Prix Ars Electronica

Wie Roboter Gemeinschaft stiften

11:30 Minuten
Der japanische Medienkünstler Ory Yoshifuji trägt ein weites schwarzes Sakko und hält in seiner rechten Hand einen 20 cm hohen weißen Roboter mit grünen Augen.
Für seinen Roboter OriHime und das Konzept eines Roboter-Cafés wurde der Medienkünstler und Robotik-Ingenieur Ory Yoshifuji beim Prix Ars Electronica ausgezeichnet. © Ory Yoshifuji
Ory Yoshifuji im Gespräch mit Christine Watty · 07.09.2022
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Roboter können isolierten Menschen soziale Kontakte ermöglichen. Für dieses Konzept erhält der japanische Künstler Ory Yoshifuji einen Hauptpreis der Ars Electronica in Linz. Sein Roboter-Café kann man per Avatar besuchen.
Auf die Idee zu seinem "Avatar Robot Café" brachte den japanischen Medienkünstler und Robotik-Ingenieur Ory Yoshifuji eine bittere Erfahrung in seiner Kindheit. Wegen einer Erkrankung konnte er längere Zeit das Haus nicht verlassen. "Ich müsste einen zweiten Körper haben", habe er damals gedacht, erinnert sich der Künstler.

Ein Avatar serviert Getränke

So ein zweiter Körper, der sich aus der Ferne steuern lässt, ist der Roboter OriHime. Auf einem Online-Talk der Ars Electronica stellt Ory Yoshifuji diesen ausführlich vor. In seinem "Avatar Robot Café" kann das Publikum des Festivals vor Ort selbst erleben, wie der 20 Zentimeter hohe Avatar und eine größere Variante, die 1,20 Meter misst und auch Getränke servieren kann, Menschen in die Lage versetzt, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, ohne dafür die eigenen vier Wände verlassen zu müssen.
Die Roboter dienen als Stellvertreter am Cafétisch: Sie übertragen die Stimme einer entfernten Person und können sich durch Winken bemerkbar machen. Umgekehrt übertragen sie die Situation im Café durch eine Kamera zu der aus der Ferne zugeschalteten Person und verschaffen ihr das Gefühl, dabei zu sein.

Wege aus der Isolation

Körperlich oder psychisch erkrankte Menschen erhalten auf diese Weise eine Möglichkeit, persönliche Kontakte zu knüpfen, erklärt Ory Yoshifuji. In Japan seien sozialen Phobien, die davon Betroffene - sogenannte "Hikikomori" - in extreme Isolation trieben, ein ernstes gesellschaftliches Problem.
Diese Personen hätten aber häufig durchaus den Wunsch, mit anderen zu kommunizieren, so der Künstler. Sie würden nur von großen Ängsten davon abgehalten, sich in reale Menschenansammlungen zu begeben.

Der Patient steuert den Pflegeroboter

Die Jury des Prix Ars Electronica hat Ory Yoshifuji die Goldene Nica in der Kategorie "Digital Communities" zugesprochen. Das Roboter-Café des Künstlers und Ingenieurs zeige in vorbildlicher Weise, wie digitale Medien zur Integration vulnerabler gesellschaftlicher Gruppen beitragen könnten.
Ory Yoshifuji selbst sieht in seiner Erfindung noch große Entwicklungsmöglichkeiten. Für die Zukunft wünscht er sich einen Pflegeroboter, den er selbst bedienen kann, sollte er auf Hilfe angewiesen sein. Von menschlichen Pflegekräften, so seine Vision, könnten sich damit viele im Alter unabhängig machen.
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