Desinformationskampagnen

Wie Russland seinen Einfluss in Afrika stärkt

15:48 Minuten
Eine Gruppe Demonstranten stehen vor einem Panzer und schwenken eine russische Flagge.
Nach dem Putsch Ende September in Burkina Faso bekunden viele Demonstranten ihre Sympathien zu Russland. © AFP / Issouf Sanogo
Christoph Plate im Gespräch mit Vera Linß und Katja Bigalke · 08.10.2022
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Nach dem jüngsten Militärputsch in Burkina Faso schwenken Demonstranten russische Flaggen. In Afrika wachsen die Sympathien für Russland. Das ist auch ein Ergebnis von geschickten Desinformationskampagnen, sag der Medienanalyst Christoph Plate.
Videobilder aus Burkina Faso zeigen Demonstrierende, die nach dem Putsch Ende September Russlandfahnen in den Wind halten oder über den Rücken gebunden haben. Für viele ist klar: Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich wird in der Bevölkerung von Burkina Faso immer mehr für Missstände im Land verantwortlich gemacht. Hilfe soll von anderswo kommen. Etwa aus Russland. Das beobachtet unter anderem auch die Fact-Checking-Initiative Fasocheck aus der Hauptstadt Ouagadougou.
Gleichzeitig häufen sich die Fake-News-Kampagnen. RT, der Nachfolger von Russia Today, möchte einen eigenen Newsroom in Südafrika aufmachen, und auch zahlreiche russische Botschaften auf dem Kontinent seien sehr aktiv dabei, falsche Informationen zu veröffentlichen. “Die russische Desinformationspolitik hat deutlich zugelegt seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine," erläutert Christoph Plate. Er leitet das Medienprogramm der Konrad-Adenauer-Stiftung für Subsahara-Afrika in Johannesburg.
Historisch sind das Land und der Kontinent schon sehr viel länger verbunden. Russland habe noch immer “einen Wundschmerz”, wenn es um Afrika gehe, sagt Plate. Das gehe vor allem auf die politischen Beziehungen während des Kalten Krieges zurück: “Es gab zur Zeit der Sowjetunion militärische Kooperationen und es wurden abertausende Stipendien vergeben an Studenten aus afrikanischen Ländern.”
Nachdem sich Russland dann von dem Zusammenbruch der Sowjetunion erholt hatte, knüpfte das Land “wieder sehr häufig an die alten Kontakte an”. Russische Desinformationskampagnen in Afrika seien also nichts Neues, so Plate

Medienstrategien: Sonnenschein vs. Aggressionen

Dafür würden heute vor allem die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter genutzt. Außerdem produziere Russland Meinungsstücke, die ihren Weg in afrikanische Zeitungen fänden. Und es gebe noch alte Kooperationsverträge zwischen russischen und afrikanischen Nachrichtenagenturen.
Auch China nutzt Medien, um den eigenen Einfluss auf dem Kontinent auszuweiten. Allerdings gebe es einen wesentlichen Unterschied zwischen dem Vorgehen beider Länder, sagt Plate.

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China betreibe vor allem einen sogenannten “Sonnenschein-Journalismus”: die Verbreitung von positiven Meldungen in Verbindung mit China und Afrika. “Da lesen Sie dann Meldungen von der Eröffnung einer neuen Straße oder einer neuen Brücke in Anwesenheit vom chinesischen Botschafter. Das sind alles Nachrichten, die niemandem weh tun“, erklärt Plate. Die russische Strategie rund um Desinformation sei hingegen sehr viel aggressiver. Es werde versucht, das westliche Demokratiemodell zu diskreditieren und eine Politik der Stärke zu propagieren.

Debatte klein, aber vorhanden

Laut Plate gibt es jedoch durchaus auch differenzierte Debatten. In Kenia zum Beispiel wiesen Menschen darauf hin, dass Russland, entgegen eigener Aussagen, sehr wohl eine “Kolonialmacht und eine imperialistische Macht” gewesen sei: “Sie sollen mal, bitteschön, auf dem Kontinent nicht so daher kommen, als seien sie eigentlich diejenigen gewesen, die den afrikanischen Staaten immer nur Gutes gewollt hätten.”
Zu verdanken sei diese Wehrhaftigkeit gegen Desinformationen einer kritischen Zivilgesellschaft, die auch in sozialen Netzwerken sehr aktiv sei. 
Allerdings dürfe man sich das nicht so vorstellen wie eine Diskussion über den Krieg gegen die Ukraine, wie sie in Deutschland stattfinde, an der breite Kreise teilnähmen. “Dieser Krieg ist in der Wahrnehmung der meisten Menschen auf dem Kontinent sehr weit weg. Es ist ein Krieg des weißen Mannes.” Diskutiert würde daher vor allem unter Intellektuellen, einigen Politikern, Akademikern und Journalisten. 
(cs)
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