Non-fungible Tokens

Der Hype um Kunst in der Blockchain

08:38 Minuten
Eine 3-D-Illustration zeigt ein digitales Vorhängeschloss.
Als NFT wird die digitale Repräsentation eines Zertifikates einzigartig, erläutert Anita Posch. © imago-images / Alexander Limbach
Anita Posch im Gespräch mit Dennis Kogel · 13.03.2021
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Die NFT-Technologie sorgt gerade für Aufregung. Digitale Kunstwerke erzielen mit ihrer Hilfe Rekordpreise. Was hinter diesem Boom und den einzigartigen kryptografischen Tokens steckt, erklärt die Autorin und Expertin für Kryptowährungen Anita Posch.
Die Revolution des digitalen Kunstmarkts, sagen die einen. Absurde Energieverschwendung und völliger Blödsinn – sagen die anderen. Die Technologie NFT auf Blockchain-Basis wird dazu benutzt, um digitale Kunstwerke zu versteigern. Das können Bilder, Musik oder Videos sein, für die zum Teil Millionensummen geboten werden.
Jack Dorsey, der Gründer von Twitter, bietet gerade seinen ersten Tweet "setting up my twttr" als NFT an. Das Gebot steht aktuell bei etwa 2,5 Millionen Dollar, in Kryptowährung, versteht sich. Am Ende wird jemand den Tweet ersteigert haben, der dann aber weiterhin öffentlich lesbar sein wird.

"Eine sehr subjektive Bewertung"

"Das ist einfach eine Frage der Nachfrage und des Interesses und eine sehr subjektive Bewertung", sagt Anita Posch über das Phänomen NFT und seine Anwendung in der Kunstszene.
Es ginge gerade nicht darum, diesen einzelnen Tweet in Besitz zu nehmen, erklärt die Autorin und Podcasterin, die seit vielen Jahren die Entwicklung von Kryptowährungen begleitet. "Dieser Person ist es einfach so viel wert, dieses Zertifikat zu besitzen und sagen zu können: Mir gehört das jetzt!"
Die Besonderheit, auf diese Weise einen Wert zu bemessen, liegt an einer Schlüsseleigenschaft des NFT: Der Non-fungible Token lässt sich im Gegensatz zum Fungible Token nicht austauschen.

Zusammenhang mit dem Bitcoin-Boom

Damit werde diese digitale Repräsentation eines Zertifikates einzigartig, erläutert Anita Posch. Das unterscheide NFT von einer Kryptowährung. "Wenn Sie mir einen Bitcoin schicken, und ich schicke Ihnen einen zurück, muss das nicht derselbe sein", sagt sie.
Dass diese schon ein paar Jahre alte Technik gerade boomt, hat nach Ansicht von Anita Posch damit zu tun, das der Bitcoin zurzeit einen weiteren Bullenmarkt erlebt. "Plötzlich haben die Leute wieder Interesse daran und in der Zwischenzeit sind ja die ganzen anderen Technologien weiterentwickelt worden, die aus Bitcoin entspringen."
Eine davon ist NFT. "Es gibt ja auch viel Innovation in dem Bereich und es wird ja nicht lange bei NFTs bleiben, so wie sie im jetzigen Sinn in der Kunst verwendet werden", prophezeit sie.

Die originale Herkunft erkennen

Aber kann man solche digitalen Zertifikate nicht einfach weiter kopieren und damit Künstlerinnen und Künstler quasi bestehlen? "Also die Leute müssen einfach lernen, wie sie verifizieren können, ob das Werk wirklich von der originalen Künstlerin ist oder nicht", meint die Expertin. Dieses Problem der Verifizierung stelle sich auch im Bereich der Kryptowährungen.
Anita Posch sieht allerdings bei NFT weniger die Gefahren, als die positiven Effekte für Künstlerinnen, Künstler und Content-Produzenten. Diese könnten aktuell online kaum Geld verdienen, außer über zentrale Plattformen wie Facebook und Google und Co. "Das heißt, wir sind alle sehr, sehr abhängig von diesen Plattformen", kritisiert sie. Über NFTs oder Micropayments könnten diese Abhängigkeiten eigentlich abgeschafft werden, lautet ihre optimistische Prognose.

"Da wird noch viel mehr kommen"

Auch die generelle Kritik, dass Blockchain-Technologien sehr energieintensiv sind, möchte Anita Posch so nicht stehen lassen. Dies gelte nur für eine bestimmte Form von Blockchains. Außerdem finde sie es nicht ganz richtig, zu moralisieren und zu unterscheiden, wo Verschwendung zulässig ist und wo nicht: "Das wird jeder und jede für sich selbst beurteilen, was sinnvoll ist und was nicht."
Die Expertin sieht die NFT-Kunst als Vorboten und Innovationsphase einer neuen Technologie. "Da passieren komische Dinge, das kann man nicht einschätzen. Aber ich glaube, da wird noch viel mehr kommen", ist sie überzeugt.
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