Neuer Roman "Wald"

Jenseits der Landidylle

Doris Knecht im Gespräch mit Andrea Gerk  · 15.04.2015
Weil sie mit ihrem Geschäft bankrott ging, schlägt sich die Wiener Modedesignerin Marian auf dem Lande als Selbstversorgerin durch. Um die Überlebensstrategien der Heldin ihres Romans "Wald" glaubhaft schildern zu können, hat sich Autorin Doris Knecht per youtube schlau gemacht.
"Ich hatte zwei Sachen im Kopf", sagte die österreichische Autorin Doris Knecht im Deutschlandradio Kultur. "Einerseits hatte ich ein paar Berichte gelesen über den griechischen Mittelstand, wie es dem die Existenzgrundlage weggezogen hat." Viele Menschen seien gezwungen gewesen, aus ihren schönen, urbanen und bequemen Existenzen plötzlich auf dem Land neu anzufangen. Andererseits habe sie selbst in ihrem Wochenendhaus in einem kleinen Dorf gesessen und habe sich gefragt, ob sie von ihren verfaulenden Tomaten leben könne.
"Wie froh ich bin, dass ich ein Auto habe und damit in den Supermarkt fahren kann, um mir dort viel bessere Biotomaten kaufen zu können."
Aus diesen Überlegungen sei dann die Geschichte entstanden und Marian, die Heldin ihres Romans.
Rückzug in die Voralpen
In dem Roman hat Marian fast alles verloren: Die Wiener Modedesignerin erlebt mit ihrem Geschäft einen Bankrott. Es bleibt ihr nur der Rückzug in ein ererbtes Haus in den Voralpen. Hier versucht sie, sich auf einfachste Art durchzuschlagen. Nach und nach entwickelt sie ein Verhältnis zum Grundbesitzer Franz, der sie mit Naturalien versorgt und dafür erotische Gegenleistungen erwartet. Die Ökonomie zwischenmenschlicher Beziehungen ist für Knecht ebenso wie der soziale Abstieg ein wichtiges Thema ihres neuen Romans.
Interesse am Jagen
Die naturalistische Schilderung des Landlebens speist sich aus eigenen Erfahrungen, sagte die Schriftstellerin. Sie lebe in einem Milieu von Menschen, die sich sehr dafür interessierten, wo ihr Essen herkomme. Sie habe selbst mal aus Interesse einen Jagdschein angefangen, ihn aber nicht abgeschlossen.
"Ich esse zwar gern Tiere, möchte sie aber nicht selber töten, ich delegiere das gerne."
Sie habe dann für ihren Roman einen Jäger befragt.
"Dann andere Sachen wie das Fischen und das Fisch-Ausnehmen, das habe ich auf YouTube gelernt."
Die andere Welt der teuren Cremes und Sushi-Bars kenne sie vor allem aus Modezeitschriften.

Doris Knecht: Wald
Rowohlt Verlag Berlin
19,90 Euro.

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