Auszeichnung für „Minihorror"
Auch in ihrer Dankesrede schlüpfte Preisträgerin Barbi Marković in die Romanfigur ihrer Mini und stellte erneut ihren Humor unter Beweis. © picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt
Barbi Marković erhält Preis der Leipziger Buchmesse 2024
Der Preis der Leipziger Buchmesse für Belletristik geht an die in Serbien geborene Autorin Barbi Marković. Sie wird für ihr Buch „Minihorror“ geehrt. Tom Holert erhält den Sachbuchpreis, Ki-Hyang Lee den Preis in der Kategorie Übersetzung.
Die aus Serbien stammende Autorin Barbi Marković hat für ihr Buch "Minihorror" den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik erhalten. Das gab die Jury am Donnerstag in Leipzig bekannt. Die Autorin, die 1980 in Belgrad geboren wurde und seit 2006 in Wien lebt, setzte sich mit ihren Horrorgeschichten um das Paar Mini und Miki gegen fünf Mitbewerber durch.
Die Jury lobte die "witzigen und scheinbar so einfachen Sätze, die die absurde Fallhöhe zwischen Alltag und existenzieller Weltlage ausmessen". Marković erzähle "hinreißend komisch und bitterernst von unserer Gegenwart – hinten die Kriegsverbrechen, vorne der Klimawandel, dazwischen die Banalität unseres tagtäglichen Lebens".
Barbi Marković beschreibt ihren Prosaband als Formexperiment, und zwar als "Imitation eines lustigen Taschenbuchs". "Ich habe alte Micky-Maus-Hefte hervorgekramt und wieder gelesen und habe ein paar Sachen rausgepickt, die mir gut gefallen haben“, sagt die Autorin. Dazu zählten die typischen Zeitangaben und die Einfachheit. Sie habe beim Schreiben auch in Bildern gedacht. "Für dieses Buch habe ich mir ein bisschen Trash erlaubt und etwas, das nicht sehr hochliterarisch ist, in die Literatur reinzulassen."
Absurder Alltag in Wien
Wer Barbi Marković noch nicht kenne, könne sie jetzt entdecken, sagt die Literaturkritikerin Miriam Zeh über die Preisträgerin. Marković habe sich in ihren Büchern oft mit Kriegserfahrungen von Frauen in Jugoslawien auseinandergesetzt. „Minihorror“ handle jedoch vom migrantischen und nicht selten absurden Alltagsleben in Österreich. Charakteristisch für alle Texten der Kurzgeschichtensammlung sei Barbi Markovićs knalliger Humor und ein sehr experimentierfreudiger Stil.
Ehrung in der Kategorie Sachbuch/Essayistik
In der Kategorie Sachbuch/Essayistik wurde Tom Holert für sein Buch "„ca. 1972“ Gewalt – Umwelt – Identität – Methode" ausgezeichnet. Ein herausforderndes Buch, durch das man sich seinen Weg suchen müsse, sagt Miriam Zeh.
Der Kunsthistoriker arbeitet darin mit Text und Bild und stellt die Zeit nach der revolutionären Euphorie von 1968 in den Mittelpunkt. Mit diesem Buch tue er seinen Teil der Arbeit, der Utopie einer gerechteren Welt näherzukommen, sagte Jurymitglied Maryam Aras.
Ehrung in der Kategorie Übersetzung
In der Kategorie Übersetzung ist in diesem Jahr Ki-Hyang Lee für ihre Übertragung des surrealen Erzählungsbands "Der Fluch des Hasen" von Bora Chung aus dem Koreanischen geehrt worden. Sie empfinde den Preis als großen Trost für ihre mehr als 20-jährige sehr einsame Arbeit, sagte Ki-Hyang Lee in ihrer Dankesrede.
Am Mittwochabend war die Leipziger Buchmesse im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eröffnet worden. Während seiner Rede wurde er mehrfach von Zwischenrufen aus dem Publikum unterbrochen. Als er erneut von Rufen gestört wurde, sagte er: "Ich glaube, dass es nicht richtig ist, Demokratie mit lautem Brüllen zu verwechseln."
Die Leipziger Buchmesse ist mit 300.000 Gästen der wichtigste Frühjahrstreff der Buch- und Medienbranche. Seit Donnerstag ist sie auch für Besucher und Besucherinnen geöffnet. Die Messe endet am 24. März.
jad, AFP