"Monsieur", "ziemlich" und "Willkommen"

Aufgewärmte Titel-Rezepte französischer Filmkomödien

Der französische Regisseur Philippe de Chauveron (rechts) und der Schauspieler Noom Diawara kommen bei der Deutschlandpremiere des Films "Monsieur Claude und seine Töchter" im Kino International in Berlin.
Der französische Regisseur Philippe de Chauveron (rechts) und der Schauspieler Noom Diawara kommen bei der Deutschlandpremiere des Films "Monsieur Claude und seine Töchter" in Berlin © dpa / picture alliance / Britta Pedersen
Von Anna Wollner · 06.08.2016
Geht Ihnen das manchmal auch so? Sie sehen im Kino ein Filmplakat, lesen den Titel und wissen sofort, worum es in diesem Film gehen wird? Ab Donnerstag ist die französische Komödie "Willkommen im Hotel Mama" im Kino. Anlass genug, um mal ein wenig über französische Filmtitel nachzudenken.
Filmausschnitt "Willkommen im Hotel Mama": "Ich hab alles verloren. Wirklich alles. Was treibst du bei Mama? Ich wohn wieder hier. Das gibt’s nicht."
Das gibt es doch – gefühlt wohl in jeder zweiten Komödie aus dem Nachbarland Frankreich. Da zieht das erwachsene, im Leben gescheiterte Kind zurück aufs Dorf zur verwitweten Mutter, die im Rentenalter die Libido wiederentdeckt und sich mit dem Internet schwertut.
"Willkommen im Hotel Mama" ist der deutsche Verleihtitel. Im Original heißt die launige Komödie "Retour chez ma mère", im Deutschen befand man: ein Querverweis zum französischen Überhit von vor acht Jahren kann nicht schaden. Vielleicht lockt das die ein oder anderen Zuschauer mehr ins Kino.
Filmausschnitt "Willkommen bei den Schtis": "Ich hab ne gute und ne schlechte Nachricht. Sie versetzen dich in den Norden. Den Norden? Nein. Nach Lyon? Nein, Nord pas de Calais. In die Nähe von Lille. Lille? Was für ein Lile."
Spätestens seit "Willkommen bei den Schtis" boomt nicht nur die Tourismusbranche im Norden Frankreichs.
Es boomt auch die Filmkomödientitelbranche mit den immer gleichen Versatzstücken: eine Assoziation mit einem hiesigen Gewächs – "Birnenkuchen mit Lavendel", französisch klingende Namen "Unterwegs mit Jaqueline", "Die Fabelhafte Welt der Amelie" oder "Mademoiselle Populaire". Oder ein "Ziemlich". Wie zum Beispiel im Erfolgshit "Ziemlich Beste Freunde" um einen Querschnittsgelähmten und seinen chaotischen Pfleger.

Wieder mal ein ungleiches Paar

Filmausschnitt "Ziemlich beste Freunde": "Und was sagen die Ärzte zu diesem Thema? Mit dem Fortschritt der Wissenschaft werden die mich durchbringen bis ich 70 bin. Mit Massagen und Stärkungsmitteln. Das ist alles sehr teuer aber ich bin ja ein reicher Querschnittsgelähmter. Ich würde mir die Kugel geben. Aber auch das ist schwer für einen Querschnittsgelähmten. Stimmt. Richtig."
Im September kommt nun "Mein ziemlich kleiner Freund" in die Lichtspielhäuser. Wieder geht es um ein ungleiches Paar. Eine Frau mit Durchschnittsgröße irgendwo zwischen 1,65 und 1,75 verliebt sich in einen Mann. Gerade mal 1 Meter 36 groß. Warum der ausgerechnet von der französischen Allzweckwaffe Jean Dujardin, eigentlich 1,82 groß und mit Körperdouble und Tricks um 46 Zentimeter gekürzt, gecastet wurde, bleibt wohl ein Rätsel.
Ganz wichtig sind übrigens auch Namen im Titel. Knapp vier Millionen Deutsche haben "Monsieur Claude und seine Töchter" seit 2014im Kino gesehen. Es geht, naja, sie werden sich nicht wundern eben um Monsieur Claude und seine Töchter. Ein konservativer, alter Mann, der nacheinander seine vier Töchter unter die Haube bringen will. Und – so ist das im multikulturellen Frankreich manchmal eben – die Damen in seinen Augen die Falschen wählen. Einen Juden, einen algerischstämmigen Moslem und einen Chinesen. Als das Nesthäkchen einen Schwarzen Katholiken ehelichen will, rastet Monsieur Claude aus.

Hier Sohn, da Tochter - aber wieder falsch verheiratet

Filmausschnitt "Monsieur Claude und seine Töchter": "Ich und Rassist? Bitte. Ich bin Republikaner und Gaulist. Wie schon mein Vater. Beruhige dich. Ich habe immerhin drei von meinen vier Töchtern Männern mit Migrationshintergrund überlassen."
28,6 Millionen Euro hat "Monsieur Claude und seine Töchter" hierzulande eingespielt. Ein Erfolg, an den so mancher Verleih gerne anknüpfen möchte. Aus Claude wurde jetzt Henri – in "Frühstück bei Monsieur Henri", der im Juli ins Kino kam. Statt Töchtern hat der pensionierte Steuerberater einen Sohn, der, geht es nach ihm, mit der falschen Frau verheiratet ist. Aber darum geht es erstmal gar nicht. Alleine in einer viel zu großen Wohnung sucht er eine Untermieterin, findet Constance und bietet widerwillig und mit viel Grummeln eben "Frühstück bei Monsieur Henri"
Dabei sind "Monsieur Claude und seine Töchter" und eben das "Frühstück bei Monsieur Henri" in bester Gesellschaft der "Kinder des Monsieur Matthieu". Ältere Herren im Rentenalter, die Menschen um sich scharen und ihren eigenen Kinofilm bekommen. An der Kinokasse heißt es daher vielleicht bald: Zweimal "Willkommen bei Monseur Henri und seinen ziemlich besten Töchtern. Es gibt zum Frühstück kleinen Birnenkuchen mit Lavendel".
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