Neujahrsvorsätze

Stoppt die Bevormundung!

Eine Bratwurst auf einem Grill
Udo Pollmers Vorschlag für 2015: Auf alles Sättigende gibt's eine Sondersteuer - weil Sattessen ja krank und dick mache. © AFP/Mira Oberman
Von Udo Pollmer · 02.01.2015
Neues Jahr, gute Vorsätze. Nein, die brauchen wir nicht, sagt der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer. Der Staat sage uns doch sowieso ständig, was wir tun und lassen sollen. Da könne man ja gleich das Sich-satt-Essen verbieten.
Wozu noch gute Vorsätze fürs neue Jahr? Der Staat hat die Planung eines bewussten Lebens längst übernommen. Wer einst das Rauchen aufgeben wollte, bekam es mittlerweile per Rauchverbot verordnet. Um dem Vorsatz Nachdruck zu verleihen, wurde der Anreiz zum Verzicht per Tabaksteuer erhöht.
Endlose Regelungswut
Natürlich blieb die Politik nicht beim Tabak stehen. Wenn es die Politiker drängt, können sie sogar den Handel mit Glühbirnen unterbinden oder die Beimischung von Bioethanol zum Benzin erzwingen. Wenn die Autofahrer kein Ethanol tanken wollen, drohen den Mineralölkonzernen Strafzahlungen, weil es ihnen einfach nicht gelungen ist, ihre Kunden vom Nutzen des Alkohols im Straßenverkehr zu überzeugen. Die wälzen das Bußgeld dann wieder auf den Benzinpreis ab.
Bei näherer Betrachtung ist die Idee mit dem Bußgeld genial. Metzger könnte man dazu verpflichten, jedem Kunden eine Schüssel Rohkost zu verabfolgen. Weigert sich die Kundschaft das Grünzeug zu kaufen, dann zahlt der Metzger ein Bußgeld zur Förderung des Vegetarismus. Nach diesem Vorbild böte es sich an, Lehrer zu bestrafen, wenn ihre Schüler schlechte Noten nach Hause bringen. Sie haben es nämlich versäumt, die Bengel zum Lernen zu motivieren. Wenn auf der Autobahn ein Raser geblitzt wird, dann müsste die Verkehrspolizei ihren Führerschein abgeben, weil es ihr durch gutes Zureden nicht gelungen ist …. Sie wissen schon.
Veggiedays in Schulkantinen
Die Begehrlichkeiten der Herrschsüchtigen sind groß. Es lassen sich nicht nur die Einkaufstüten besteuern, sondern nach Belieben auch deren Inhalt, beispielsweise die Butter oder den Zucker oder das Fleisch oder oder, oder. Sage niemand, dass der öffentliche Protest gegen den Veggieday dem Treiben Einhalt geboten hätte. In den Schulkantinen werden zurzeit listenreich Veggiedays installiert, - man braucht dafür gar keine Gesetze mehr, das lässt sich auch durch Empfehlungen oder zur Not auch per Erpressung realisieren.
Wenn der Betreiber der Schulkantine darauf achtet, dass die Kinder möglichst Gerichte serviert bekommen, die sie auch aufessen, wird er öffentlich an den Pranger gestellt: Sein Schulessen enthielte zu wenig Rohkost, Kochfisch und Vollkornreis.
Man könnte im neuen Jahr in der Gastronomie nach dem Vorbild des Rauchverbotes endlich das Sichsattessen verbieten. Ein Kalorienpräventionsgesetz wäre eine dankbare Aufgabe für unser Parlament, dann merkt auch niemand, dass es dank Brüssel in wirklich wichtigen Fragen nichts mehr zu sagen hat. Auf alles Sättigende gibt’s eine Sondersteuer, damit die Lebensmittel nicht zu billig werden. Denn vom Sattessen wird man ja dick und krank.
Der Bürger kämpft vor allem gegen Stress und dessen Folgen
Betrachtet man die Neujahrswünsche der Bürger, so steht nicht etwa Sport oder Diät im Vordergrund, sondern die Sehnsucht nach Entspannung und weniger Stress. Die unvermeidlichen Folgen von Dauerstress sind Übergewicht, Diabetes, Herzinfarkt und kaputte Gelenke.
Auch wenn es längst bekannt ist, sei es hier nochmals wiederholt: Alles was Freude macht, wirkt dem Stress entgegen. Wenn der Staat seine Fett-, Zucker- oder Sektsteuer mit dem Hinweis auf die Gesundheit der Bürger begründet, sollte er im neuen Jahr der ungeschminkten Wahrheit direkt ins Auge blicken: Alle Arten von Steuern für Vergnügungen sind gesundheitlich bedenklich.
Stressverursacher wie Diätratgeber verbieten
Wenn schon Lebensmittel aus Gesundheitsgründen besteuert werden sollen, dann bitte solche, die den Krankenkassen nachweislich Geld kosten: Rohes Blattgemüse ist der Hauptverursacher von Lebensmittelinfektionen. Dazu kommen Stressverursacher wie Diätratgeber und Gesundheitssendungen. Achten Sie einmal darauf, wie Sie sich danach fühlen. Nur so als Idee fürs neue Jahr.
Das Geld, das über Rohkost-Bußgelder oder Diätratgeber-Steuern eingenommen wird, könnte zum Stressabbau, also zur Förderung des allgemeinen Vergnügens und damit zur Gesundheitsförderung verwendet werden. Gutes Essen hält seit jeher Leib und Seele zusammen.
Deshalb ist vor allem ein guter Vorsatz für die kommenden Jahre wichtig: Die Verhinderung eines Nanny-Staates. Mein Mund gehört – immer noch – mir. Mahlzeit!
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