoren finanzieren. Für die "Eltern und Kleinkinder Krippe" von Graziela Kunsch gibt es nun einen Spendenaufruf. Daneben wurden bereits weitere Werke der umstrittenen Documenta 15 für die städtischen und staatlichen Kunstsammlungen erworben.

Inspiriert von Emmi Pickler

Die Künstlerin Graziela Kunsch hat sich mit der Pädagogik der ungarischen Jüdin Emmi Pickler beschäftigt. Deren pädagogischer Ansatz geht davon aus, dass Kinder in der Lage sind, sich viel mehr mit sich selbst zu beschäftigen als es ihnen die Erwachsenenwelt in der Regel zugesteht.

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Susanne Völker, Kulturdezernentin der Stadt Kassel, beschreibt Kunschs Installation als ein "besonderes", ein "aktiviertes" Kunstwerk, weil es während der Documenta im Fridericianum nicht nur zu sehen war, sondern auch von Kinder als Spielewelt genutzt werden konnte. Das sei so intensiv geschehen, dass sich inzwischen eine Eltern-Initiative für den Erhalt einsetze, berichtet sie.
Die zu dem Kunstwerk gehörenden Fotografien von Marian Reismann sollen ebenfalls erworben werden, sagt Völker. Sie dokumentieren über mehrere Jahrzehnte hinweg spielende Babys und ihre Beziehung zu ihren Betreuerinnen im Kinderheim Pikler-Lóczy in Budapest.
Möglicher Ausstellungsort sei die Markthalle der Stadt, so Völker. Das sei für die Markthalle selbst als auch für Familien bereichernd. Den künftigen Betrieb fördert die Stadt Völker zufolge mit einer Anschubfinanzierung, sie unterstützt außerdem die Gründung einer Eltern-Initiative. So könnten die nötigen Strukturen aufgebaut werden.

Begegnung und Spiel

Laut der Stadtdezernentin geht es primär um Begegnung, das Spielen und das Prinzip Emmi Picklers, mit Kindern die Welt zu entdecken und die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Ziel sei es nun, rund 179.000 Euro dafür einzusammeln. 70 Prozent gehen an die Künstlerin, die auch in ihrer Heimatstadt Sao Paulo eine ähnliche Krippe initiieren möchte. 30 Prozent gehen an die lumbung Gallery. Grund sei "das Prinzip des Teilens der Documenta 15" - verkaufte Kunst soll auf diese Weise andere Kunstwerke querfinanzieren.
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