Poetikdozentur

"Literatur schärft unseren Blick"

Der Schriftsteller Daniel Kehlmann liest am 14.09.2013 in Hamburg im Rahmen des Harbourfront Literaturfestivals in der Laeiszhalle.
Der Schriftsteller Daniel Kehlmann bei einer Lesung in Hamburg © picture-alliance / dpa / Axel Heimken
Moderation: Vladimir Balzer · 03.06.2014
Dem Chaos des Lebens ein bisschen Folgerichtigkeit verleihen. So erklärt der Bestsellerautor Daniel Kehlmann zum Auftakt seiner Frankfurter Poetikdozentur das Wesen des Erzählens.
Am Abend ging es los, bis zum 1. Juli wird der Schriftsteller Daniel Kehlmann noch viermal an der Frankfurter Goethe-Universität vor dem Publikum der Poetikvorlesungen über die Bedingungen und Grundlagen seiner literarischen Arbeit sprechen – unter dem Titel "Kommt, Geister".
"Das Problem unseres Lebens ist, dass es eigentlich ein Chaos ist: ein Chaos an Zufälligkeiten", sagte der Bestsellerautor im Deutschlandradio Kultur: "Das Wesen einer Geschichte ist, dass das, was dem Menschen darin zustößt, ein kleines bisschen mehr Folgerichtigkeit hat, als die Dinge in unserem chaotischen wahren Leben."
Folgerichtigkeit vs. Chaos
Ein Erzähler schaue so auf das Leben, dass es darin einen inneren Zusammenhang gebe, der sich in seinen Geschichten widerspiegele, so Kehlmann. Dieser Prozess sei aber eine Gratwanderung, bei der die Balance gewahrt werden müsse: "Zuviel innere Folgerichtigkeit, und eine Geschichte wirkt überkonstruiert. Zuwenig, und sie wirkt chaotisch."
Weil der Schriftsteller es schaffe, die Leser mit den von ihm geschaffenen Figuren fühlen zu lassen, bezeichnet Kehlmann die Literatur als Schule der Empathie und des Lebens: "Literatur schärft unseren Blick für ganz viele Dinge."
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