Mars-Missionen 2020

Der Mond als Sprungbrett

07:15 Minuten
In einer Londoner Ausstellung wird der Mars gezeigt und davor ist der Schatten eines Besuchers zu sehen.
Der Flug zum Mars gehört zu den Menschheitsträumen: Aber bis dahin ist es ein weiter, komplizierter Weg. © picture-alliance/Stephen Chun/London News Pictures via ZUMA
Ulrich Walter im Gespräch mit Ute Welty  · 28.12.2019
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Die technologischen Herausforderungen für Mars-Missionen sind unverändert groß, sagt der frühere Astronaut Ulrich Walter. Zu meistern seien sie nur durch Zusammenarbeit, nicht durch Konkurrenz.
Im neuen Jahr 2020 sind gleich vier Missionen zum Mars geplant. Dabei wollen die Weltraumforscher das günstige Zeitfenster nutzen, denn zwischen Juli und August sind sich der rote Planet und die Erde so nah, dass der Flug nur sechs bis zehn Monate dauert. Neben der US-amerikanischen NASA und der europäischen Weltraumorganisation ESA wollen auch China und die Vereinigten Arabischen Emirate an den Start gehen.

Probleme der Mars-Missionen

Der Druck auf die Missionen sei sehr groß, sagt der ehemalige Astronaut und heutige Professor an der Technischen Universität München Ulrich Walter. Wenn man sich die Statistik der bisherigen Mars-Missionen ansehe, sei diese ziemlich schlecht. "Bis in die 80er-Jahre sind nur 50 Prozent aller Missionen erfolgreich gewesen", sagt Walter. Das liege neben dem Zeitdruck auch daran, dass der Abstieg auf der Marsoberfläche sehr schwierig sei. Die Schwerkraft des Mars sei sehr viel größer als die des Mondes. Um sanft zu landen, seien besondere Technologien nötig, von denen viele versagt hätten.
Ulrich Walter, deutscher Astronaut, sitzt im Rahmen einer Veranstaltung zum 50. Jubiläum der Mondlandung im Deutschen Museum auf dem Podium.
Der frühere Astronaut Ulrich Walter ist heute Professor an der Technischen Universität München. © picture-alliance/dpa/Matthias Balk
Das größte Problem sei die mangelnde Zuverlässigkeit der Technologien, so Walter. Wenn er heute gefragt würde, ob er selbst zum Mars fliegen wolle, würde er ablehnen. "Wenn ich mich da reinsetze, weiß ich, ich würde da nie zurückkommen auf die Erde – und das möchte ich nicht." Der Mond müsse deshalb als Sprungbrett zum Mars genutzt werden. Dort müssten die Technologien so zuverlässig gemacht werden, dass man sicher sein könne, dass sie auch auf dem Mars funktionierten.
"Sie können auch nicht einfach zurückfliegen", sagt Walter. "Wenn Sie einmal auf dem Mars sind, müssen Sie ein Jahr warten, um die richtige Konstellation zwischen Mars und Erde wieder abzuwarten, damit Sie auf dem Rückflug tatsächlich die Erde wieder treffen." Von der technischen Zuverlässigkeit hänge alles ab, sagt Walter. "Daran müssen wir noch zehn bis 15 Jahre arbeiten."

Elon Musk will in die Geschichtsbücher

Der frühere Astronaut betonte, dass die Mars-Missionen einen so hohen finanziellen Aufwand erforderten, dass Zusammenarbeit sehr wichtig sei. Es mache wenig Sinn, wenn man gegeneinander arbeite. Der Tesla-Gründer und Milliardär Elon Musk werde mit der Nasa zusammen in den 2030er-Jahren zum Mars fliegen. Er nehme dessen Pläne sehr ernst: "Der Elon Musk hat ein Ziel in seinem Leben, er möchte in die Geschichte der Menschheit eingehen." Das werde eines Tages in den Geschichtsbüchern stehen.
Auch wenn Musk die technischen Herausforderungen mit seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX meistern könne – das nötige Geld übersteige seine Möglichkeiten, obwohl er jährlich eine Milliarde US-Dollar investiere, sagt Ulrich Walter. Aber er nehme ihm ab, dass er das über Crowdfunding erreichen wolle.
(gem)
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