Sophia Kimmig: "Move. Wie Fortbewegung das Leben der Tiere bestimmt"
© Hanser Literaturverlag
Mit Flügeln, Flossen oder auf Pfoten um die Welt
06:13 Minuten

Sophia Kimmig
Move. Wie Fortbewegung das Leben der Tiere bestimmtHanser, München 2025384 Seiten
19,00 Euro
Laufen, kriechen, fliegen, schwimmen: Bewegung gehört zur Existenz von Tieren wie die Nahrungsaufnahme. Die Biologin Sophia Kimmig folgt ihren Routen und warnt: Wenn wir die Bewegungen der Tiere einschränken, zerstören wir die Grundlage des Lebens.
Tiere sind – anders als Pflanzen – Lebewesen, die sich bewegen können. Nicht wenige begeben sich auf Reisen, um Nahrung oder Fortpflanzungspartner zu finden. Für den Philosophen Platon war eigenständige Bewegung sogar ein Hinweis auf die Existenz einer Seele.
Die Biologin Sophia Kimmig beschreibt in ihrem neuen Buch die Vielfalt der Tierwelt auf neue Weise: laufen, kriechen, fliegen, schwimmen. Bei ihr dreht sich alles um Bewegung, und auch, wenn sie zum Teil bekannte Naturphänomene beschreibt, sorgt diese ungewohnte Sichtweise doch für neue Erkenntnisse und ein abwechslungsreiches Leseerlebnis für Naturfreunde.
Fortbewegung von Anfang an
Schon die ersten Lebewesen mussten nicht reglos in einer Art Ursuppe treiben. Einige konnten sich im Wasser fortbewegen, entweder durch taumelnde Bewegungen oder wie ein Spermium mit einer Geißel als Antrieb.
Das Wasser blieb lange Zeit das Element des Lebens und der Bewegung. Das Vorwärtskommen an Land war und ist ungleich komplizierter: Ein ständiger Kampf gegen die Schwerkraft, wie er sich beim Laufenlernen von Kleinkindern sehr gut beobachten lässt. Der Energieverbrauch lässt sich berechnen: Ein ein Kilogramm schweres Säugetier verbraucht beim Laufen an Land zehnmal mehr Energie pro Strecke als ein gleichgroßer Fisch im Wasser.
Und dennoch haben sich an Land erfolgreiche Formen der Fortbewegung entwickelt. Sophia Kimmig begleitet in ihrem Buch unterschiedliche Tiere bei ihren Reisen. Zum Beispiel einen Polarfuchs auf seinem Weg von Spitzbergen über tausende Kilometer Meereis nach Grönland und weiter bis nach Kanada. Wissenschaftler konnten seinen Weg über GPS verfolgen. Ebenso beeindruckend ist der Weg vieler Zugvögel. Weißstörche schaffen zweimal im Jahr bis zu 10.000 Kilometer Flugstrecke, 150 bis 300 Kilometer am Tag.
Zugvögel brauchen Raststätten
Dabei brauchen Zugvögel viel Energie und müssen regelmäßig kleine Pausen einlegen. Wenn jedoch immer mehr geeignete Rastplätze verschwinden und nahrungsreiche Feuchtgebiete trockengelegt werden, wird das Reisen für die Vögel zur Tortur. Der Schutz wandernder Tierarten ist deshalb ein schwieriges Unterfangen. Weit entfernte Staaten müssen zusammenarbeiten, damit die Trittsteine für die gesamte Reiseroute erhalten bleiben.
Sophia Kimmig gelingt es in ihrem Buch, Bewegung anschaulich in Worte zu fassen. Sie zeigt, wie wichtig es sein kann, bei Baumaßnahmen die Wege der Tiere zu berücksichtigen. Auch der Hinweis auf den Klimawandel ist der Autorin ein wichtiges Anliegen. Wenn Temperaturen steigen und Trockenheit und Regen sich neu verteilen, sind wandernde Tierarten besonders bedroht. Manche können sich anpassen, andere verlieren ihre Lebensgrundlage. Denn Bewegung gehört zur Natur, und wenn wir die Bewegungen der Tiere einschränken, zerstören wir die Grundlage des Lebens.