Die Smart-Story

Wie ein visionäres Verkehrskonzept zum Kleinwagen schrumpfte

29:37 Minuten
Ein schwarz-gelber Smart fährt auf der Straße.
Archivbild eines Smart aus dem Jahr 1997: Uhrenunternehmer Nicolas Hayek trieb das Projekt als "Swatch-Auto" in den 90er-Jahren voran. © picture alliance / KEYSTONE / Handout
Von Florian Felix Weyh · 18.05.2022
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Bald ist der Smart Geschichte: Der Zweisitzer, der den Individualverkehr revolutionieren sollte und dabei im Problemstau stecken blieb, wird dann nicht mehr gefertigt. Die Herausforderungen einer echten Verkehrswende bleiben.
Fast zwei Millionen Mal wurde der zweisitzige Smart gebaut, nun läuft die Fertigung aus. Branchenkenner sagen, das Auto habe nie Gewinn abgeworfen.
Das liegt möglicherweise daran, dass es nicht zu dem geworden ist, was es hätte sein sollen: die Verkörperung einer Verkehrswende in den Innenstädten.

Ich fordere ja zunächst einmal ein Auto, das nicht mehr so viel Schaden stiftet, wie das, was wir jetzt haben. Das langsam ist, das auch ohne Lärm fährt, keine Abgase erzeugt – das ist schon mal ein Riesenvorteil. Und dann fordere ich natürlich eine starke Reduktion des Verkehrs!

Porträtfoto von Frederic Vesteraus dem Jahr 1996
© picture-alliance / dpa / Erwin Elsner

Frederic Vester, Biochemiker und Vordenker der Verkehrskybernetik im Jahr 1991

Seit Jahrzehnten finden die allermeisten Autofahrten im Nahbereich mit weniger als zwei Passagieren statt. Ein elektrischer Kleinwagen mit geringem Platzbedarf könnte diese Bedürfnisse vernünftig bedienen.

Mobil mit dem „Swatch-Auto“

Als „Swatch-Auto“ wurde die Idee vom Uhrenunternehmer Nicolas Hayek Anfang der 1990er-Jahre vorangetrieben.

Die Mobilität der einzelnen Menschen können Sie nie bremsen. Also wenn wir heute ein Gesetz machen und sagen, Sie und ich und jeder andere darf kein Auto mehr haben, da haben Sie eine Revolution in allen demokratisch geführten Ländern und die Regierungen werden weggefegt!

Porträtfoto von Nicolas Hayek aus dem Jahr 1993
© picture alliance / AP Images

Uhrenunternehmer Nicolas Hayek im Jahr 1992

Doch die Wurzeln des Smart reichen bis in die 1970er-Jahre zurück, als der Ingenieur und Designer Johann Tomforde den Ur-Smart projektierte.
Mit dem Kontakt zum Auto-Manager Daniel Goeudevert, der von Ford zu VW gewechselt war und dort für den Vorstandsvorsitz gehandelt wurde, ging das revolutionäre Kleinwagenkonzept einen großen Schritt auf seine Verwirklichung zu.

Die Zusammenarbeit mit VW scheitert

Man hob ein Joint-Venture zwischen Swatch und dem Wolfsburger Konzern aus der Taufe. Doch dann wurde nicht Goeudevert Chef von VW, sondern Ferdinand Piëch, Automann der ganz alten Schule, Liebhaber von großen, schnellen Benzinkarossen.

Man unterschätzt die dunklen Kräfte eines Großunternehmens, die in Aktion sind, wenn es darum geht, über die Zukunft zu sprechen und nachzudenken.

Porträtfoto von Daniel Goeudevert aus dem Jahr 2011
© imago / Müller-Stauffenberg

Daniel Goeudevert, Automobilmanager und Autor

Die verschlungene Technik- und Wirtschaftsgeschichte des Smart, der in den 90ern bei Mercedes landete, illustriert, wie visionäre Entwicklungen an kurzfristigen Konzerninteressen scheitern. Oder zukunftsweisende Projekte kommen zu früh.
Erst ab 2020 wurde der Zweisitzer ausschließlich elektrisch angeboten. Nach Ende des Benzinmodells ist damit nun auch Schluss. Der Nachfolger wird ein SUV sein.

Autor: Florian Felix Weyh
Es sprechen: Ilka Teichmüller und Monika Oschek
Ton: Hermann Leppich
Regie: Klaus Michael Klingsporn
Redaktion: Martin Hartwig

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