„She-Hulk“ bei Disney+

Wütend, grün und feministisch

06:44 Minuten
Eine Frau mit langen Haaren und grüner Haut blickt nach links, es ist She-Hulk in der gleichnamigen Serie von Disney+.
Die Anwältin, der Superhelden vertrauen: Jennifer Walters aka She-Hulk (gespielt von Tatiana Maslany) vertritt als Rechtsbeistand vor allem Superkraftbesitzer*innen. © IMAGO / Picturelux / Marvel Studios
Von Sophie Charlotte Rieger · 19.08.2022
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Eine ganz besonders Anwaltsserie ist nun bei Disney+ zu sehen: „She-Hulk“ erzählt die Geschichte der Cousine des Hulks. Die ist nicht nur lustig, sondern auch feministisch. Kritik am Sexismus wird allerdings manchmal mit dem Holzhammer verabreicht.
Das grüne Monster Hulk ist zurück – doch diesmal als Frau. Mit der Serie „She-Hulk – Die Anwältin“ erweitert der Streamingdienst Disney+ die Marvel-Superhelden-Truppe.
Worum geht’s? Jennifer Walters ist nicht nur eine erfolgreiche Anwältin, sondern auch die Cousine von Bruce Banner alias Hulk. Wie er hat Walters Superkraft, ist groß, grün und stark – wenn sie wütend ist – und muss das mit ihrem Job vereinbaren.

Besuch von alten Bekannten

Die Serie beginnt in der ersten Episode mit der Origin Story von „She-Hulk“, also mit den Ereignissen, die dazu führen, dass Jennifer Walters Superkräfte erlangt. Anschließend steht sie vor dem Problem, dass sie unbedingt weiter als Anwältin arbeiten will. Als Superheldin erfährt sie in diesem Beruf allerdings Diskriminierung.
Die Lösung: Sie arbeitet an Fällen, in die als Kläger oder Angeklagte andere Superhelden involviert sind. Das ist natürlich eine großartige Möglichkeit für viele Cameo-Auftritte von bereits bekannten Figuren wie Abomination, Wong und natürlich Bruce Banner alias Hulk.

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„She-Hulk“ ist fest im Marvel Cinematic Universe (MCU) verankert, bezieht sich immer wieder auf Figuren oder auch Handlungsstränge aus anderen Filmen und Serien. Aber die Serie selbst verfolgt ein sehr komödiantisches Konzept. Die Folgen sind kurz und entsprechend schnell und raffend erzählt, die Story ist zudem nicht sonderlich komplex.

Auch Feminismus kann lustig sein

Das zentrale Element für die Unterhaltung ist dabei der Humor. Für viele Gags ist es sicherlich förderlich, sich im MCU schon ein wenig auszukennen, aber ohne Vorkenntnisse geht es auch.
Der große Verdienst der Serie besteht darin, den weitverbreiteten Irrtum zu widerlegen, dass sich Humor und Feminismus ausschließen. Jennifer Walters darf hier unglaublich albern sein, sich mit Hulk einen Rülps-Wettbewerb liefern und viele andere Dinge tun, die in der Gesellschaft als unweiblich empfunden werden.
Die meisten Superheldinnen sind nicht so geschrieben, dass man über sie lacht. Ganz anders als Kollegen wie Thor oder Hulk, die immer auch komödiantische Figuren waren. Mit „She-Hulk“ gibt es jetzt endlich eine entsprechende Frauenfigur - auch das ist Emanzipation.

Brechen von Schönheitsidealen

Die Größe und auch die Muskeln von She-Hulk spielen bei dem Brechen von Schönheitsidealen eine Rolle. Hier ließe sich die These aufstellen, dass sie durch ihre körperliche Überlegenheit einschüchternder wirkt als eine normschöne und eher zierliche Captain Marvel, Wonder Woman oder auch Black Widow. Der Humor könnte also auch dazu dienen, diese aus patriarchaler Perspektive unheimliche Stärke zu unterminieren.
Gleichzeitig sieht man an Figuren wie Captain America oder auch Spiderman, dass männliche Superhelden, die Schönheitsidealen entsprechen, ebenfalls Humor generieren können. Dass sich das MCU bei den Heldinnen mit der Komik so schwertut, hat in jedem Fall etwas mit sexistischen Stereotypen zu tun.
She-Hulk hat aber nicht nur diese feministischen Aspekte. Die Serie geht noch einen großen Schritt weiter, legt der Hauptfigur immer wieder sehr direkte feministische Kommentare in den Mund und charakterisiert sie in gewisser Weise durch ihre Weiblichkeit dem Hulk gegenüber als überlegen.

Wut als permanenter Begleiter

Denn sowohl Bruce als auch Jennifer verwandeln sich, wenn sie besonders wütend sind. Für den männlichen Hulk war es ein weiter Weg, diese Wut und somit auch seine Kräfte zu kontrollieren. Jennifer Walters hat dieses Problem nicht und erklärt auch warum: Als Frau ist sie permanent wütend über sexuelle Belästigung, Diskriminierung, Männer, die ihr ungefragt die Welt erklären, und sie muss mit diesen Emotionen jeden Tag umgehen. Sie hat Übung, sie ist perfekt vorbereitet.

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In diese Richtung finden sich in „She-Hulk“ tatsächlich viele feministische Kommentare, die die Lebensrealität von Frauen in einer sexistischen Gesellschaft sichtbar machen. Die Serie hat eine sehr ausgeprägte Metaebene, da die Hauptfigur immer wieder direkt in die Kamera spricht. Das passt einerseits perfekt ins komödiantische Konzept, ähnlich wie in den Deadpool-Filmen, und erlaubt andererseits gesellschaftskritische Kommentare, sogar Kritik an der Serie und dem gesamten Marvel-Universum.

Mit dem Holzhammer

Beispielsweise ist der Name „She-Hulk“ aus feministischer Sicht absolut grauenhaft, da er Jennifer nicht als eigenständige Person begreift, sondern als Abklatsch eines männlichen Prototyps. Indem Jennifer Walters das in der Serie direkt anspricht, kann sie das Publikum auf diese sexistische Namensgebung aufmerksam machen.
Ohne mit dem ursprünglichen Namen und somit der Comicvorlage zu brechen, kann sie so den Sexismus darin trotzdem dekonstruieren. Das ist ziemlich clever. Man kann gespannt darauf sein, was die Fans dazu sagen. Wie alles in der Serie sind auch die feministischen Anteile alles andere als subtil und eher mit dem Holzhammer verabreicht. Da wird es sicher Fanboys geben, die das nicht lustig finden.
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