MeToo im Alltag

Angefasst: Über unerwünschte sexuelle Begegnungen mit Männern

57:29 Minuten
Eine Demonstrantin hält ein Schild mit dem Twitter-Hashtag #MeToo und der sich wiederholenden Aufschrift "and her too" in die Höhe.
Viele Frauen waren schon einmal sexualisierter Gewalt ausgesetzt. © picture alliance / AP Photo / Ted S. Warren
Von Susanne Burkhardt und Tonja Salomon · 14.11.2021
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Wie der 17-jährigen Aimee in der Serie „Sex Education“ geht es vielen Frauen auch in der Realität: Sie werden von Männern sexuell belästigt. Drei Frauen erzählen von ihren Erfahrungen.
Aimee ist 17. Auf der Fahrt in die Schule holt sich ein Mann an ihr einen runter und ejakuliert auf ihre Jeans. Danach ist Aimees Welt- und Männerbild erschüttert. Sie kann nicht mehr Bus fahren, hat Probleme mit ihrem Freund und sie fragt sich: "Wenn jemand, der so freundlich aussieht, so etwas tut – dann könnte jeder Mann so etwas machen."
Beim Nachsitzen in der Schule mit anderen jungen Frauen erfährt sie, dass alle Ähnliches erlebt haben. Und dass sie eins verbindet: unangenehme Erlebnisse mit übergriffigen Männern.
Aimees Geschichte ist fiktiv und wird in der britischen Serie "Sex Education" erzählt. Die Autorin der Serie Laurie Nunn jedoch hat die Situation selbst erlebt und ist damit nicht allein.

Schweigen aus Scham

Viele Frauen haben schon einmal solche oder ähnliche Erfahrungen gemacht. Egal, ob im Familienkreis, mit Bekannten oder ganz Fremden. Ein Phänomen, über das die Betroffenen meist schweigen, denn sie schämen sich, fühlen sich schuldig, sind verunsichert und oft traumatisiert.
Fragt man aber gezielt im Freundinnen- und Bekanntenkreis nach ähnlichen, harmloser scheinenden oder schwerwiegenderen Geschichten, fällt fast jeder Frau etwas ein. Stellvertretend für all die Betroffenen erzählen hier drei Frauen ihre Geschichten: Elisabeth, Lila* und Vanessa.

Nebenwirkungen und Langzeitfolgen

Elisabeth, die bei einer Party betrunken im Zelt bedrängt wurde, fühlt sich mit der Aufarbeitung allein. Sie berichtet, wie lange Übergriffe, wie der von ihr erlebte, nachwirken und wie zermürbend und frustrierend es ist, wenn einem das Erlebte nicht geglaubt wird und davon, wie langwierig und schmerzhaft das Strafverfahren ist. Und warum sie dennoch Anzeige erstattet hat.
Neben den Versuchen, das Erlebte zu bewältigen, erzählen die Drei auch davon, was ihnen konkret geholfen hätte und geholfen hat.
*Name auf Wunsch geändert

Hilfs- und Unterstützungsangebote für betroffene Frauen:
Wer selbst betroffen ist oder jemanden kennt, die oder der Opfer sexueller Gewalt ist, kann sich beispielsweise unter der Nummer 08000 116 016 oder per Online-Beratung an das Hilfetelefon wenden. Das ist ein vertrauliches, kostenfreies 24-Stunden-Beratungsangebot, das anonyme, mehrsprachige und barrierefreie Unterstützung bietet.

Was betroffenen Frauen empfohlen wird:
- das Gespräch mit Vertrauten suchen
- Spuren sichern (bis zu 72 Stunden nach der Tat – alles, was der Täter berührt hat)
- Fotos vom Tatort, von den Verletzungen
- Anzeige erstatten (kann schriftlich oder persönlich erfolgen), auch später noch möglich, am besten aber innerhalb von drei Monaten
Wichtig: Frauen haben Anspruch darauf, von einer Frau vernommen zu werden!

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