Sklaverei in den USA

Gewalt, die man sich nicht ausdenken kann

Der US-amerikanische Autor Colson Whitehead
Der US-amerikanische Autor Colson Whitehead © dpa / picture alliance
Colson Whitehead im Gespräch mit Joachim Scholl · 30.10.2017
Colson Whitehead hat mit "Underground Railroad" ein erschütterndes Buch über die Sklaverei in den USA vorgelegt. Für viele Kritiker war es das "Buch der Stunde". Whitehead selbst sagt: Der Roman hätte auch 1975 geschrieben werden können.
Der afro-amerikanische Schriftsteller Colson Whitehead hat in diesem Jahr für seinen Roman "Underground Railroad" den Pulitzerpreis bekommen. Zu Recht - Whitehead erzählt eine tief erschütternde Geschichte über die Sklaverei in den Südstaaten. Seine Heldin heißt Cora, die auf den Baumwollplantagen Georgias ausgebeutet wird. Mit Hilfe der "Underground Railroad", einem Fluchtnetzwerk, kann Cora entkommen. Und begibt sich auf eine Reise, die Whitehead stark fiktional gestaltet hat.
Cover des Buches: "Underground Railroad” von Colson Whitehead
Cover des Buches "Underground Railroad” von Colson Whitehead© Hanser Verlag / dpa / picture alliance
Wie die Sklaven damals behandelt wurden, das habe er sich hingegen nicht ausgedacht, sondern einfach nur realistisch beschrieben, sagte Whitehead im Deutschlandfunk Kultur. Den Sklavenhaltern sei es darum gegangen, die Sklaven zu kontrollieren, so der Schriftsteller. Mittel zum Zweck war eine extreme und unmenschliche Brutalität: "Meine Fantasie reicht nicht aus, um all das zu beschreiben, was man Schwarzen damals angetan hat."

"Traum von der weißen Vorherrschaft"

Kritiker sahen in Whiteheads Roman das "Buch der Stunde", einen scharfen Kommentar zur gegenwärtigen Verfasstheit der USA - Whitehead selbst gibt sich eher zurückhaltend. Es sei ein Buch, das den Rassismus im Jahr 1850 beschreibe, sagte er. Es hätte auch 1995 oder 1975 geschrieben werden können.
US-Präsident Donald Trump während seiner Rede über das Atomabkommen mit dem Iran.
US-Präsident Donald Trump. "Traum von der weißen Vorherrschaft"© dpa-Bildfunk / AP / Evan Vucci
In anderthalb Jahrhunderten habe sich vieles geändert, vieles aber auch nicht, betonte der Schrifsteller: "Wer hätte gedacht, dass wir heute einen Präsidenten haben, der von der weißen Vorherrschaft träumt?"
Sklaven im Jahre 1895 vor ihrer Hütte auf einem Baumwollfeld.
Sklaven in den USA vor ihrer Hütte auf einem Baumwollfeld© Imago / UIG
Von Barack Obama wurde Whitehead noch ins Weiße Haus eingeladen - wenige Tage bevor Obama auszog und das Präsidentenamt übergab. "Es war schön, einen Präsidenten zu haben - und wir vermissen ihn auch - der Bücher gelesen hat", sagte Whitehead. Donald Trump lese definitiv keine Bücher. Wenn er das nächste Mal ins Weiße Haus eingeladen werde, dann vielleicht, um ein "Erschießungskommando zu flankieren", scherzte Whitehead sarkastisch. (ahe)
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