Hören reicht eigentlich nicht, man muss sie erleben. Denn die Italienische Sängerin Anna Clementi verkörpert Neue Musik. Im Laufe der Jahre sind viele Stücke für sie entstanden, zeitgenössische Komponisten haben sie ihr "auf den Leib geschneidert".
Noch vor einem halben Jahrhundert galten sie als die Instrumente der Zukunft, als Boten einer neuen Klangwelt. Heute dagegen lösen sie eher Nostalgie und Rührung aus: die alten (meist analogen) Synthesizer.
Annesley Black gehört zu den besonderen Begabungen innerhalb der Neuen-Musik-Szene. Sie registriert seismographisch, wo die Unstimmigkeiten unserer Gegenwart liegen und versucht für diese Erfahrungen musikalische Entsprechungen zu finden.
Peter Cusacks Aufnahmen sind oft mehr als bloße Field Recordings. Der englische Klangkünstler spürt den menschlichen Eingriffen in bestehende ökologische und gesellschaftliche Systeme nach und kommt dabei auch in unwirtliche Gegenden.
Bereits in seiner Freiburger Ausbildung hat Günter Steinke wesentliche Erfahrungen im Elektronischen Studio sammeln können. Die Möglichkeit live-elektronischer Umformung von Instrumentalklängen hat auch sein strukturelles Denken geprägt.
Er konnte mit Worten Bomben zünden. Pierre Boulez hat den Weg der Nachkriegsmusik mitbestimmt und eine Musik hinterlassen, die ihre Stärke oft aus Zartheit gewinnt. Vor fünf Jahren ist er gestorben. Ein Rückblick aus kurzer Distanz.
2020 erhielt die in Deutschland lebende koreanische Komponistin Younghi Pagh-Paan den Großen Kunstpreis Berlin. Ihrem Komponieren liegen Begegnungen zwischen traditionellen koreanischen Imaginationen und westeuropäischer Musikkultur zugrunde.
Drei Komponisten und sechs Musiker bilden den Kern des Kollektivs 3:6Koeln. Für seine Konzertreihe "#" sucht das Ensemble spezielle Aufführungsorte. Die Musiker reagieren auf sie mit räumlich choreografierten Stücken.
Der Chor der Slowenischen Philharmonie bringt zwei Klangwelten zusammen: die Klangbilder Morton Feldmans mit ihren minimalistisch sich verändernden Klangflächen und Musik von Claudio Monteverdi, des größten Erneuerers seiner Zeit.
Seit 15 Jahren wendet sich die oft als elitär abgestempelte zeitgenössische komponierte Musik verstärkt gesellschaftspolitischen Fragen zu. Ein wichtiger Faktor dabei sind die veränderten medialen Bedingungen im Zeitalter der Digitalisierung.
Morton Feldman verstand unter Kommunikation, dass Menschen sich n i c h t verstehen. "Denn dann", so Feldman, "entsteht aus einem selbst ein bestimmter Grad von Bewusstheit, aus dem heraus eine Anstrengung unternommen wird.“
Musikalische Notation wird oft als Gegenpol zur Improvisation betrachtet. Doch der englische Komponist Alistair Zaldua stellt die Arbeit von Improvisatoren vor, die beides kreativ miteinander verbinden.
Wojtek Blecharz interessiert sich nicht so sehr für die spezifisch musikalischen Aspekte seiner Stücke, sondern mehr für das Aufzeigen kommunikativer Konstellationen - durch Arrangieren und Erweitern von Präsentationsformen.
"Es funktioniert und klingt wie Klassik: genauso steif — und dann auch noch falsch!" Martin Schüttler wendet sich gegen eine Musikpraxis, die Rituale über Inhalte stellt und ihre Bedingungen weiter verfestigt, anstatt sie grundlegend in Frage zu stellen.
Die chinesische Composer-Performerin Yiran Zhao vergrößert und verstärkt akustische Nuancen, subtile Bewegungsstrukturen sowie kleine physische Gesten mit medialen Mitteln, um sie auf diese Weise überhaupt erst wahrnehmbar zu machen.
Die Wiederentdeckung der vorbarocken Musik hat ab den 1960er Jahren zunehmend auch moderne Komponisten inspiriert. Sie bearbeiteten alte Werke oder setzten sich assoziativ mit ihnen auseinander.
Uwe Rasch thematisiert Kommunikation als Problem. Es geht um das Erleben von Sprachlosigkeit und den Versuch ihrer Überwindung. Dabei spielt Körperlichkeit die zentrale Rolle für seine oft multimedialen Arbeiten.
Was Kultur ist, hat sich in den letzten 30 Jahren stillschweigend gewandelt. An die Stelle vitaler Impulse ist die variantenreiche Fortführung des Bestehenden getreten. Doch von Stillstand oder gar Krise zu sprechen, ist ein Tabu.
Roland Kayn ist ein fast vergessener Exponent der Nachkriegsavantgarde. War er 1964 Gründungsmitglied des legendären Improvisationsensembles „Nuova Consonanza“, wendete er sich in den 70er Jahren ganz der elektronischen Musik zu.
Vor 20 Jahren starb Herbert Brün. Obwohl die Europäische Musikszene den in die USA emigrierten Komponisten nur wenig wahrgenommen hatte, war Brün über seinen Kreis hinaus als scharfsinniger und zeitlebens kritischer Geist bekannt.
30 Jahre nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland stellt sich die Frage, welche Rolle im Osten sozialisierte Komponisten heute spielen und inwieweit man von einer spezifischen Tradition und Ästhetik sprechen kann.
Während 1960 die Internationale Gesellschaft für Neue Musik vor allem im WDR-Funkhaus Köln ihr 34. Weltmusikfest veranstaltete, fand damals zeitgleich im Kölner Atelier der Künstlerin Mary Bauermeister eine Gegenveranstaltung statt: das Contre-Festival.
Es gehörte zu den spannendsten Veranstaltungen zeitgenössischer Musik in der kulturellen Institutionsgeschichte der noch jungen Bundesrepublik - das 34. Weltmusikfest der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik 1960 in Köln.
Irene Galindo Quero hat eine starke Neigung zu Sprache und Literatur. Analogien wie Metrik, Betonung oder Syntax faszinieren sie, grade weil sie in beiden Bereichen zwar das gleiche, nicht aber dasselbe bedeuten.
Mit ihrem Bedürfnis, über das reine Reproduzieren hinaus, selbst an der Entstehung von Musik und Performances mitzuwirken, kreiert die 1982 geborene Künstlerin ungewohnte und in höchstem Maß individuelle Klang- und Ausdruckswelten.