Neues Ensemble und künstlerische Leitung

Neuer Schwung an der Volksbühne Berlin

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Die beleuchtete Fassade der Volksbühne, fotografiert am 21.07.2016 in Berlin am Abend.
Berlin - Volksbühne © picture alliance / dpa /Jens Kalaene
Von Susanne Burkhardt · 12.04.2019
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Vor einem Jahr gab der Chris Dercon seinen Intendantenposten nach massiver Kritik und fehlender Resonanz an der Volksbühne auf. Seitdem leitet Klaus Dörr das Theater und stellte nun die neue Spielzeit vor – mit ziemlich vielen Überraschungen.
Die beste Neuigkeit zuerst: Die Volksbühne Berlin erhält wieder ein Ensemble und ein eigenständiges Repertoire. 17 Darsteller gehören in der neuen Spielzeit und für die nächsten zwei Jahre zum festen Team – darunter die Schauspielerin Jella Haase, bekannt aus dem Film "Fack ju Göhte" - und gleich fünf Schauspielabsolventinnen. Eine junge Generation also – das ist nicht ganz risikolos – aber auch ein klare Setzung.
"Man muss neu beginnen, es muss was Neues ausprobiert werden", so Intendant Klaus Dörr. Er hat den hoch gelobten isländischen Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson zum Schauspieldirektor ernannt.

Mehr junge Menschen, mehr Frauen

"Wir finden, dass ist wie eine Spiegelung der modernen Welt, jüngere Menschen zu holen, mehr Frauen zu holen, ein diverses Ensemble zu holen. Das ist einfach von elementarer Wichtigkeit, nicht weil man ein Signal setzen möchte, sondern weil es eigentlich ganz normal ist, das zu tun in der heutigen Welt", sagt Thorleifur Örn Arnarsson.
Neben Arnarsson wird die junge Hausregisseurin Lucia Bihler inszenieren – mit Fokus auf Feminismusthemen. Zwölf Neuproduktionen plant das Schauspielteam, unter anderem mit bereits bekannten Regisseurinnen wie Claudia Bauer, Kay Voges, Susanne Kennedy und Stefan Pucher.
"Wir sind nicht angetreten um kanonisiertes Repertoire zu machen, dafür gibt’s genügend Bühnen in Berlin und man erwartet von der Volksbühne das Besondere", so Klaus Dörr.

Diskurse und die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen

Das Besondere kündigt sich unter dem Spielzeitleitmotiv "Geschichtsmaschine" an: Neuinterpretationen antiker Mythen wie der "Odyssee" durch den neuen Schauspielchef oder eine feministische Lesart der "Iphigenie" durch Stefanie Sargnagel. Auch die Arbeiten der Choreografinnen Constanza Macras und Sasha Waltz werden weiter an der Volksbühne zu sehen sein.
"Ich glaube es ist eine gute Mischung von fast etablierten Regiehandschriften und jungen neuen", sagt Dörr.
Geplant außerdem: Diskurse und die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen wie Postkolonialismus, Identitätspolitik und Rassismus. Nach der langen Durststrecke scheint die Volksbühne damit auf einem guten Weg. Bleibt dem Haus nur eins zu wünschen: ein unvoreingenommenes Publikum.
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