MeToo-Debatte bei Film, TV und Theater

Neue Vertrauensstelle gegen sexuellen Missbrauch

Eine Frau hält sich einen Arm vor das Gesicht, auf dem mit roter Farbe geschrieben steht: MeToo
Sexuelle Belästigung und Machtmissbrauch an der Bühne, bei Film und Fernsehen: eine neue Vertrauensstelle soll Hilfe bieten. © imago
Marc Grandmontagne im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke · 01.06.2018
Film-, Fernsehen- und Theaterverbände haben eine Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung eingerichtet. Marc Grandmontagne vom Deutschen Bühnenverein betont die besondere Schutzbedürfigkeit von Schauspielerinnen und Schauspielern.
Seit Monaten wird weltweit über sexuelle Belästigung und Machtmissbrauch diskutiert. Die Verbände und Gewerkschaften der Film- und Fernsehbranche in Deutschland haben nun auf die MeToo-Debatte reagiert. Gemeinsam mit Vertretungen der Produzenten und Produzentinnen, der Sender, Theater und Orchester haben sie eine unabhängige Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt eingerichtet.

Juristischer und psychologischer Rat

Betroffene sollen bei der neuen Anlaufstelle juristischen Rat und psychologische Hilfe erhalten, sagt Marc Grandmontagne, Geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins, einer der Verbände, die die neue Anlaufstelle mitgegründet haben. "Insofern kann man sich auch mit seinen Ängsten und Nöten dorthin wenden."
Zudem sollen allgemeine Handlungsrichtlinien und -hilfen für die Film-, Fernseh- und Theaterbranche erarbeitet werden: "Bei den Beschwerden oder Vorfällen, die dort gemeldet werden, wollen wir – als die beteiligten Verbände – natürlich auch auf einer anonymisierten, abstrakten Ebene herausbekommen: Wer wendet sich dahin, mit welchen Anliegen? Was können wir für unseren Bereich daraus lernen? Das heißt, wir als Bühnenverein können dann überlegen, was können wir an strukturellen Input daraus ziehen."

Beim Theater-Machen wurden "zu viele Grenzen verschoben"

Im Zuge der MeToo-Debatte fiel bisweilen oft das Argument, Schauspieler und Schauspielerinnen müssten aus künstlerischen Gründen extreme Situationen in Kauf nehmen. Ihre Arbeit sei mit regulären Arbeitsverhältnissen daher nicht vergleichbar und es würden bezüglich sexueller Übergriffe andere Maßstäbe gelten. Dem kann Grandmontagne nicht zustimmen – im Gegenteil: "Gerade vor dem Hintergrund, dass sich jemand auf der Bühne emotional und körperlich exponiert, steigen die Schutzanforderungen eher."
Daher sei es wichtig, die Grenzen noch einmal zu definieren. "Es gibt viele Beispiele in der Vergangenheit, von denen man lernen kann: So geht es nicht! Weil beim Theater-Machen vielleicht zu viele Grenzen verschoben worden sind."
Die Anlaufstelle ist nicht beim Bund angesiedelt, sondern wird durch einen privaten Verein getragen. (lk)
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