Nach der Brexit-Abstimmung

Kulturaustausch in Gefahr

Ein Mann geht am 15.1.2019 mit einem Schild mit der Aufschrift "No deal? No problem!" vor dem britischen Parlament in London über die Straße, hinter ihm sind zahlreiche EU-Flaggen zu sehen.
"No deal ? No problem!" meint ein Demonstrant am Tag der Abstimmung: Katharina von Ruckteschell-Katte sieht das ganz anders. © imago / ZUMA Press
Katharina von Ruckteschell-Katte im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 15.01.2019
Die Leiterin des Goethe-Instituts London sieht mit einem harten Brexit alle Programme im Kultur- und Bildungsbereich in Gefahr. Das Goethe-Institut bemüht sich deshalb, die eigenen Partner zu bestärken.
432 Abgeordnete haben gegen den Brexit-Vertrag gestimmt, 202 Abgeordnete dafür. Für Katharina von Ruckteschell-Katte ist das Ergebnis wieder ein Schritt näher zu einem harten Brexit. Im November hat sie die Leitung des Goethe-Instituts London übernommen, außerdem ist sie für den Bereich Nordwesteuropa zuständig. Für die Arbeit des Goethe-Instituts, sagt sie, wäre ein Brexit "ganz schrecklich". "Kultur hat keine Grenzen. Kultur muss sich austauschen können. Kultur ist global."

Verängstigte Künstler

Sollte es tatsächlich zu einem harten Brexit kommen, so von Ruckteschell-Katte, seien alle Programme, die es im Kultur- und Bildungsbereich gibt, gefährdet. "Das betrifft Stipendien, Visa usw. und würde die Arbeit sehr behindern." Deshalb habe das Goethe-Institut dafür plädiert, gerade jetzt, wo der Brexit passiert, zu investieren - Gelder, aber auch Manpower. Man wolle vor allem die eigenen Partner bestärken. Das seien nämlich die, die gern in der EU geblieben wären.
Besonders Künstlerinnen und Künstler sind seit dem Votum für den Brexit besonders verängstigt, erklärt die Leiterin des Goethe-Instituts London. Sie hätten Angst, abgeschnitten zu werden und nicht mehr die Möglichkeiten zu haben, die sie hatten. Viele würden, wenn sie die Möglichkeit haben, gerade andere Staatsbürgerschaften annehmen. Es gebe viele mit deutschen Wurzeln, die nun die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt haben. Sie beobachte einen "Braindrain". Nach dem Eindruck von Katharina von Ruckteschell-Katte war die gesamte Kulturszene gegen den Brexit, alt wie jung.

Den Brexit im Programm spiegeln

Um den Rückzug Großbritanniens aus der Europäischen Union in den eigenen Kulturangeboten zu spiegeln, hat das Goethe-Institut laut Katharina von Ruckteschell-Katte Programme ins Leben gerufen, die sich inhaltlich mit dem Brexit beschäftigen, zum Beispiel auch Debattierclubs mit Schülern. Außerdem wolle man Menschen in der Provinz erreichen. Im März soll der Brexit außerdem in einer "Europawoche" diskutiert werden.
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