Medienberichte

    Carlo Chatrian soll Berlinale ab Mitte 2019 leiten

    Der Italiener Carlo Chatrian bei der Eröffnung des Filmfestivals von Locarno 2015
    Der Italiener Carlo Chatrian bei der Eröffnung des Filmfestivals von Locarno 2015 © dpa / picture alliance / Urs Flueeler
    Filmkritiker Patrick Wellinski im Gespräch mit Andrea Gerk · 19.06.2018
    Aus dem Tessin nach Berlin? Mehrere Medien berichten, dass Carlo Chatrian ab 2019 die Nachfolge von Berlinale-Chef Dieter Kosslick antreten soll. Der Italiener ist derzeit Leiter des Filmfestivals von Locarno.
    Am Freitag soll der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Berlinale-Direktor Dieter Kosslick offiziell vorgestellt werden. Doch bereits am Dienstag meldeten mehrere Medien einen Namen: Carlo Chatrian, Leiter des Filmfests von Locarno, soll die Leitung des Berliner Filmfestivals übernehmen. Das berichteten übereinstimmend der Sender rbb und die Zeitungen "B.Z." und "Bild".
    Nach Einschätzung des Deutschlandfunk-Kultur-Filmredakteurs Patrick Wellinski ist die Wahl Chatrians durchaus wahrscheinlich, denn auch nach seinen Informationen war der Locarno-Direktor bereits in der engeren Auswahl der Kommission: "Dies scheint keine Fake News zu sein, wobei allerdings die Unterschrift noch nicht steht."
    Vorausgesetzt, dass sich die Nachricht dann auch bestätigt, findet Wellinski hohes Lob dafür, dass die Wahl auf Chatrian fiel:
    "Ich finde: eine sehr positive Nachricht. Das ist eine richtige Wahl, wir können uns freuen auf die Ausgaben, die Carlo Chatrian der Berlinale noch bescheren wird."

    Chatrian bringt Erfahrung als Festivalleiter mit

    Nach Einschätzung des Filmkritikers hat Chatrian vor allem für seine Arbeit in Locarno hohe berufliche Anerkennung verdient: "Er hat dieses Festival, das 2012 so ein bisschen rumkrebste, das nicht wusste, wohin und ein bisschen ziellos war, auf einen stark cinephilen Kurs gebracht. Und wenn wir uns erinnern: Die große Kritik von Regisseuren und von Kritikerkollegen an der Berlinale in den letzten Jahren war, dass man sich dort zu wenig inhaltlich orientiert, zu stark populistisch denkt. Und Carlo Chatrian steht ja vielleicht genau für das Gegenteil, für das inhaltliche Denken."
    Schließlich habe Chatrian Regisseure wie Hong Sang Soo oder Lav Dias groß gemacht. "Ich glaube Chatrian ist jemand, der keine Kompromisse macht, der einen guten Puls hat für das, was gerade angesagt ist, was modern ist und was moderne Filmkunst bedeutet", betont Wellinski.
    Nach Einschätzung des Filmkritikers spricht zudem ein weiteres Argument für Chatrian: "Als Locarno-Leiter muss er auch das größte Open-Air-Festival-Kino der Welt bespielen, das 8000 Leute fasst, also er hat auch ein Publikumsfestival verwaltet." Und solch ein Publikumsfestival sei ja schließlich auch die Berlinale.

    Kosslick war seit 2001 Direktor

    Der wohl nach der Berlinale im kommenden Jahr scheidende Festivalleiter Kosslick ist seit 2001 Chef der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Sein Vertrag läuft noch bis Mai 2019.
    Für die Nachfolge war vom zuständigen "Aufsichtsrat der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin" eine Findungskommission eingerichtet worden. Sie hatte nach eigenen Angaben zahlreiche Gespräche mit Produzenten, Regisseuren, Schauspielern, Festivalkennern und auch Beschäftigten der Berlinale geführt.
    Die Berlinale ist neben Cannes und Venedig eines der wichtigsten Filmfestivals weltweit. Das Festival von Locarno im schweizerischen Kanton Tessin findet seit 1946 jeweils im August statt.
    (sru/cre)
    Mehr zum Thema