Erster Queer-Beauftragter

Mehr Akzeptanz sexueller Vielfalt

06:43 Minuten
Der Grünen-Politiker Sven Lehmann steht am Rednerpult im Bundestag
Der Grünen-Politiker Sven Lehmann war auch schon in seiner Partei queerpolitischer Sprecher. © picture alliance / dpa / Jens Büttner
Nadine Lange im Gespräch mit Vladimir Balzer · 05.01.2022
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Mit Sven Lehmann bennent die Bundesregierung erstmals einen Queer-Beauftragten. Ein großer politischer Fortschritt, meint die Journalistin Nadine Lange. Für lesbische Paare mit Kindern und Transpersonen werde das Leben künftig einfacher.
Die Bundesregierung hat den Grünen-Politiker Sven Lehmann zum ersten Beauftragten für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt ernannt. Dies sei ein hervorragendes Signal, sagt die Journalistin Nadine Lange. Lange ist beim Berliner Tagesspiegel für queere Themen zuständig.

Erleichterung im Alltag

Mit dem Queer-Beauftragten zeige die Regierung, dass sie es ernst meine mit queerpolitischen Themen. Zudem sei bereits im Koalitionsvertrag die Abschaffung des Transsexuellengesetzes, das durch ein Selbstbestimmungsgesetz ersetzt werden soll, festgeschrieben worden.

Man könne nicht „irgendwie abwarten, was die Gesellschaft so macht“, sagt Sven Lehmann. Dass die neue Bundesregierung zum ersten Mal offiziell anerkenne, dass bei der Frage von Selbstbestimmung, Freiheit und gleichen Rechten für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen aktive Politik notwendig sei, mache ihn glücklich und stolz.

Sein Ziel sei es, ein Klima der Akzeptanz für diese Gruppen zu schaffen, so Lehmann. Dazu brauche es politische Anschübe – etwa für die Schulung der Polizei und von pädagogischen Kräften.

Lange sieht darin einen sehr großen Fortschritt: Für viele werde das Leben erleichtert, etwa für Menschen, die ihren Personenstand ändern oder ihr Geschlecht angleichen lassen wollten. „Das ist ein unglaublich langwieriger, oft auch erniedrigender und teurer Prozess. Das wird den Alltag von vielen Menschen verbessern, wenn das wegfällt.“

"Es braucht aktive Politik"

Sven Lehmann als Queer-Beauftragter sei nun ein Ansprechpartner, „eine Adresse“, wo man sich beschweren könne, sagt Nadine Lange:
„Wenn beispielsweise das Transsexuellengesetz in einem Jahr immer noch in Kraft ist, wird Sven Lehmann sicherlich viele schlaflose Nächte haben. Und das wird er nicht wollen.“

Erfahrung in der queeren Szene

Lehmann sei in der queeren Szene bekannt und anerkannt, auch weil er bereits bei den Grünen Sprecher für das Ressort war. Als parlamentarischer Staatssekretär im Familienministerium habe er bereits angekündigt, einen Aktionsplan für die Akzeptanz für den Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu machen.
Lehmann wolle offenbar Deutschland zum Vorreiter im Kampf gegen Diskriminierung machen, so Lange.

Aussicht auf Gleichstellung lesbischer Ehen

Auch die Ungleichbehandlung lesbischer Ehen sei ein wichtiges Thema. In heterosexuellen Ehen werde der Mann automatisch Vater, auch wenn er es möglicherweise biologisch nicht sei. Im Gegensatz dazu müsse ein Kind, das in einer lesbischen Ehe geboren wird, von der zweiten Mutter, der Co-Mutter, erst adoptiert werden, kritisiert Lange. Diese Ungleichbehandlung wolle die Koalition abschaffen.
„Das wird den Alltag von lesbischen Müttern total erleichtern, weil dieser Humbug mit der Stiefkindadoption wegfällt. Und das wird auch einfach das Familienbild verbessern.“

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