Pepe der Frosch

Grüne Galionsfigur mit braunen Gedanken

Der Zeichner Matt Furie hat Pepe, den Frosch, erfunden.
Der Zeichner Matt Furie hat Pepe, den Frosch, erfunden. © Deutschlandradio/Wolfgang Stuflesser
Von Wolfgang Stuflesser  · 27.09.2016
Eigentlich wollte Matt Furie nur eine coole Comic-Figur zeichnen. Heraus kam dabei Pepe, der Frosch. Die rechtsradikale Bewegung der Identitären instrumentalisiert das etwas hässlich geratene Tier. Im Internet erscheint der Frosch in Nazi-Uniform. Wir haben Matt Furie, den Frosch-Erfinder, in Los Angeles besucht.
Glaubt man zahlreichen amerikanischen Fernsehsendern, ist Pepe der Frosch so etwas wie die grüne Gallionsfigur des braunen Gedankenguts.
Pepe sei ein weißes, nationalistisches Symbol, erklärt Carol Costello bei CNN. Und die politisch eher links stehende Rachel Maddow widmet dem Frosch gleich volle 10 Minuten ihrer Sendung auf MSNBC - beginnend mit einem Ausschnitt, in dem Hillary Clinton von den Rassisten der Alt-Right-Bewegung spricht - und jemand aus dem Publikum laut "Pepe” dazwischenruft.
Richtig berühmt wurde Pepe, als Clinton die Hälfte von Donalds Trump Anhängern einen "erbärmlichen Haufen” nannte - und Trumps Sohn Donald Trump Junior eine Fotomontage auf Instagram postete, die prominente Trump-Unterstützer wie die Actionhelden eines Kinofilms zeigte, betitelt mit "Die Erbärmlichen” - und mitten unter ihnen Pepe der Frosch. "Was denkt sich Trump junior dabei, wenn er den Neonazi-Frosch postet?” fragte Rachel Maddow rhetorisch.
Pepes Schöpfer heißt Matt Furie, ist 37 und wohnt in Los Angeles - wir treffen uns in seiner kleinen Wohnung in Koreatown, wo er mit Frau und Baby lebt.
Er glaube and die Liebe und den Weltfrieden, sagt er. Eher Typ brotloser Künstler als rechter Propagandist. Pepe entstand schon 2005 in einem Comic-Buch von Furie - als einer von vier Twenty-somethings, die in ihrer Wohnung abhängen und Gras rauchen.
Pepe trinkt gern Limo und isst Pizza - ein gechillter Typ eigentlich. Den Namen fand Matt Furie lustig, weil er nach "Pipi” klang - und ein Frosch ist Pepe, weil man beim Zeichnen den breiten Mund in ausdrucksstarke Grimassen verziehen kann. Zum Meme, also zur immer wieder weitergereichten Figur im Internet, wurde Pepe, weil er in einer Szene mit runtergelassenen Hosen pinkelt, statt nur den Schlitz zu öffnen - das fühle sich einfach gut an, sagt Pepe - und dieser Satz machte prompt die Runde im Netz:

Pepe mit Hitlerbärtchen

Damals noch auf Myspace posteten die Nutzer den lässigen Frosch - doch im Laufe der Jahre tauchte Pepe auch in Nazi-Uniform auf, mit Hitlerbärtchen und "Mein Kampf” in der Hand - und auch mit blond-geflufften Haaren als Donald-Trump-Verschnitt. Pepe habe ein Eigenleben entwickelt - es gebe seine Version, sagt Matt Furie, und die Internet-Version.
Und er verdiene an keiner der nicht von ihm stammenden Zeichnungen Geld, versichert er.
Trotzdem frage ich noch mal nach: Wie reagiert er als Künstler, wenn Rassisten seine Kunst für ihre Zwecke nutzen?
"Ich versuche, das nicht zu ernst zu nehmen. Denn wenn man ein bisschen recherchiert, kriegt man raus, das die Bilder mit dem Nazi-Pepe ursprünglich als Witz gedacht waren. Die Rechten, die Pepe jetzt tatsächlich als ihr Symbol verwenden, haben einfach den Witz nicht verstanden. Es ist ein Witz, allerdings ein dummer und geschmackloser.”
Er habe auch mit Anwälten gesprochen, und die hätten gesagt, es sei sehr schwierig, sein Urheberrecht durchzusetzen.
Hillary Clintons Wahlkampf-Team hat Pepe inzwischen einen Artikel gewidmet, in dem er als rassistisches Symbol verurteilt wird. Doch keiner aus dem Team hat mal bei Matt Furie nachgefragt. Der Zeichner hat sich natürlich auch seine Gedanken gemacht, wem er im November seine Stimme gibt:
"Am Anfang war ich von Bernie Sanders richtig begeistert, aber nun werde ich natürlich Hillary wählen - auch wenn sie oder zumindest ihre Leute negativ über mein Baby gesprochen haben."
Und wen würde Pepe wählen? Niemanden, sagt Matt Furie - die vier Figuren im Buch hätten die Uni kaum hinter sich, sie würden sich wohl einfach nur auf dem Sofa zukiffen.
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