René Pollesch wird Intendant der Volksbühne

"Das wirkt schon wie die große Rolle rückwärts"

05:50 Minuten
René Pollesch steht in einem Gang mit braunen Holzwänden und runden Leuchtern an der Decke. Er ist von schräg unten fotografiert und schaut an der Kamera vorbei.
René Pollesch wird von der Spielzeit 2021/2022 an Intendant der Berliner Volksbühne, einem der wichtigsten Theater Deutschlands. © dpa picture alliance/ dpa-Zentralbild/ Britta Pedersen
Elena Philipp im Gespräch mit Gesa Ufer · 12.06.2019
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Nun ist es offiziell: Regisseur René Pollesch wird neuer Intendant der Berliner Volksbühne. Für Elena Philipp nicht nur eine positive Entscheidung. Die Theaterjournalistin meint: "Da hätte man sich vielleicht noch mehr Zeit lassen sollen."
Regisseur und Autor René Pollesch wird neuer Intendant der Berliner Volksbühne. Der 56-Jährige wird das Theater zur Spielzeit 2021/2022 übernehmen, wie Berlins Kultursenator Klaus Lederer ankündigte. Bei Elena Philipp, Redakteurin des Theaterfeuilletonportals Nachtkritik.de, ruft die Entscheidung gemischte Gefühle hervor. Fest stehe, dass Pollesch "einer der prägenden Regisseure des Theaters" gewesen sei und viele seiner Fans seine Rückkehr gewünscht hatten, sagte sie im Deutschlandfunk Kultur.
Andererseits gebe es seit Monaten in der Stadt Diskussionen, etwa am "Runden Tisch Tanz", wie sich Theater anders als bisher organisieren lasse. Ziel sei es, wegzukommen vom Bild eines Regisseurs, der mit Wutausbrüchen über seine Schauspieler herrsche. Als Folge der internationalen #MeToo-Debatte um sexuelle Belästigung und sexuellen Missbrauch gebe es Bemühungen, eine Institution zu schaffen, "wo man von den Künstlern aus denkt, die nicht hierarchisch arbeitet".

Chance auf ein neu organisiertes Theater?

Nun aber habe Klaus Lederer eine Personalie verkündet, die wie eine "Top-Down-Entscheidung" daherkomme. "Da nimmt der Kultursenator einen der etablierten Köpfe des Theaters und schon ist die Personalie erledigt", sagt Philipp.
Obwohl Pollesch erklärtermaßen demokratischer arbeite als viele seiner Kollegen, bleibe für sie das Gefühl: "Da hätte man sich vielleicht nochmal mehr Zeit lassen sollen." Denn so wirke die Entscheidung auf sie – wie ein reines Lippenbekenntnis zum Wunsch der Veränderung.
"Diese zwei Dinge widerstreiten sich für mich in dieser Entscheidung, dass man die Chance hat, eine wirkliche Modellinstitution für die Zukunft zu bauen, und gleichzeitig das widerholt, was als glorreiche Vergangenheit wirklich gewünscht wird."
(ske)
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