Glücksdroge in der Pandemie

Täglich eine Stunde Musik hören

08:24 Minuten
Blick auf den Bebelplatz in Berlin, wo viele Menschen einem Konzert zuhören
Im Jahr vor der Pandemie hieß es "Staatsoper für alle" auf dem Bebelplatz in Berlin, im Juni 2019. Gemeinsames Musikhören sorge für gute Emotionen, sagt der Neuropsychologe Lutz Jäncke. © imago /POP-EYE / Ben Kriemann
Lutz Jäncke im Gespräch mit Axel Rahmlow · 27.11.2021
Audio herunterladen
Musik kann erwiesenermaßen Emotionen positiv beeinflussen, gerade in deprimierenden Corona-Zeiten. Sie aktiviere das Lustzentrum im Gehirn, sagt der Neurowissenschaftler Lutz Jäncke. Ein gemeinsames Konzerterlebnis steigere die Wirkung.
Angesichts täglich neuer Höchstwerte an Coronainfektionen drohen wieder mehr Konzerte abgesagt zu werden. Dabei kann Musik eine große Hilfe sein, um gegen den wachsenden Frust in der Pandemie anzukämpfen. Und sie gehört elementar zur Weihnachtszeit.

Zu selten das Lustzentrum aktiviert

Musik, die man als angenehm empfinde und die eine „Gänsehaut“ auslöse, aktiviere das Lustzentrum im Gehirn, erklärt der Neurowissenschaftler Lutz Jäncke von der Universität Zürich: „Ich finde immer, dass wir viel zu selten dieses Lustzentrum aktiviert haben.“ In dem „evolutionär sehr alten Hirngebiet“ werde Dopamin ausgeschüttet, ein Transmitter, der depressiven Empfindungen entgegenwirke. Studien hätten das gezeigt. Jäncke empfiehlt deshalb, am Tag eine Stunde Musik zu hören, „um gute Gefühle zu haben“.

Wir stecken uns gegenseitig mit Emotionen an

Am besten sei es, ein Konzert zu besuchen – gemeinsames Musikhören verstärke die Emotion „enorm“, so der Neurowissenschaftler: „Das Bemerkenswerte an Gemeinschaftsempfindungen ist, dass wir uns gegenseitig anstecken mit Emotionen.“ Darauf sei unser Gehirn geeicht: Schließlich sei der Mensch von der Evolution zu einem Sozialwesen entwickelt worden.
Mehr zum Thema