"Remmidemmi" in Heidelberg

Neues Theaterfestival zur Gegenwartsdramatik

11:39 Minuten
Zuschauer sitzen im Alten Saal des Theaters Heidelberg. Ein Mann macht ein Foto der mit Ornamenten verzierten Decke.
Das Festival "Remmidemmi" in Heidelberg soll einen Kontrapunkt zur Dauerkrise der Theaterbühnen bilden. © picture alliance / dpa / Uwe Anspach
Holger Schulze und Lene Grösch im Gespräch mit André Mumot · 01.10.2022
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Die Bühnen stecken in der Dauerkrise. Das Theater Heidelberg leistet dagegen Widerstand, mit dem Festival "Remmidemmi". Es zeigt zehn neue Stücke, die meisten Uraufführungen aktueller Autorinnen und Autoren. Widerstand ist ihr verbindendes Thema.
Wir müssen uns wohl daran gewöhnen: Die Krise ist zum Dauerzustand geworden, und nicht zuletzt die Theater und ihre Künstlerinnen und Künstler bekommen das zu spüren. Erst Corona, nun der russische Krieg gegen die Ukraine und die daraus resultierende Energieknappheit.
Auch die Bühnen müssen sparen, gleichzeitig aber ihrem Publikum zeigen, was sie gerade in schwierigen Zeiten zu bieten haben. Das Theater Heidelberg, das mit dem Heidelberger Stückemarkt eines der wichtigsten Festivals für Gegenwartsdramatik veranstaltet, startet zu Beginn dieser Spielzeit nun mit einem ganz besonders üppigen Event.

Remmidemmi: Das Widerstandsfestival, 7. bis 9. Oktober in Heidelberg

Gleich neun Uraufführungen und eine deutsche Erstaufführung werden am selben Tag gezeigt, zu Beginn eines sogenannten Widerstandsfestivals – "Remmidemmi" lautet der Übertitel. „Die Idee war“, so Holger Schulze, Intendant des Theater Heidelbergs, „dass wir gerade in Zeiten von Corona die Gegenwartsdramatik fördern wollten.“ Vorausgegangen war dem 2020 ein eindringlicher Appell des Verbandes der Theaterautoren 2020: „Wir sind Gegenwartsspezialistinnen – also nehmt unsere Dienste in Anspruch!“

Widerstand als verbindendes Element

Man hätte sich dabei durchaus mit ein oder zwei Stückaufträgen zufriedengeben können. Für Holger Schulze aber stand fest, dass die Reaktion eine größere Dimension annehmen müsse: „Ich finde immer, eine Uraufführung geht oft verloren, und uns war es wirklich wichtig, auch Themen zu besetzen“, sagt er. Widerstand wurde als verbindendes Element für alle Stücke gewählt.
„Russland, Iran, die Ukraine, Deutschland und Corona – das Thema Widerstand hat so viele Facetten im Augenblick, dass wir gesagt haben: Wir wollen auch genau diese Diversität zeigen und wollen auch wirklich den Autoren eine Chance geben bei einem Festival, wo sie zusammen mit Regisseuren arbeiten können, sich austauschen und dadurch Themen noch mehr verdichten können.“

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Zu sehen sind Arbeiten von namhaften Dramatikerinnen und Dramatikern wie Rebekka Kricheldorf, Konstantin Küspert und Roland Schimmelpfennig. Hinzu kommt ein genau organisiertes Rahmenprogramm. „Dadurch, dass es nicht nur die einzelnen Inszenierungen sind, sondern man in Form einer Reisegruppe diesen ganzen Abend erlebt, findet ganz viel an Diskurs, an Austausch zwischen den Menschen, zwischen dem Publikum statt“, erklärt Dramaturgin Lene Grösch, „Für uns war wichtig, kraftvoll aus den letzten Jahren, die uns massiv beschäftigt haben, herauszukommen und wieder Visionen auf die Bühne zu bringen.“

Humor als Krisenbewältigung

Aber was macht aus einem Gegenwartsstück eine Aufführung, die ein großes Publikum begeistert? „Ich glaube, es gibt da nicht den einen großen Schlüssel, der alles leisten kann“, sagte Lene Grösch. „Aber ich glaube schon, dass Gegenwartsdramatik extrem von den Themen lebt. Das heißt, dass das Publikum natürlich das Gefühl haben muss, dass es auch um sein eigenes Leben geht.“ Noch ein anderer Aspekt ist ihr wichtig. „Ich finde auch, und das spielt jetzt in unserem Programm eine Rolle, dass Humor ein ganz wichtiger Faktor ist, um gerade mit den großen Krisen umzugehen.“
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