Neue Götter aus dem Netz

Weltverschwörungen: Neuester Hit QAnon

06:11 Minuten
Überall protestieren Menschen gegen drohende Atomgefahr
QAnon - das große Erwachen. © imago / Zuma Press
Von Laf Überland · 11.08.2018
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In Zeiten, in denen sich Menschen verunsichert fühlen, halten sie sich gerne an Religionen fest. Heute fungiert das Internet als Tummelplatz für Ersatzreligionen und Verschwörungstheorien. Unter Trump-Anhängern ist eine gerade besonders angesagt.
Vor hunderten von Jahren konnten sich die Menschen nicht erklären, wieso es blitzt und donnert oder weshalb es die unterschiedlichsten Sprachen auf der Welt gibt. Die Religionen hatten auf diese und viele andere Fragen stets einfache Lösungen parat - gerne in einer Geschichte verpackt. Und heute? Die Welt erscheint vielen weiterhin kompliziert und unverständlich. Zunehmend scheinen die Menschen keine Antworten bei den alten Religionen zu finden. Sie sind aber weiterhin auf der Suche und hier springt das Internet ein.
Das Internet wird dabei als große Weltdarstellungsmaschine angesehen, fast schon vergöttert. Viele Verschwörungstheorien sind im Laufe der Jahre entstanden und haben sich verselbstständigt. Manche von Ihnen wurden zu Beginn nur als Satire angesehen und haben sich dann - Poes Gesetz folgend - weiterentwickelt. Aus Pepe dem Frosch, einem Meme, dem zu Beginn seiner Zeit vielerlei Aussagen in den Mund gelegt wurden, entwickelte sich eine Symbolfigur der Alt-Right-Bewegung. Spätestens nachdem Hillary Clinton im Wahlkampf den Frosch zur Hassfigur erklärte, waren die Fronten abgesteckt.

Von Pepe zu QAnon – die Alt-Right und ihre religiösen Ikonen

Neu auf dem Markt für quasi religiöse Verschwörungstheorien ist QAnon. Vor weniger als einem Jahr tauchte die ominöse Figur Q auf dem unkontrollierten Imageboard 4chan auf. Über 1.800 Botschaften später – unter anderem soll die Verhaftung von Hillary Clinton kurz bevor stehen und der FBI-Chefermittler Robert Mueller nicht gegen Donald Trump, sondern gegen Hillary Clinton, Barack Obama und George Soros ermitteln – gilt Q als Kult. Die Anhänger von Q vermuten dahinter einen Mitarbeiter der Regierung, der anonym bleiben will.
Problematisch wird es aber dann, wenn so ein quasi religiöser Kult nicht allein auf die Netzwelt beschränkt bleibt, sondern seinen Weg in den Mainstream der Realität findet. Q-Plakate wurden erst kürzlich bei Auftritten von Donald Trump in die Luft gehalten und ein Q-Anhänger versperrte mit seinem Auto den Highway über den Hoover-Staudamm und verlangte die Herausgabe eines Untersuchungsberichtes, der sich mit einem angeblichen Kindersex-Ring beschäftigte. Verwickelt darin? Natürlich die Feindbilder Nr. 1 der Alt-Right: Hillary Clinton und Barack Obama. Religionen brauchen eben einen Teufel.
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