Offen, zugänglich und ohne Dünkel

Von Anke Petermann · 30.10.2013
Der neue Generalvikar in Limburg setzt auf einen neuen, offenen Stil. Doch die Strukturen, die nach Meinung von Kritikern das Kirchenfürst-Gehabe Tebartz-van Elsts erst möglich machten, will er nicht antasten.
Wolfgang Rösch ist immer noch auch Priester in Wiesbaden, und der 54-jährige Maschinenbauer und Theologe wirkt wie der nette Pfarrer von nebenan. Vertrauen will der neue Generalvikar zurückgewinnen, indem er den teils wütenden, teils enttäuschten und verunsicherten Gläubigen im Bistum zuhört, ihre Verletzungen und Kritik ernst nimmt. In den kommenden Tagen spricht er mit dem Priesterrat und dem Hofheimer Kreis von Pfarrern, die den autoritären Führungsstil des beurlaubten Bischofs schon länger kritisiert hatten. Anders als Franz-Peter Tebartz-van Elst wirkt Rösch offen, zugänglich und ohne Dünkel:

"Wenn ich mich als Erlöser der Diözese sehen würde, müsste ich verrückt werden. Ich sehe mich als der, der ich bin, als der, der einfach in täglicher Kleinarbeit und in Gesprächen tut, was er immer getan hat, nämlich eine Leidenschaft für Menschen zu haben, die Kirche zu lieben und darin auch Gott zu vertrauen. Und wer mich kennt, der weiß, dass das nicht fromme Sprüche sind, sondern meinem bodenständigen Glauben geschuldet ist. Ich sag’ immer, es gibt wenig, worauf ich stolz bin, eins ist meine Demut."

Da blitzt Selbstironie durch – selten in den Bistumsleitungen. Das Lagerdenken im Bistum Limburg will der neue kommissarische Leiter überwinden, von Gräben gar nicht erst sprechen, lieber von der ganz normalen Vielfalt. Aber tatsächlich stehen auf der einen Seite viele, die den beurlaubten Bischof nicht nur wegen seines Finanzgebarens, sondern auch wegen seiner absolutistischen Amtsführung nie wieder in Limburg sehen wollen. Auf der anderen Seite stehen wenige, die Tebartz-van Elst als Opfer einer Intrige progressiver Reformer gegen den konservativen Katholizismus sehen. Rösch versteht sich nicht als Interimsbischof, sondern als Bistums-Verwalter. Die Strukturen, die nach Meinung von Kritikern das Kirchenfürst-Gehabe eines Tebartz-van Elst erst möglich machten, will er nicht antasten. Ist die Katholische Kirche in Limburg also gut aufgestellt?

"Nein, wir nicht gut aufgestellt, wie es ist. Denn dazu gehört ja nicht nur die Struktur, sondern der Geist, in dem die Struktur gelebt wurde. Und es ist ganz offensichtlich, dass das nicht in Ordnung war. Ich glaube, dass wir von den Strukturen wieder gut aufgestellt sind, wenn wir sie anwenden und mit dem Geist dieser Strukturen füllen."

Wolfgang Rösch baut auf die beratende Funktion von Priester- und Laiengremien. Von wirklicher Mitsprache kann derzeit nicht die Rede sein. Das scheint der neue Generalvikar nicht antasten zu wollen. Die Mentalitäten müssten sich ändern, so formuliert er eher weich, welche Konsequenzen aus der Limburger Vertrauenskrise gezogen werden müssten. Anders als üblich ist dieser Generalvikar nicht dem Bischof rechenschaftspflichtig, denn der lässt in seiner Auszeit die Amtsgeschäfte ruhen. Rösch ist direkt dem Heilligen Stuhl in Rom unterstellt, der beurlaubte Bischof Tebartz-van Elst kann also nicht von fern die Strippen ziehen.

Bis Januar 2014 wird die Kommission der Deutschen Bischofskonferenz laut Rösch das umstrittene Limburger Bauvorhaben noch überprüfen. Danach erst will der Papst endgültig über Tebartz-van Elst entscheiden. Beim Amtsgericht in Limburg und anderswo haben sich die Austrittszahlen auf hohem Niveau stabilisiert. Während die Katholische Kirche Zahlen und Verantwortlichkeiten prüft, laufen ihr die Gläubigen weg.

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